Kinderschutzdienst des Landkreises Altenkirchen kann dank Förderung neuen Außenbereich gestalten
Der Kinderschutzdienst des Landkreises Altenkirchen kann nun an seinem neuen Standort das Außengelände für die Arbeit mit von Gewalt betroffenen Kindern gestalten: Die EAM-Stiftung hat 8000 Euro ausgeschüttet.
Kirchen. Der Kinderschutzdienst des Landkreises Altenkirchen kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel seelische oder sexualisierte Gewalt erlebt und erfahren haben. Im April 2020 ging die bis dahin ehrenamtlich geführte Trägerschaft vom Verein "Kinder in Not" auf den neuen Träger über, den DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz.
Neues Domizil im April 2021 bezogen
Die Trägerschaft sei auf Dauer ehrenamtlich nicht mehr zu leisten gewesen, berichtete das vierköpfige Mitarbeiterinnenteam, bestehend aus Diplom-Pädagogin Melanie Jung, den Sozialpädagoginnen Luzia Stupperich sowie Petra Baldus und der Psychologin Daniela Weber. Auch die vergleichsweise kleinen Räumlichkeiten entsprachen nicht mehr den Anforderungen und Bedürfnissen für die Beratung und die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Im Kirchener Ortsteil Brühlhof wurde mit einem Wohnhaus ein geeignetes Objekt gefunden. Zwei Etagen stehen hier zur Verfügung und auch ein Außengelände.
Das "Zauberland" wurde am 1. April 2021 bezogen. Mit finanziellen Mitteln des DRK-Landesverbandes und Spenden wurde alles hell und freundlich gestaltet sowie Material angeschafft. So ist ein Ort zum Wohlfühlen für Kinder entstanden, die schlimme Erfahrungen gemacht haben. Nun soll der Außenbereich angegangen werden. Hierfür soll die Spende der EAM-Stiftung des Kasseler Energieversorgers eingesetzt werden, sagte Weber dankend. Zum einen sollen nun Sicht- und Sonnenschutz angeschafft werden, denn auch im Freien sollen Gespräche stattfinden: "Es soll dabei genauso wie im Haus die Privatspähre gewährleistet sein und die Kinder geschützt sein", erklärte Weber. Das sei besonders wichtig, weil die Betroffenen Gewalt erlebt hätten.
"Mit den 8000 Euro kann man etwas machen"
Ein Sandkasten mit Zubehör wird auch mit der Zuwendung der EAM-Stiftung angeschafft. Das von den Mitarbeiterinnen erarbeitete Konzept beinhaltet zudem einen Barfuß- und Wahrnehmungspfad. "Mit den 8000 Euro kann man etwas machen, und zwar mehr als nur zwei Bäume setzen", sagte Baldus. Für die Kinder könne so etwas erlebbar gemacht werden, auch für die Biografiearbeit. Der Pfad habe etwas mit dem Weg aus der alten in die neue Dienststelle zu tun, aber auch mit dem Weg der Kinder. Für Letztere sei es ein langer und steiniger Weg, der vor ihnen liege. Weber zieht einen "Zauberstab" hervor: "Wir sagen den Kindern immer, dass nicht alles gut wird und vergessen werden kann." Im "Zauberland" könne man jedoch Unterstützung geben und weitere Hilfsangebote organisieren. Dabei sei der Außenbereich eine wichtige Unterstützung, zumal in der Pandemie ohnehin alles ins Freie verlagert werden sollte.
Jugendliche sind auch von Gewalt und Vernachlässigung betroffen
Der Kinderschutzdienst ist auch für Jugendliche zuständig, unterstrich Stupperich, denn: "Diese Altersgruppe ist genauso von Gewalt und Vernachlässigung betroffen." So kommen auch Jugendliche in das "Zauberland" Am Buschert 20, um Fachberatung und Hilfe zu erhalten und zu erleben. Wenngleich die Mitarbeiterinnen sich bereits ihre Gedanken gemacht haben, was aus dem Außengelände entwickelt werden kann, so möchten sie die Jugendlichen doch mit einbeziehen. Diese sollen so ihre Ideen und Vorstellungen einbringen können. Das wurde auch von den Vertretern des Energieversorgers begrüßt: "Vielleicht finden die Jugendlichen auch damit eine Bestätigung", meinte Birgit Hof, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
EAM-Stiftung fördert 23 soziale Projekte in elf Landkreisen
Mit dem Konzept konnte auch die Jury überzeugt werden, die für die EAM-Stiftung über die Preisvergabe entschieden hat. Die Gesamtsumme von 50.000 Euro sei in der Pandemie auf 100.000 verdoppelt worden, berichtete Marco Müller, Leiter des EAM-Regionalzentrums Süd. Zu dessen Einzugsgebiet gehört auch der Landkreis Altenkirchen. Mit Johannes Rudolph vom EAM-Netz Wissen hat sich Müller nach dem Bezug des neuen Domizil in der Einrichtung bereits umgeschaut. Hier habe man nur eine positive Rückmeldung an die Stiftung weitergeben können, sagte Müller erfreut. Laut einer Presseinformation von EAM haben sich 199 Initiativen und Organisationen mit ihren Projekten um die Stiftungspreise beworben. Davon werden 23 Preisträger beziehungsweise deren soziale Projekte in elf Landkreisen gefördert - darunter der Kinderschutzdienst des Landkreises Altenkirchen. "Das ist auch eine Würdigung unserer Arbeit und der Dienststelle", erzählte Jung. Hier gehe es um eine Würdigung der Kinder, die Schlimmes erfahren haben, zumal eine solche Würdigung während der Pandemie wenig stattgefunden habe. "Corona hat als Brandbeschleuniger bei instabilen Familien gewirkt", konstatierte Baldus. Es habe sich auch deutlich bemerkbar gemacht, dass Kontrollinstanzen wie Schule und Kita gefehlt hätten (der AK-Kurier berichtet hier über den Kinderschutz in Pandemiezeiten).
"Wir sind eine klare Opfereinrichtung", betonte Stupperich noch. Und Sicherheit, auch sicher sein vor Gewalt, und geborgen zu sein, das bietet den Kindern und Jugendlichen das "Zauberland" auf dem Brühlhof - in dem Haus als solches, aber auch in dem noch zu gestaltenden Außenbereich. (tt)
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