Onlinekochkurs: Küchenmeister Haas kocht live mit 22 Mädchen und Jungen
In einer Küche wird gekocht - aber nun wurde in 23 Küchen in der Region auch gefilmt: Der Onlinekochkurs der Jugendpflegen Betzdorf-Gebhardshain und Kirchen war eine spannende, lehrreiche und leckere Sache. Auf große Entfernung hatte Küchenmeister Christian Haas mit den Kindern das Gericht zubereitet.
Katzenbach-Katzenbach. "Bei euch kochen die Kartoffeln und Möhren auch schon?" Küchenmeister Christian Haas stellte die Frage in die Kamera und sah dabei vor sich 22 Kinder auf den Monitor. Die taten es dem Küchenmeister im Hotel "Zum weißen Stein" gleich. Aber nicht in der Hotelküche von Haas, sondern zu Hause in den Küchen ihrer Eltern. Haas kennt beides: Die Kinder bei sich in der Küche zu haben, und mit ihnen für die Eltern bei der Aktion "verkehrte Welt" ein Menü mit drei Gängen auf den Tisch zu zaubern, hat er schon erlebt und engagiert in die Tat umgesetzt. Er hat aber auch schon bei einem Livestream seine Erfahrungen mit Kameras gemacht. Denn "verkehrte Welt“, eine Veranstaltung der Jugendpflegen Betzdorf-Gebhardshain und Kirchen war in der Pandemie nicht in der gewohnten Form mehr möglich. Wie bei so vielen Veranstaltungen, die in der Pandemie überhaupt nicht drin waren, hatten die Jugendpfleger mit Pfiff und Kreativität alternative Angebote entwickelt. Auch für "verkehrte Welt“.
Hausbesuch beim Onlinekochkurs
Wenn die Kinder nicht alle zusammen ins Restaurant und die dazugehörige Küche kommen können, dann wäre doch eine Kochaktion per Livestream eine adäquate Lösung, dachten sich die Verantwortlichen. Denn die Kinder lieben die "verkehrte Welt“, bei der es um das Kochen und Zubereiten geht, aber auch um den Bereich Service. Letzteres ist eine Sache von Dominic Friedrichs. Er ist gelernter Hotelfachmann – und war ehrenamtlich bei dem Onlinekochkurs in seinem ehemaligen Lehrbetrieb "Zum weißen Stein" in Katzenbach buchstäblich auf Achse: Friedrichs stattete einer Familie aus Niederfischbach während dem Kochen einen Hausbesuch ab. Und der war für alle weiteren Kinder interessant, denn Friedrichs brachte über die Kameras mit den 13 Mädchen und neun Jungen Servietten in eine feine Form. Friedrichs und der Betzdorfer Jugendpfleger Ingo Molly hatten einst "verkehrte Welt" auf die Spur gebracht. Der Ursprungsgedanke war seinerzeit nach einem Knigge-Workshop der Jugendpflege von Kindern selbst ausgegangen.
Küchenwerkzeug und Onlinetechnik vereinten sich
Messer, Löffel, Pfannen und Töpfe: Das alles hat Haas in allen Größen und Formen in seiner Küche griffbereit. Was nicht vorhanden ist, das ist das Equipment, um mit den Kindern im Livestream zu kommunizieren. Schließlich sollen die Kinder in den eigenen Küchen und in Echtzeit genau die Abläufe und Schritte ausführen, die der Küchenmeister via Kamera angibt und vormacht. Als musste erst noch für die Filmtechnik gesorgt werden. Als Techniker hinter den Kulissen brachten sich Berat Ari und Mika Krämer ein und bauten die erforderliche Ausrüstung auf. Allein drei Monitore waren platziert. Mit einer Kamera auf einem Stativ und einer stationären Monitorkamera wurden bestimmte Ausschnitte fest eingefangen. Der Mann für das Detail war Krämer, der mit einer Handkamera sozusagen Haas auf die Finger schaute, um die Handgriffe den Kindern zwischen Mudersbach, Niederfischbach, Katzwinkel, Steinebach und Elkenroth näher zu bringen. Trotz großer räumlicher Entfernung waren die Nachwuchsköchinnen und -köche somit ganz nah am Geschehen. Alle Kinder waren online am Start, die Zutaten standen bereit. Es konnte losgehen. Weil die Kartoffeln und Möhren ohnehin gemeinsam mit dem Stampfer zu Püree verwandelt wurden, kamen sie auch gemeinsam in einen Topf. Während beides vor sich hin köchelte, kümmerten sich Haas und die Mädchen und Jungen um die Zubereitung des Hähnchenfleisches. Das wurde mit Emmentaler und Kochschinken gefüllt veredelt: Cordon bleu gab es für die meisten.
Vegetarische Variante: Kohlrabi mit Tomate und Käse überbacken
Für die beiden Vegetarier gab es eine köstliche Alternative. Der Küchenmeister hatte sich für sie etwas mit Kohlrabi ausgedacht. Diese wurde in Scheiben geschnitten vorgegart. Die Raffinesse brachten überbackene Tomate und Käse. Für das Cordon bleu wurden Taschen in das Fleisch geschnitten. "Scharfe Messer sollte man haben“, sagte Haas - und: "Man glaubt es nicht, aber mit einem scharfen Messer schneidet man sich weniger als mit einem stumpfen." Er machte auch aufmerksam, dass beispielsweise das Fleisch vom Körper weg in das heiße Öl in der Pfanne gelegt wird. Hinweise zum sicheren Umgang mit dem Werkzeug, aber auch Kniffs und Tricks, die die Arbeit in der Küche leichter machen, ließ er immer wieder einfließen. Ins heiße Fett kam das Fleisch, nachdem ein Schinken-Käse-Röllchen in die Tasche gestopft und alles paniert war.
Servietten zu Schiffchen gefaltet
"Wer fertig ist, bitte den Daumen hoch“: Immer wieder erkundigte sich der Küchenmeister, wie alles in den 22 Küchen auf dem Monitor läuft. Zack. Schon gingen die ersten Daumen hoch, dann waren alle zu sehen. Es konnte der nächste Schritt angegangen werden. Das frisch gestampfte Kartoffel-Möhren-Püree hatte leicht die Farbe der Möhren angenommen. Den farblichen Akzent gab es mit ganzen Erbsen, die untergemengt wurden. Apropos Pfiff: Den gab es auch mit Butter und Zitrone, die eine gemeinsame Zeit in einer heißen Pfanne verbrachten. Die Butter bekam noch die Gesellschaft von Blattpetersilie. Die Säure der Zitrone und die süße der Möhre harmonisieren gut“, sagte Haas und gab die zerlassene Butter über das Püree auf dem Teller. Obenauf lagen Cordon bleu beziehungsweise der überbackene Kohlrabi. Das sah gut aus – und auch auf den Monitoren bei den Kindern. Bei einem Kind in Niederfischbach war zwischendurch Friedrichs aufgetaucht. Dort, und mit allen anderen Kindern zu Hause brachte der gelernte Hotelfachmann Servietten in eine hübsche Form. "Wir falten jetzt ein Schiffchen“, erklärte Friedrichs. Anschaulich erklärte er, wie aus einem quadratisch gefalteten Stück Stoff das dreidimensionale Motiv wird. Unter seiner Anleitung ging das allen Mädchen und Jungen gut von der Hand. Dekorativ war das Faltergebnis anzusehen .
Onlinekochkurs bleibt erhalten - "verkehrte Welt" wieder in Präsenz
Friedrichs hatte nur die Zeit, um bei einem Kind zum Kurzbesuch aufzuschlagen. Alles andere hätte den zeitlichen Rahmen gesprengt. Denn zur besten Mittagszeit waren Küchenmeister Haas und die Nachwuchsköchinnen und -köche auf der Zielgeraden. Das Anrichten auf dem Teller und dessen Präsentation in die Kamera rundeten für alle den praktischen Teil des Onlinekochkurses ab. Die Übertragungstechnik wurde ausgeknipst. Alle Kinder probierten in Ruhe mit ihren Eltern, was für ein köstliches Gericht da fabriziert worden war. Seinerzeit aus der Pandemiesituation und aufgrund der Beliebtheit der "verkehrten Welt" bei den Kindern entstanden, wird der Onlinekochkurs für Kinder auch in der "Nach-Corona-Zeit" erhalten bleiben, sagte Jugendpfleger Molly. Zum einen, weil es bei den Kindern gut ankommt. Zum anderen, weil man hier statt nur maximal 15 Kindern – damit ist die Kapazität bei "verkehrte Welt" ausgeschöpft – gut 20 teilnehmen lassen kann. Es gibt auch in anderen Bereichen bereits gute Erfahrungen mit Onlinekursen, zum Beispiel beim Zaubern mit "Mr. Kerosin“, der beim Ferienspaß immer mit von der Partie ist.
Gibt es künftig vielleicht auch Online-Grillen?
Beim nächsten Onlinekochkurs möchte Friedrichs dann im Hotel "Zum weißen Stein" einen ganzen Tisch gemeinsam mit den Kindern per Livestream eindecken. Wann der nächste Onlinekochkurs beziehungsweise die nächste "verkehrte Welt" angeboten wird, steht jetzt noch nicht fest. Am Samstag haben Haas, Friedrichs und Molly aber schon einen weiteren Gedanken angerissen, und zwar Online-Grillen in der warmen Jahreszeit. Der Onlinekochkurs war bei den erforderlichen Zutaten von Rewe Mockenhaupt in Bruche und Mudersbach finanziell unterstützt worden, berichteten die Organisatoren dankend. (tt)
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