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Pressemitteilung vom 23.01.2022    

Ev. Kirche: Landessynode beschäftigte sich auch mit "Impfgerechtigkeit"

Themen wie die Impfgerechtigkeit, aber auch die dramatische humanitäre Notlage Geflüchteter an den EU-Außengrenzen gehörten neben dem Schwerpunktthema "Seelsorge" und zahlreichen kirchenordnenden Beschlüssen zum dicken "Paket", das die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) bei ihrer jährlichen Synode zu beraten hatte.

Mehr als 50 Stunden am Bildschirm daheim verbrachten die rund 200 Abgeordneten als Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zusammen. Debatten, Beratungen und Abstimmungen, aber auch die Berichte – wie hier von Präses Dr. Thorsten Latzel – wurden statt im Plenum an den Schreibtischen in Altenkirchen, Birnbach, Almersbach und Friedewald wahrgenommen und mitgestaltet. (Foto: Petra Stroh)

Kreis Altenkirchen. Superintendentin Andrea Aufderheide ist froh, dass auch bei der Tagung der Landessynode das Ansinnen der Kreissynode von Mitte Januar zur "Impfgerechtigkeit" aufgenommen wurde und nun über die EKD und die Partner bei "Brot für die Welt" das Thema gezielt einer gerechteren weltweiten Impfstoffverteilung angepackt wird.

Zum zweiten Mal kam das leitende Organ der Landeskirche nur per Bildschirm zusammen. Mehr als 50 Stunden Bildschirmsitzung hieß das auch für die heimischen Abgeordneten. Fünf der rund 200 Landessynodalen kommen aus dem Kirchenkreis Altenkirchen: neben Superintendentin Andrea Aufderheide sind dies die Theologen Guido Konieczny (Gemeindepfarrer in Friedewald und Stellvertreter der Superintendentin) und Joachim Triebel-Kulpe (Gemeindepfarrer der Kirchengemeinden Almersbach und Hilgenroth) sowie die beiden nicht-theologischen Abgeordneten Petra Stroh und Frank Schumann (Birnbach).
Die Seelsorge zählt sowohl zu den Kernaufgaben als auch zu den Kernkompetenzen von Kirche. Unter dem Leitwort "Was die Seele braucht" hat sich die Landessynode ausführlich mit einem Aufgabenfeld befasst, das meist abseits der Öffentlichkeit im Stillen geschieht und dort Hilfe und Begleitung in Lebens- und Glaubensfragen bietet.

"Unsere Synode und das beschlossene ‚Seelsorgepapier‘ machen noch einmal deutlich, dass die Seelsorge eine wichtige Wesensäußerung (Muttersprache) der Kirche ist!" Für Frank Schumann ist es deshalb wichtig, dass bei aller Professionalität auch die Seelsorge im Alltag durch die vielen engagierten Gemeindeglieder ihren Stellenwert behält.

Superintendentin Andrea Aufderheide erlebte die vielfältigen Innen- und Außensichten auf den Themenschwerpunkt "Seelsorge" auch als wichtiges Signal in die Gesellschaft hinein. "Wir senden, an so vielen Stellen – auch hier bei uns im Kirchenkreis - die Botschaft aus: "Wer Du auch bist, was Du auch erlebst, was Du auch durchmachst: wir sind für Dich da!"

Die Themen, Impulse und Beschlüsse einer Landessynode gleiten in deren Nachgang immer in die Arbeit der Kirchenkreise und Gemeinden vor Ort. Deshalb hat Superintendentin Aufderheide, die auch als Berufsschulpfarrerin in Wissen wirkt, diesmal schon "mit halbem Auge" auf die nächste Landessynode geschaut, die das Schwerpunktthema "Bildung" haben wird. Die Aufmerksamkeit für dieses Thema und der Blick zurück auf die Jugendsynode 2018 hilft auch in der Vorbereitung der Sommersynode des Kirchenkreises am 2. Juli in Almersbach und Oberwambach. Dort wollen sich die Abgesandten aus den 14 Kirchengemeinden unter dem Thema "Partizipation" mit jungen Menschen und ihrem Anspruch von "Kirche leben" beschäftigen.
Viele Themen einer Landessynode – besonders in finanziellen und organisatorischen Fragen – haben direkten Nachhall im kirchlichen Leben vor Ort. In sechs Ausschüssen werden sie intensiv vorberaten. Dies erlebte Pfarrer Guido Konieczny zwar auch nur "in der Kachelwelt", aber intensiv: "Als neuer Synodaler und Mitglied im Ausschuss für Kirchenordnung und Kirchenrechtsfragen bin ich besonders beeindruckt davon, wie effizient und professionell der Ausschuss auch digital bei dieser komplizierten Thematik arbeitete", schildert er seine Eindrücke.

Im Bereich des "Innerkirchlichen Ausschusses" hatte Gemeindepfarrer Joachim Triebel-Kulpe intensiv die Dinge im Blick, die die Gemeinden jetzt und künftig berühren. So auch die nächsten Presbyteriumswahlen im Februar 2024. Hierfür hat die Landessynode Wege geöffnet, dass dann zusätzlich zur Urnen- und Briefwahl auf Antrag eine digitale Stimmabgabe möglich ist. Zudem wird den Presbyterien die Möglichkeit eingeräumt, bei einer unzureichenden Liste die Kandidierenden in geheimer Wahl in einer Gemeindeversammlung bestätigen zu lassen.



Als Pfarrer gleich zweier Gemeinden erhofft sich Joachim Triebel-Kulpe, dass mit diesen Maßnahmen die Wahlbeteiligung gesteigert wird und – wenn keine "richtige" Wahl zustande kommt (weil nicht genügend Bewerber zur Verfügung stehen) – die Kandidierenden für das Presbyterium von den Gemeindegliedern in der Versammlung legitimiert werden. "Das grundlegende Problem, dass in vielen Gemeinden nicht genügend Kandidierende für das Presbyterium gefunden werden, wird durch diese Gesetzesänderungen natürlich nicht gelöst". Er sieht deshalb die Verantwortlichen vor Ort schon frühzeitig gefordert, Interessierte für das Leitungsgremium der Kirchengemeinde zu gewinnen.
Die Hochwasserkatastrophe, von der große Teile des Gebietes der EKiR im Sommer 2021 betroffen waren, hat mit dazu beigetragen, dass der Klimaschutz erneut zu einem wichtigen Diskussionspunkt der Landessynode wurde.

Landessynodale Petra Stroh, gleichzeitig auch Vorsitzende des kreiskirchlichen Ausschusses für "Umwelt, Mitwelt und Bewahrung der Schöpfung", hatte ihren (Ausschuss-)-Blick vor allem auch auf die praktikable Umsetzung des Beschlusses gerichtet, die rheinische Kirche bis 2035 treibhausgasneutral zu gestalten.
"Bis 2027 müssen wir hier vor Ort entscheiden, welche Gebäude wir langfristig erhalten wollen und wie wir diese bis 2035 treibhausgasneutral ertüchtigen. Ich bin sehr froh, dass wir bei unserer nächsten Landessynode auch die entsprechenden Signale aus der Landeskirche bekommen, wie wir vor Ort dabei technisch und auch finanziell unterstützt werden", unterstreicht Stroh. "Ein solches Mammutprojekt ist mit unseren Ressourcen im Kirchenkreis allein nicht zu stemmen!" Froh sind deshalb alle Kirchenkreis-Abgeordneten, dass aus einem Überschuss des landeskirchlichen Haushaltes (er wurde einstimmig von der Synode beschlossen) bereits drei Millionen Euro in die Projektstruktur und erste Maßnahmen fließen werden.

Weitere Entscheidungen der Landeskirche – etwa zu gesetzlichen Regelungen zur Online-Gremienarbeit oder zur Ausbildung Ehrenamtlicher in der Seelsorge – werden nun in die Vor-Ort-Arbeit eingebracht. Ebenso die gesellschaftsrelevanten Themen, in denen sich die Landessynode positioniert hat: Besorgnisse zur Situation der Flüchtlinge an Europas Außengrenzen, dem Signal für politische und militärische Deeskalation im Russland-Ukraine Konflikt oder Kritischem zur Ausrichtung der Fußball-WM in Katar und weiteres. (PES/PM)

Hintergrund "Landessynode"
Die in der Regel Anfang Januar und damit als erste aller EKD-Gliedkirchen jährlich tagende Landessynode ist das oberste Leitungsgremium der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Sie entscheidet über die wichtigsten Belange der Landeskirche. Von den mehr als 2,3 Millionen Mitgliedern der rheinischen Kirche, die zwischen Niederrhein und Saar in 37 Kirchenkreisen mit 643 Kirchengemeinden organisiert sind, gehören knapp 36 000 zum Kirchenkreis Altenkirchen (14 Gemeinden vor Ort). Fünf Abgeordnete hat der Kirchenkreis derzeit bei der Synode. Da Superintendentin Andrea Aufderheide gewähltes (nebenamtliches Mitglied) der Kirchenleitung ist, rückt auf ihren Posten des Synoden-Tableaus (zwei theologische/ zwei nichttheologische Abgeordnete) automatisch zusätzlich ihr Stellvertreter im Superintendenten-Amt nach.
Oberster Repräsentant der EKiR als der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland ist seit 2021 Präses Dr. Thorsten Latzel. Er steht gleichzeitig der Kirchenleitung vor, die in der Zeit, in der die Landessynode nicht tagt, die Geschäfte führt.


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