Leserbrief Ausbau Ost-West-Trasse: Lieber in den Ausbau von Bahn, Bus und Radverkehr investieren
LESERMEINUNG | Braucht es eine schnelle Ost-West-Verbindung zwischen der A3 (Köln/Bonn) und der A45 (Siegen)? Der Kampagnenbeirat "Anschluss Zukunft" hat sich dafür ausgesprochen, der AK-Kurier hatte hier dazu berichtet. Leser Dr. Peter Thomas würde die Mittel lieber anders investieren.
Die Interessenvertreter der heimischen Wirtschaft, hier jetzt „Anschluss Zukunft", äußern sich ja schon seit mehr als 30 Jahren in immer gleicher, gebetsmühlenartiger Weise: Baut Straßen, baut Straßen, unsere Arbeitsplätze sterben sonst. Und mit immer den gleichen, nicht bewiesenen Argumenten: Mobilität ist unverzichtbar und nur mit den Automobilen, auch den LKWs, möglich. Sie haben damit jedwede Entwicklung eines modernen, zukunftweisenden Mobilitätssystems verhindert, dem Ausbau des Systems mit Bussen und Bahnen immer wieder den Todesstoß versetzt. Der ehemalige Bundesverkehrsminister Wissmann, der später der oberste Automobillobbyist wurde, war darin führend. Jetzt wird wieder darauf hingewiesen, dass in unserem Raum mit der Bahn keine Entwicklung möglich sei. Wie denn auch, wenn alle Anstrengungen in den Ausbau des Straßensystems gesteckt wurden.
Damit sollte jetzt Schluss sein. Die vielen Millionen zur Ertüchtigung der B8 sollten in den Ausbau von Bahn, Bus und Radverkehr gesteckt werden. Die jetzt angeführten Planungen sind doch erstens schon über 20 Jahre alt und werden frühestens 2040 abgeschlossen sein. Entsprechen sie den Vorstellungen einer zukunftsfähigen Situation von Nachhaltigkeit? Und den Bürgern der Gemeinden wird der falsche Eindruck vermittelt, man sei an einer Verkehrsberuhigung in ihren Orten interessiert.
"Schnelle Verbindung existiert längst"
Die schnelle Verbindung von A3 zur A45 besteht doch längst, es ist die A4. Eine weitere schnelle Verbindung zwischen A3 und dem Marburg-Gießener Raum besteht ja schon mit der Lahnstrecke von Limburg aus, überwiegend 4-spurig. Und die sogenannte „Ertüchtigung" der B8 ist ebenfalls möglich mit einem vorsichtigen Ausbau einiger Teile mit drei Spuren. Der Eingriff in die Natur ist gering, die Kosten ebenfalls.
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Der übrige Kostenanteil kann in die Verbesserung und Verkehrsberuhigung der Ortsdurchfahrten mit Kreiseln, 30er-Zonen und Flüsterasphalt sowie Einrichtung eines Rad- und Buswegenetzes, vor allem in Richtung Siegstrecke der Bahn, erfolgen. Wenn die Gruppe "Anschluss Zukunft" einmal Fließphysiker ausrechnen ließe, wie groß der Zeitverlust des regionalen Verkehrs durch diese Maßnahmen ist - Begrenzung der Geschwindigkeit in den Ortsdurchfahrten, Anlegen von Kreisverkehren statt Ampelkreuzungen, damit Vermeidung von Staus - in Verbindung mit Umleitung des überörtlichen LKW-Verkehrs auf die beschriebenen schnellen Verbindungsrouten, sie würden überrascht sein darüber, dass vielleicht sogar ein Plus heraus kommt.
Dazu Beachtung der Interessen aller Mitbürger, Vermeidung von ökologischen Beeinträchtigungen und Verlust von Anbauflächen für unsere Nahrung. Es erscheint mir wichtig, zu erwähnen, dass auch die Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden sich überwiegend gegen diesen Ausbau mit Umleitungen ausgesprochen haben, soweit ich es gehört habe. Haben die Planungsbehörden, die Politik, sich einmal mit den Menschen in dieser Region auseinander gesetzt und nach ihrem Anliegen befragt?
Dr. Peter Thomas, Birnbach
Lokales: Altenkirchen & Umgebung
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