"Schnipp-schnapp - Haare ab" - Kleine Person aus Gebhardshain ganz groß
Wie ein Weihnachtsmärchen klingt die Geschichte von Lotta Jestrimsky aus Gebhardshain. Das Mädchen aus Gebhardshain ließ seine Haare wachsen und wachsen. Und zwar für den guten Zweck. Die fachgerecht in Schönstein abgeschnittenen Haare werden an die Kinderkrebshilfe weitergeleitet, damit daraus Perücken entstehen können.
Wissen-Schönstein/Gebhardshain. Für an Krebs erkrankte Kinder ist der Verlust der eigenen Haare besonders schlimm. Haarausfall macht ihre Krankheit für alle sichtbar, viele werden dadurch ständig auf die Krankheit angesprochen oder sogar auf dem Schulhof gehänselt. Für diese Kinder sind Echthaar-Perücken ein wertvolles Stück Lebensqualität. Die Haarspenden werden an die Kinderkrebshilfe weitergeleitet, deren Partner aus Echthaar Perücken für Kinder herstellt, die ihre eigenen Haare aufgrund einer Krankheit verloren haben und sich eine solche Perücke sonst nicht leisten könnten (die Kosten für eine Echthaarperücke liegen preislich bei etwa 1500 bis 3000 Euro).
So klingt sie fast wie ein Weihnachtsmärchen, die Geschichte von Lotta Jestrimsky aus Gebhardshain, die erst kürzlich ihren sechsten Geburtstag feierte. Das kleine Mädchen ist nicht nur mutig, sondern sie hat ein ganz großes Herz.
Im Alter von vier Jahren hörte sie davon, dass man Haare spenden kann für an Krebs erkrankte Kinder deren Haare ausgefallen sind. Lottas Entschluss stand schnell fest und fortan durften sogar die Haarspitzen nicht mehr geschnitten werden, sondern die Haare wurden für den guten Zweck gezüchtet. "Das war ihr ganz eigener Wunsch und als sie mir davon erzählt hat, waren mein Mann und ich sofort einverstanden", so Mama Eva Jestrimsky. Dabei weiß Lotta vermutlich nicht, als sie an diesem Nachmittag Platz nimmt in einem Friseursalon in Schönstein – dass sie das gleiche gute Werk tut wie vor ihr bereits der Popstar Miley Cyrus und die britische Herzogin Kate.
Wie schön wäre es, wenn Lottas gutes Beispiel dazu anregen würde, ebenfalls Haare zu spenden. Selbst früher geschnittene alte Zöpfe sind verwendbar und können nach bis zu 70 Jahren Aufbewahrungszeit immer noch verwendet werden.
Frisörin Petra Hassel bringt eine Sitzerhöhung, damit sich Lotta die jetzt doch ein wenig nervös ist, im Spiegel sehen kann. Ganz kurze Haare will sie aber auf keinen Fall haben. Mama Eva zieht schnell noch ihr Handy aus der Tasche für ein letztes Foto der über 30 Zentimeter langen Haarpracht. Friseurin Petra Hassel fährt mit der Hand mehrfach durch das Haar: "Perfekt bis in die Spitzen." Dann wird es ernst. Die Haare werden oben und unten mit einem Gummi fixiert und anschließend mit der Maschine in Nackenhöhe glatt abgeschnitten. Anschließend wird der lange Zopf der jetzt strahlenden Lotta in die Hand gedrückt.
"Der Haarschnitt geht aufs Haus, das machen wir bei Spenden immer so", verkündet Friseurmeisterin Petra Hassel. Gerade zweimal in diesem Jahr haben Jugendliche ihre Haare gespendet. Lotta ist die dritte und jüngste. Wem das kleine Mädchen mit ihrer Spende hilft, wird sie wohl nicht erfahren. Die meisten betroffenen Kinder bleiben anonym. Das ist zwar ein bisschen schade, aber für Lotta ist es wichtig, dass sie vor Weihnachten einem Kind ihre Haare als Geschenk machen kann.
Der neue Bob steht ihr ausnehmend gut, die Mama ist auch zufrieden. Lotta plant bereits die nächste Spende: "Wenn ich 13 bin, sind die Haare wieder genauso lang, dann komme ich wieder."
Ganz sicher haben Papa Björn und die zweijährige Schwester Edda gestaunt, als eine veränderte Lotta nach Hause kam. Die Familie kann stolz sein auf ihre kleine Heldin, der das Wohlergehen eines fremden Kindes so am Herzen liegt. (ma)
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