Pfarreiengemeinschaft Betzdorf/Kirchen: Neue Pfarrer Jünemann und Watrinet feierlich eingeführt
Bei einem Einführungsgottesdienst in der Pfarrkirche in Bruche wurden die neuen Pfarrer Augustinus Jünemann und Markus Christoph Watrinet begrüßt: Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hatte die beiden Priester zusätzlich für die Pfarreiengemeinschaft Betzdorf/Kirchen ernannt.
Betzdorf/Kirchen. Die Gaben und Fähigkeiten, mit denen sich jede und jeder einbringen kann und die Pfarrgemeinde gestalten kann, waren ein zentrales Thema beim Einführungsgottesdienst in der Kirche Maria Königin in Betzdorf-Bruche: Bei der Messe wurden die Pfarrer Augustinus Jünemann und Markus Christoph Watrinet in der Pfarreiengemeinschaft Betzdorf/Kirchen nun offiziell in ihre neue und zusätzliche Funktion eingeführt: Zum ersten Advent hatte der Trierer Bischof Stephan Ackermann die beiden Geistlichen mit einer weiteren Aufgabe betraut, und zwar mit der Zuständigkeit für die Pfarreiengemeinschaft Betzdorf/Kirchen. Im vergangenen Jahr waren die beiden Pfarrer auf die Trier'sche Insel gekommen. Seither ist ihr Aufgabengebiet die Pfarreiengemeinschaft Niederfischbach/Mudersbach und Hellertal/Daadetal. Noch nicht mal ein Jahr war ins Land gezogen, als eine weitere Pfarreiengemeinschaft dazu kam: Betzdorf/Kirchen. Bis Mitte November wirkte hier Pastor Helmut Mohr seelsorgerisch. An den Weggang Mohrs erinnerte Pfarrer Rudolf Reuschenbach (Gebhardshain) beim Einführungsgottesdienst: Helmut Mohr hat neue Aufgaben in seiner saarländischen Heimat übernommen. 17 Jahre war er in Kirchen/Wehbach tätig – die vergangenen zehn Jahre als Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Betzdorf/Kirchen.
Jünemann ist nun Pfarrverwalter mit dem Titel Pfarrer und Watrinet ist Kooperator, wie Reuschenbach anhand der bischöflichen Ernennungsurkunde bei der Einführung darlegte. Neue Gesichter sind Jünemann und Watrinet nicht, zumal sie auch schon "Gottesdienste mit ihnen gefeiert haben", sagte Reuschenbach zur Gemeinde. "Wir leben in einer Zeit mit starken Veränderungen und Umbrüchen": Das betreffe die Gesellschaft, aber eben auch die Kirchen. Die Synode versuche, dass sich Kirche so verändere, dass viele sich einbringen. Jede und jeder sei aufgerufen, an Kirche mitzubauen, und alle würden mit seinen Talenten und Fähigkeiten benötigt, betonte er: "Kirche sind wir, und Kirche ist immer eine Baustelle, materiell und insbesondere geistlich." Zu der Pfarreiengemeinschaft Betzdorf/Kirchen gehören die Pfarreien St. Peter Wehbach, St. Michael Kirchen, St. Ignatius Betzdorf, Heilige Familie Bruche und St. Franziskus Scheuerfeld. Beide hätten sich bereits gut auf der Trier'schen Insel eingelebt, so Reuschenbach.
Apropos Trier'sche Insel. Deren offizielle Bezeichnung war bis Ende 2021 "Dekanat Kirchen" - und "pastoraler Raum Betzdorf". Jünemann, der seit 2021 geschäftsführender Dechant war, ist nun Dekan. Er predigte über das "Weinwunder", von dem das Evangelium bei der "Hochzeit zu Kanaan" erzählt. Es eine Vorstellung Jesus: "Hier wird sein Programm veröffentlicht." Jesus komme nicht mit einem Aufruf zur Umkehr daher, sondern beim Festmahl einer Hochzeitsfeier. Es sei ein Aufruf zum Feiern. "Oft geht uns im Alltag der Wein aus", und das Leben sei alles andere als ein Fest. "Von Lebensfreude spüren wir in der Kirche schon lange nichts mehr." Man verfalle in Aktionismus und erhöhe die Anstrengungen – Feste zu feiern, dazu komme man nicht mehr. Gottes Reich sei aber ein großes Fest, "bei dem der Wein nicht ausgeht". Durch seine Predigt zog sich das Thema Gaben und Fähigkeiten. Jünemann nutzte das Bild vom Wasser: "Vielleicht müssen wir uns neu besinnen, dass nicht wir aus Wasser Wein machen können. Das kann allein Gott." Jünemann spannte den Bogen hin zu den Talenten der einzelnen und des einzelnen. Die Synode spreche von der Charisma-Orientierung, so Jünemann: "Bringen wir unsere Gaben ein und lassen uns überraschen von dem Wein, den Gott daraus macht."
Die Pfarrer Jünemann, Watrinet und Reuschenbach zelebrierte die Eucharistie, von den Diakonen Karl-Heinz Becher und Hans-Jürgen Benner assistiert. Von der Empore aus war der von Markus Neuroth geleitete Brucher Chor "Haste Töne" zu zuhören, unter anderem mit "Lord Hold Me". An der Orgel umrahmte Organist Franz-Josef Faßbender. "Herzlich willkommen", sagte Hannes Klein, der ein Grußwort für die Gemeinde und die Räte der Pfarreiengemeinschaft entrichtete: "Wir freuen uns, dass ihr hier seid." In seinem Grußwort hatte er Klartext gesprochen, als er mit allen den Abend nutzte, um zu erörtern: Was prägt unsere Zeit? Er sprach unter anderem von einer "einer Krise in der Kirche, die ihres Gleichen sucht". Für seine Betrachtungen stellte er "alles wird gut" voran. Für Klein beinhaltet der Spruch eine tiefe religiöse Dimension. Es sei jedoch weder planbar noch mit Macht zu gestalten. Aus Sicht von Klein ist "es einfach verfügbar". Er ging der Frage nach, wie Leben und Glauben gestalten werden können. Der nach der biblischen Erzählung darüber in Streit geratenen Gemeinde habe Paulus gesagt, dass es nur über die Beziehung zueinander funktioniere: Alles werde gut, wenn jeder seine Gaben und Fähigkeiten einbringe. Für Klein ist das grundsätzlich ein wesentlicher Auftrag von Kirche, und zwar "Orte und Räume schaffen, in denen Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit Gemeinschaft miteinander teilen können" – denn: "Da wird Gott ganz konkret lebendig."
In seiner nachdenklich stimmenden Betrachtung konstatierte Klein, dass er skeptisch sei "wenn wir uns an Strukturen festbeißen". Vor Ort geschehe doch so viel Gutes, sagte er und wurde deutlich: "Und doch trägt man mit seinem Engagement irgendwie etwas mit, was einem sprachlos zurücklässt." Klein vertrat die Meinung, dass die große Kirche nicht mehr logisch sei – aber: "Plausibel ist vielmehr das katholisch sein vor Ort." Was man dafür benötige, das ist für ihn auch klar: eine Kultur des demokratischen Miteinanders und der Wertschätzung von Menschen. "Alles wird gut" kann aus der Sicht von Klein eine Haltung darstellen, "um das Zauberwort Partizipation zu entschlüsseln". Seit vielen Jahre zerbreche man sich den Kopf darüber, welche Angebote entwickelt werden können, damit Menschen wieder zu "uns" finden. Für Klein muss es anders laufen: "Menschen müssen Räume eröffnet bekommen, in denen sie Orte und Angebote für sich schaffen können." Dafür müsse die Leitungsebene viel mehr in einer Rolle des Ermöglichers sein, als sie es in der Vergangenheit gewesen sei, stellte Klein seine Sicht auf die Dinge dar. Das alles sei ein "ziemliches Mammutprojekt", räumte Klein ein. Auf seine Weise habe aber jede und jeder die Bereitschaft, etwas bei Zukunftsgestaltung mitzuwirken, sagte Klein, und an die Adresse von Jünemann und Watrinet: "Packen wir es gemeinsam an, damit am Ende auch wirklich alles gut werden kann." (tt)
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