Altenkirchener Kompa finanziert elf Workshops mit Geld aus Bundesprogramm
Erwiesen ist: Kinder und Jugendliche gehören zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie. Das hat auch die Politik erkannt. Inzwischen stellt der Bund Mittel bereit, um Defizite abzubauen. In Altenkirchen freut sich das Kompa über einen fünfstelligen Zuschuss.
Altenkirchen. Bobby ist ein guter Geselle. Vor allem ist er bestens erzogen und befolgt haargenau, was ihm Emma und Lotta auftragen. Die beiden Mädchen schauen gleichzeitig und gespannt auf ihren neuen Freund sowie ein Tablet und freuen sich, dass Bobby das tut, was ihm per Programmiersprache „gesagt“ wird, während Michaela Weiß vom Medien-Leuchtturm Hachenburg als Leiterin der „Baumaßnahme“ neben den beiden Mädchen stehend zustimmend nickt. Zehn weitere Kinder sind an diesem Nachmittag „gefangen“ von dem, was ihre Konstruktionen aus Lego-Steinen, die per Motor und Sensoren zum Leben erweckt worden sind, alles per Befehl „auf die Reihe bringen“. Dem ersten Kurs („Lego Wedo“) im evangelischen Kinder- und Jugendzentrum Kompa in Altenkirchen unter der Gesamtüberschrift „Medienpädagogische Workshops“ (MedPäd) werden bis Jahresende noch weitere zehn folgen - komplett finanziert mit rund 12.000 Euro über das Aktionsprogramm des Bundes „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche in den Jahren 2021 und 2022“. In kommenden Monaten stehen nicht nur Ein-Tages-Veranstaltungen auf dem Ablaufplan, zweimal werden im Sommer „Lehrgänge“ jeweils als Ferienbetreuung angeboten, die jeweils für eine Woche (fünf Tage) anberaumt sind. Gemein ist allen, dass maximal zwölf Mitmachende zugelassen sind, unterschiedlich gestaltet sind die Angebote für Sieben- bis Elf- und Zwölf- bis 16-Jährige. Material, das benötigt wird, wird gestellt.
Grundkompetenzen stärken
„Wir möchten mit unserem Angebot auf niederschwellige Weise Grundkompetenzen stärken, mit denen Kinder und Jugendliche im späteren Leben nach und nach in Beziehung kommen. Der Zuschuss ist wie ein Sechser im Lotto“, verdeutlicht Wiebke Herbeck, die das Kompa leitet, „speziell im Auge haben wir diejenigen, die wenig Ressourcen haben, solche Angebote wahrzunehmen.“ Diese Zielgruppe habe große Hürden und Schwierigkeiten bei der Bedienung und Arbeit mit Lernsoftware, und Kompetenzen für den Umgang mit Textverarbeitungssoftware oder der Teilnahme an Videokonferenzen könnten nicht vorausgesetzt werden. Thematisch breitgefächert stellt sich das Projekt dar: 3-D-Druck, Motion Picture, Digital Comics oder „Hass im Netz - Nicht mit uns!“ lautet eine Auswahl der Bereiche, die behandelt werden und die klar darauf abzielen, „neue Nutzungsperspektiven aufzutun“. Zudem legten sie die Wahrscheinlichkeit nahe, neue Zielgruppen anzusprechen. „Unser Wunsch ist es, verstärkt junge Menschen, die soziale Benachteiligung von Armut, Migration, Gesundheit und Bildung erfahren haben, für die niederschwelligen und kostenfreuen Angebote begeistern zu können“, bringt Herbeck, die für die Planung des gesamten Ablaufs vor allem „lokale Strukturen“ genutzt hat, den Ansatz der MedPäd-Serie auf den Punkt und bittet zudem die Schulsozialarbeit, „gezielt junge Menschen mit prekärem Lebenshintergrund auf die Angebote aufmerksam zu machen“. Wie wichtig Kinder- und Jugendarbeit sowie Streetworking grundsätzlich sei, habe sich, so Herbeck, gerade in den zurückliegenden Wochen und Monaten gezeigt, als diese Felder aufgrund von Lockdowns und weiteren Einschränkungen gar nicht oder nur teilweise bedient werden konnten.
Abrechnung bis 30. April 2023
Das Bundesprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ (warum eigentlich „nach“, denn die Pandemie ist immer noch Bestandteil des weltweiten Lebens) wurde im Sommer des vergangenen Jahres in einer Höhe von zwei Milliarden Euro aufgelegt, und im Herbst 2021 tat das Land Rheinland-Pfalz die Höhe seiner Zuschüsse kund. Da das Jahr bereits fortgeschritten war, konnten die Mittel von 2021 nach 2022 übertragen werden. Insgesamt fließen 414.104,25 Euro in die heimische Region. Bis 30. April 2023 müssen dem Bund die Verwendungsnachweise und die Abrechnungen vorliegen. Im AK-Land werden zunächst einmal 173.580 Euro in die Schaffung von drei halben Stellen für die Schulsozialarbeit an den drei Gymnasien, deren Träger der Kreis Altenkirchen ist, gesteckt. Die Ausschreibungen sind veröffentlicht. Die Positionen werden bis zum 30. April des kommenden Jahres auf Grundlage eines Konzeptes besetzt, das Vertreter des Kopernikus-Gymnasiums Wissen stellvertretend für das Trio ausgearbeitet hatten. Sollten die Anstellungen über das Enddatum hinaus erhalten bleiben, muss sich der Kreis über die Fortsetzung der Finanzierung Gedanken machen.
Freie Projektträger profitieren
Der Restbetrag (240.524,25 Euro) geht gesplittet an diverse freie Projektträger wie beispielsweise das Kompa in Altenkirchen, den Caritasverband Rhein-Wied-Sieg in Betzdorf oder auch Verbandsgemeinden, die neue und zusätzliche Angebote entwickelt haben und deren Konzepte in Gänze überzeugt hätten, wie bereits vor Weihnachten der zweite Kreisbeigeordnete Klaus Schneider darstellte. So werden außerschulische Lernunterstützung als auch die Ferienbetreuung bezuschusst. Grundlage für die Umsetzung des Paketes war eine Einigung zwischen den kommunalen Spitzen und dem Land, die Ende September zustande gekommen war. Verplant ist im Kreis bislang noch nicht die komplette Höhe der Zuweisung. Derzeit können noch weitere Projekte - entweder von kommunaler Seite oder von freien Projektträgern - eingereicht werden. Erwähnt hatte Schneider in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses Anfang Dezember zudem die Tatsache, dass auch die Schulsozialarbeit an Grundschulen, die fünf Vollzeitstellen zwischen Willroth und Niederschelderhütte aufweist und die von vier freien Trägern „gestemmt“ wird, ein wenig ausgeweitet werden kann. Je eine viertel Stelle mehr werden drei von ihnen - ebenfalls befristet - umsetzen können, der vierte sagte mangels fehlender Kapazität ab. (vh)
Informationen zum Kompa-Angebot unter Tel. 02681/5899, Anmeldungen per Mail an info@kompa-altenkirchen.de
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