Freude und Sorgen der Jugendfeuerwehren während der Corona-Pandemie
Unter der Corona-Pandemie leidet nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Vereinsleben. Davon betroffen sind die freiwilligen Feuerwehren im Land und besonders schwer auch deren Nachwuchsgruppen, die Jugendfeuerwehren. So fällt der diesjährige Jahresbericht der Jugendfeuerwehren auch eher gemäßigt aus, zeigt aber auch Grund zur Freude.
Kreis Altenkirchen. Laut Kreisjugendjugendfeuerwehrwart Volker Hain gibt es 21 Jugendfeuerwehren im Kreis Altenkirchen. Die Jugendwarte vor Ort haben versucht, aus der Distanz Kontakt zum Nachwuchs zu halten, etwa mit Videokonferenzen oder Aufgabenpaketen, die die Kinder und Jugendlichen zu Hause lösen konnten. Auch in der Zwangspause sei man kreativ gewesen und habe versucht, auf dem digitalen Weg in Kontakt zu bleiben. Die Pandemie habe zumindest dazu beigetragen, digitale Angebote weiter auszubauen. Es gehe auch darum, das Gefühl zu vermitteln: "Wir vergessen euch nicht, wir sind weiterhin für euch da", so der stellvertretende Kreisjugendfeuerwehrwart Daniel Richter, der auch gleichzeitig Jugendwart der Jugendfeuerwehr Asdorftal ist.
"Es ist wirklich so, dass die Jugendarbeit zeitweise fast zum Erliegen gekommen ist", so Richter. Es sei eine Herausforderung, die Motivation bei den Kindern und Jugendlichen aufrechtzuerhalten. "Wir leben davon, dass wir Aktivitäten bieten können, die man in der Pandemie nicht durchführen kann". Etwa die Arbeit mit großen Fahrzeugen und Technik, Zeltlager oder Wettkämpfe. Das sei zurzeit nur teilweise oder gar nicht möglich.
Rückt weniger Nachwuchs nach?
Ob sich die Pandemie langfristig auf das Nachrücken junger Menschen in die aktiven Feuerwehren auswirkt, könne man derzeit noch nicht abschätzen. Einen Mitgliederschwund könne man aber auch nicht feststellen. "Die Jungen und Mädchen halten den Jugendfeuerwehren die Treue", sagt der langjährige zweite stellvertretenden Kreisjugendfeuerwehrwart Achim Schlosser. In den Jugendfeuerwehren engagieren sich Jugendliche von 10 bis 18 Jahren. Je nach Löschgruppe wechseln die Jugendlichen meist mit 16 Jahren in den aktiven Einsatzdienst.
Hinzu kommen die Bambini-Feuerwehren mit Sechs- bis Zehnjährigen, bei der es vor allem um spielerische Brandschutzerziehung geht. Bei den Jüngsten gibt es durch Neugründungen die größten Zuwächse, so dass die Mitgliederzahlen insgesamt sogar steigen. Viele Löschgruppen haben aktive Mitglieder gefunden, die sich bereiterklärt haben, in den Bambinigruppen mitzuarbeiten. Dieses Engagement sorgt für mehr Nachwuchs in den Jugendfeuerwehren.
Das zweite Pandemie-Jahr war alles andere als zufriedenstellend für den Kreisvorstand. Die bei den Jugendlichen so beliebten Veranstaltungen wie Kreiszeltlager und Ausflugsfahren in Freizeitparks konnten leider nicht stattfinden. Nur ganz wenige Abschlussübungen wie etwa bei der Jugendfeuerwehr Betzdorf konnten durchgeführt werden. Somit haben sich die Jugendlichen aus den unterschiedlichen Verbandsgemeinden teils über 18 Monate im Rahmen der Jugendfeuerwehr nicht sehen können. Der so wichtige soziale Kontakt untereinander sowie die Vermittlung des Gemeinschaftsgefühls ist gänzlich weggebrochen. Selbst Wettkämpfe und Leistungsnachweise seien, wenn überhaupt, nur schwer umsetzbar gewesen.
"Somit wird es Jahrgänge geben, denen nicht die Möglichkeit zum Erreichen einer Auszeichnung gegeben wurde", bedauerte auch Wettkampfwart Tim Kölzer.
Normalerweise ist der Terminkalender einer Jugendfeuerwehr prall gefüllt. Hinzu kommen Termine auf Verbands- und Kreisebene. Doch seit den Einschränkungen durch die Pandemie ruhte nicht nur im Kreis Altenkirchen coronabedingt der Übungsbetrieb - und das hat Folgen. Denn ein Hobby, das man nicht mehr ausüben darf, droht schnell uninteressant zu werden. Daher befürchtete man auch starke Abgänge von Jugendlichen.
Keine weißen Flecken mehr
Bei all den Einschränkungen und Verzichten im letzten Jahr gab es aber auch erfreuliche Meldung im Jahreskalender der Jugendfeuerwehr. So konnte durch die Neugründung der Jugendfeuerwehr Hamm/Sieg der letzte weiße Fleck auf der Landkarte abgedeckt werden, wo es bis dato noch keine Jugendfeuerwehr gab. Im 37. Jahr der Kreisjugendfeuerwehr ist es nun gelungen, flächendeckend in jeder Verbandsgemeinde Jugendfeuerwehren zu gründen. Ein toller Erfolg in einem sehr schwierigen Pandemiejahr.
Ebenfalls erfreulich war die Anschaffung von Spiel- und Sportgeräten für alle Jugendgruppen. Der Förderverein der Jugendfeuerwehren im Kreis Altenkirchen investierte über 4.000 Euro, um den Jugendfeuerwehren wunschgemäßes Equipment für die Freizeitgestaltung zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls konnten alle Jugendfeuerwehren ihr digitales Ausstattungspaket über die Landesjugendfeuerwehr ergänzen, um zum Beispiel online Übungen durchführen zu können. Hiervon machen die Jugendwarte reichlich Gebrauch.
Philipp Krämer, Fachbereichsleiter des Jugendforums, kann der Pandemie ebenfalls etwas Gutes abgewinnen. Trotz den Beschränkungen der Corona-Pandemie war auch das Jugendforum im Jahr 2021 sehr aktiv. Ein persönliches Treffen aller Jugendsprecher aus dem Kreis war nicht möglich, dafür erprobte sich das Jugendforum erstmalig in Onlinekonferenzen. Auch die Online-Sitzungen hatten eine gute Resonanz. Da die Jugendlichen durch Home-Schooling bestens mit der Technik und Kommunikation vertraut waren, erfolgten die Sitzungen sehr diszipliniert und zielorientiert. Aus aktuellem Anlass beschäftigte sich das Jugendforum schwerpunktmäßig mit der Öffentlichkeitsarbeit für die Jugendfeuerwehren, sodass trotz der Corona-Pandemie auch weiterhin neue Mitglieder gewonnen werden können. Hierzu wurde auch eine Arbeitsgruppe gebildet, die zukünftig eine eigene Präsenz des der Jugendfeuerwehren im Kreis in verschiedenen sozialen Medien aufbauen möchte.
Die Mitglieder des Jugendforums waren sich einig, dass auch in Zukunft Online-Jugendforen stattfinden sollen, da die Organisation schneller und einfacher ist. Dennoch sollen auch zukünftig wieder Präsenzsitzungen stattfinden, da hierbei ein anderes „WIR-Gefühl“ entsteht.
Ein weiterer Grund zur Freude ergab die Abfrage der jährlichen Mitgliederzahlen. Zu Beginn der Pandemie hatte man noch befürchtet, dass viele Mitglieder abwandern. Die Bilanz zum Ende des Jahres 2021 zeigt jedoch ein deutliches Plus an Mitgliedern in den Jugendfeuerwehren. "Derzeit engagierten sich 409 Mitglieder in den 21 Jugendfeuerwehr. Dies sind 30 Jugendliche mehr als im letzten Jahr", so Hain. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 waren 314 Jugendliche in den Nachwuchsgruppen der Feuerwehren. Mit 409 Mitglieder habe man erstmals die 400er Marke überstiegen und den höchsten Mitgliederstand seit Bestehen der Kreisjugendfeuerwehr erzielt. Dies sei zurückzuführen auf die hervorragende Arbeit der Jugendwarte mit deren Betreuerteam, wofür sich der Kreisvorstand recht herzlich bedankte.
Wann die Jugendfeuerwehren wieder ihren Dienstbetrieb aufnehmen können, mag seitens des Vorstandes niemand einschätzen. Somit ist der Wunsch der Jugendwarte wie auch der Jugendlichen für das neue Dienstjahr klar: Zurück zur Normalität und Wiederaufnahme des Übungsbetriebes. Dem schließt sich der Kreisvorstand an und hofft noch vor den Sommerferien bereits die ersten Aktivitäten anbieten zu können.
Zu guter Letzt bedankt sich Kreisjugendfeuerwehr Volker Hain und dessen beiden Stellvertreter Achim Schlosser und Daniel Richter bei allen Freunden, Helfern und Unterstützern der Jugendfeuerwehren im Kreis Altenkirchen und freut sich auf ein hoffnungsvolles Jahr 2022. (PM)
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