Werbung

Nachricht vom 13.01.2022    

Koblenzer Zoll: 343 Baufirmen im ersten Halbjahr 2021 kontrolliert

Unsaubere Praktiken im Visier: Das Hauptzollamt Koblenz, das auch für den Landkreis
Altenkirchen zuständig ist, hat im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres 916 Arbeitgeber in der Region kontrolliert, darunter 343 Baufirmen. Im Fokus der Fahnder dabei: Illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Verstöße gegen geltende Mindestlöhne.

Zöllnerin bei einer Baustellen-Kontrolle: Im Baugewerbe verstoßen noch immer viele Firmen gegen die Regeln – vor allem, wenn es um den Lohn geht, kritisiert die IG BAU.(Foto: IG BAU / Tobias Seifert)

Kreis Altenkirchen. Allein Baufirmen bekamen 343 Mal Besuch von der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Die IG BAU beruft sich dabei auf eine Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Grüne).

Demnach hatten es die Koblenzer Zöllner häufig mit Tricksereien beim Lohn zu tun: In der ersten Jahreshälfte leiteten die Beamten in der gesamten Region 287 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten ein – etwa weil Mindestlöhne unterschritten, gar nicht oder zu spät gezahlt wurden. Hierbei wurden Bußgelder in Höhe von rund 627.000 Euro verhängt – davon 47.200 Euro gegen Bauunternehmen.

„Die Zahlen zeigen, dass es viele Firmen mit der Bezahlung ihrer Beschäftigten nicht so genau nehmen. Sowohl bei den speziellen Branchenmindestlöhnen wie auf dem Bau als auch beim gesetzlichen Mindestlohn“, kritisiert Walter Schneider, Bezirksvorsitzender der IG BAU Koblenz-Bad Kreuznach. Der Gewerkschafter begrüßt die Pläne der Ampel-Koalition in Berlin, das gesetzliche Lohn-Minimum auf 12 Euro pro Stunde anzuheben. Allein im Kreis Altenkirchen dürften damit die Einkommen Tausender Menschen spürbar steigen.

Allerdings müsse der Staat sicherstellen, dass sich die Firmen auch an die Vorschriften hielten – und für einen „höheren Kontroll-Druck“ sorgen. Das gelinge jedoch nur, wenn die FKS beim Hauptzollamt Koblenz personell erheblich aufgestockt werde.

„Klettert der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro und bleibt es gleichzeitig bei der bisherigen Kontrollquote, ist die Gefahr für Arbeitgeber, bei Mindestlohnverstößen ertappt zu werden, verschwindend gering. Da muss man dann schon von reinen ,Placebo-Kontrollen‘ sprechen“, so Schneider. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts würden in Deutschland 7,2 Millionen Beschäftigte von einer Mindestlohn-Erhöhung auf 12 Euro profitieren. „Das sind 7,2 Millionen Lohntüten, auf die der Staat zusätzlich einen Blick werfen muss“, betont Schneider.

Die IG BAU kritsiert zudem ein „staatliches Zuständigkeits-Wirrwarr“ bei den Kontrollen. Das führe häufig dazu, dass Missstände ungeahndet blieben. So seien etwa die Arbeitsschutzbehörden, die über die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und Standards bei Unterkünften ausländischer Beschäftigter wachen, personell unterbesetzt. Außerdem hätten sie im Zuge der Pandemie weitere Aufgaben – wie die Kontrolle der Homeoffice-Verordnung – bekommen. Die FKS des Zolls hingegen kümmere sich um die Prüfung von Lohn- oder Steuerabrechnungen. Bei Verstößen verhänge die FKS zwar Sanktionen gegen die Firmen. Bauarbeiter müssten sich dann aber um den Lohn, um den sie geprellt wurden, selbst kümmern.

„Perspektivisch brauchen wir eine staatliche Arbeitsinspektion, die als übergeordnete Behörde die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte und Sozialvorschriften sicherstellt“, fordert Schneider. Eine solche „Arbeitskontrolle aus einer Hand“ habe sich etwa in Frankreich und Spanien bewährt. Entscheidend sei hierbei, die Tarifpartner zu beteiligen: „Wenn Gewerkschaften oder Betriebsräte Hinweise an die Arbeitsinspektion herantragen, muss dies ebenfalls zu Ermittlungen führen“, so Schneider. Außerdem müsse die Behörde etwa bei Mindestlohnverstößen Nachzahlungen an Beschäftigte veranlassen dürfen.

Die IG BAU setzt sich zugleich dafür ein, auffällig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe auszuschließen. „Wir brauchen ein ,Sündenregister‘ für Schwarzarbeit – eine öffentliche Kartei, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren Geschäftsmodell auf illegaler Beschäftigung und Lohn-Prellerei beruht“, unterstreicht Schneider.



(Pressemitteilung IG BAU)


Lokales: Altenkirchen & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


12. Brachbacher Weihnachtsmarkt steht bevor

Brachbach. Die örtlichen Vereine zeichnen sich einmal mehr dafür verantwortlich, die Gäste mit allerlei kulinarischen Genüssen ...

Kunstvolle Reminiszenz: "Siebenhundertpluszehn" in Altenkirchen

Altenkirchen. Bereits vor zehn Jahren feierte Altenkirchen sein 700-jähriges Bestehen als Stadt, ein Anlass, der zahlreiche ...

IGS Betzdorf-Kirchen: Vorreiter in der digitalen Bildung

Betzdorf-Kirchen. Die Digitalisierung birgt zweifellos Vorteile, aber auch gewisse Herausforderungen. Die IGS Betzdorf-Kirchen ...

Kostenloses Seminar über Notfälle im Kindesalter in der DRK-Kinderklinik Siegen

Siegen. Von 18 bis 19.30 Uhr wird Dr. Rainer Blickheuser, ein renommierter Spezialist auf diesem Gebiet, im Bistro Max der ...

Kreatives Treiben in Betzdorf: Der "Crea(k)tivkreis" lädt zum Basar

Betzdorf. Das "Weihnachtshaus" des Crea(k)tivkreises öffnet seine Türen am Dienstag, 26. November, im ehemaligen Geschäft ...

Winterliche Bedingungen führen zu vier Verkehrsunfällen im Kreis Altenkirchen

Kreis Altenkirchen. Im Zeitraum von Mittwoch (20. November) 16 Uhr bis Donnerstag (21. November) 13 Uhr waren die winterlichen ...

Weitere Artikel


Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain stattet Grundschulen mit CO2-Ampeln aus

VG Betzdorf-Gebhardshain. Bei steigender Kohlendioxid-Konzentration wechselt die Farbe des Displays erst auf gelb (Lüften ...

SGD Nord unterstützt Erhaltung einer Fledermaus-Wochenstube in Elkenroth

Daaden. In Deutschland gibt es 25 Fledermausarten, 21 davon kommen im nördlichen Rheinland-Pfalz vor, dem Zuständigkeitsgebiet ...

Vom Festlokal zum Testlokal: "Geimer's" in Herdorf bietet Corona-Tests für jedermann

Herdorf. Die aktuell für das Betreten sämtlicher öffentlicher Orte, die nicht unmittelbar zur Grundversorgung gehören, notwendige ...

Kabarett mit Bulldogge: Kurt Knabenschuh kläfft im Kleinkunstverein "Die Eule"

Alsdorf. Das neue Programm von Kurt Knabenschuh: Alltagskabarett & Comedy - Mit und ohne Bulldogge. Eines Tages war Kurt ...

Verkehrsunfallfluchten in Bendorf, Puderbach und Horhausen

Bendorf. In der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 2022, parkte der Geschädigte seinen PKW in der Engerser Landstraße Straße ...

Kreativwettbewerb 2022 – Mitmachen und helfen

Bad Honnef. Denn der Weltwassertag steht aus aktuellem Anlass unter dem Thema „Grundwasser – Der unsichtbare Schatz“. Damit ...

Werbung