Nach Sanierung: Neuer Name für Hindenburgbrücke in Betzdorf
Reichspräsident Hindenburg war es, der Hitler zum Kanzler ernannt hatte. Und nach ihm ist eine Brücke in Betzdorf benannt. Der Bürger Uwe Striegl störte sich daran und beantragte einen neuen Namen. Offenbar hat er mit seinem Anliegen nun Erfolg, zumindest teilweise.
Betzdorf. 1925 wurde Paul von Hindenburg zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. Im gleichen Jahr wurde auch die Brücke in unmittelbarer Nähe zur heutigen Stadthalle in Betzdorf nach ihm benannt. Nun steht offenbar fest: Das wird sich in absehbarer Zukunft ändern. Hintergrund: Im November hatte Uwe Striegl einen Bürgerantrag an Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer gestellt, in dem er gefordert hatte, der Hellerbrücke einen neuen Namen zu geben. Begründet hatte dies Striegl damit, dass Hindenburg als Reichspräsident Adolf Hitler 1933 zum Kanzler ernannt hatte. Im Antragstext heißt es zu den Konsequenzen: "Die Folgen waren, dass aufgrund der Terrorherrschaft durch die NSDAP politische Gegner aller Couleur verfolgt wurden und es viele Tote gab. Das Jahrhundertverbrechen Holocaust, sowie die Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg sind Verbrechen der Nationalsozialisten, die Paul von Hindenburg mit der Ernennung Adolf Hitler zum Reichskanzler den Boden bereitete."
Auf Anfrage des AK-Kuriers hatte Stadtbürgermeister Geldsetzer im November angekündigt, dass er den Antrag innerhalb der Verwaltung an die entsprechenden Stellen weiterleiten und in den passenden politischen Gremien andiskutieren lassen wolle. Wie Striegl der Presse mitteilt, hat Geldsetzer ihn via Facebook darüber informiert, dass er das Thema im Ältestenrat besprochen habe. Hier stieß das Anliegen offenbar auf Wohlwollen. So habe man sich auf den neuen Namen Hellerbrücke geeinigt. Die Umbenennung wird allerdings nicht sofort erfolgen. Die Brücke, die Teil einer Landestraße ist, wird im Zuge der Umsetzung des Hellerkreisels umfassend saniert werden müssen. Striegl zufolge will der Stadtbürgermeister beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) anregen, der Brücke nach Fertigstellung einen neuen, offiziellen Namen mit Schild oder Plakette an der Brücke zu geben. Der LBM müsse hierzu noch die Zustimmung erteilen.
Aus Sicht von Striegl hätten Geldsetzer sowie der Ältestenrat mit ihrer Entscheidung ein gutes Zeichen gesetzt. Er stellt dies in Zusammenhang mit Denkmälern, Brücken, Straßennamen oder Plätzen mit historischen Namen, die nach Geschichtsaufarbeitung fragwürdig seien.
Ein Fragezeichen bleibt allerdings noch. Denn mit der Umbenennung würde Striegls Anliegen nicht in Gänze Realität. Er empfiehlt als neuen Namen nämlich nicht Hellerbrücke. Stattdessen soll das Bauwerk nach Fritz Bauer benannt werden. Der damalige Generalstaatsanwalt von Hessen war es, "der die Frankfurter Auschwitzprozesse (1963 bis 1981) mit seinem vorbildlichen Einsatz ermöglichte", erinnert Striegl und begründet dies konkreter so: "Ich bin der Ansicht, dass die offizielle Würdigung von Fritz Bauer vonseiten der Stadt Betzdorf ein gutes Zeichen wäre im Kontext Aufarbeitung der Verbrechen im Nationalsozialismus." In einer persönlichen Nachricht habe Striegl den Stadtbürgermeister darum gebeten, dass seinen Vorschlag im Rahmen der Benennung von Straßennamen oder Gebäuden im Stadt- und Verbandsgemeindegebiet zu berücksichtigen, im Stadt- und Verbandsgemeinderat thematisiert wird.
Striegl abschließend: "Der Mut von Fritz Bauer und sein vorbildliches Engagement bei der Verfolgung von NS-Tätern sollte man in unserer Stadt und Region würdigen." (PM/ddp)
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