Deshalb investiert die VG Kirchen 250.000 Euro in eine neue Funkeinsatzzentrale
Die alte Funkeinsatzzentrale hat ausgefunkt: Eine Viertelmillion Euro investiert die Verbandsgemeinde Kirchen für eine komplett neue Einrichtung. Wieso ist das so wichtig für die Feuerwehr und damit für das Gemeinwohl? Der AK-Kurier war vor Ort und erhielt spannende Einblicke.
Kirchen. Wo auch immer in der Verbandsgemeinde Kirchen bei einem der zehn Löschzüge die Piepser der Kameradinnen und Kameraden Alarm geben, die des Teams der Funkeinsatzzentrale (FEZ) sind auf jeden Fall immer mit dabei. Und das schon bei der niedrigsten Alarmierungsstufe. Selbst wenn nur ein Mülleimer brennen oder ein Kätzchen auf einem Baum festsitzen sollte. Das Team der FEZ, das sich aus Aktiven der unterschiedlichen Löschzüge zusammensetzt, wird immer mit alarmiert. Ist das "Herzstück der Kommunikation" der Verbandsgemeindewehr im Gerätehaus des Löschzuges Kirchen besetzt, dann haben dort zwei Funker und ein Gruppenführer ihren Platz. 2008 war die Zentrale auf Vordermann gebracht worden. Damals wurden "neue alte Funktische" eingebaut, sagte Bürgermeister Andreas Hundhausen bei einem Ortstermin auf der Baustelle für die neue FEZ. Die damals eingebauten Tische stammten aus der Rettungsleitstelle Montabaur, die in jener Zeit zur integrierten Leitstelle umfunktioniert wurde. Es sei damals nur ein finanziell kleiner Betrag investiert worden, um die FEZ fit zu machen. "Das war zu dem damaligen Zeitpunkt okay", betonte Hundhausen. Er muss es wissen, denn er war selbst Leiter der FEZ in Kirchen. Die Aufgabe hatte er an den heutigen Leiter Benedikt Tschakert weitergegeben.
Funkeinsatzzentrale und Stabsraum rücken räumlich näher zusammen
Nun war es jedoch an der Zeit, grundlegend etwas zu machen. Zum einen, um die Technik auf einen neusten Stand zu bringen, zum anderen, um die räumliche Enge aufzubrechen. Mit dem Vorhaben kommen zugleich die FEZ im Erdgeschoss und der bei großen Schadensereignissen besetzte "Stabsraum" räumlich näher zusammen. Das Orkantief Kyrill und das Unwetter an Fronleichnam 2018 sind nur zwei Beispiele dafür, wenn der Stab ins Gerätehaus einrückt und das Equipment aufbaut. In solchen Fällen haben sich die Verantwortlichen, zum Beispiel die Wehrleitung, bislang immer im Schulungsraum einquartiert – und der liegt im ersten Obergeschoss. Was das bedeutet, das wurde von den Vertretern der Feuerwehr skizziert: Der Zettel mit einem eingegangenen Funkspruch muss erst von der FEZ hoch in den Stabsraum gebracht werden. Umgekehrt wandert ein Zettel wieder zurück in den Funkraum, um die Nachricht von dort an den Verantwortlichen am Einsatzort zu funken. "Das ist lästig und kostet Zeit", so die einhellige Meinung.
Modernisierung und Anpassung
Zunehmende Unwetterlagen seien nur ein Beispiel dafür, dass man auch hier etwas ändern müsse, sagte der stellvertretende Wehrleiter Steffen Kappes und verwies auf das von Verwaltung und Verbandsgemeindewehr erstellte Konzept. Diesem trage man Rechnung, auch mit weiterer Ausstattung, "um unsere Verbandsgemeindewehr auf den bestmöglichen Stand zu bringen". Das Konzept verfolge man konsequent. Als ein Stichwort sind hier Neu- und Umbauten für die summa summarum zehn Gerätehäuser zu nennen – für den Neubau in Niederschelderhütte ist gerade der erste Spatenstich erfolgt (der AK-Kurier berichtete). "Überall wird modernisiert und angepasst", gab Kappes einen Einblick. Nur ein Gedanke ist dabei die Schwarz-Weiß-Trennung. Der technische Prüfdienst Rheinland-Pfalz habe in einer Liste auf Mängel hingewiesen, die abgearbeitet werden sollten beziehungsweise müssen, so Kappes.
Dienst in der Funkeinsatzzentrale: kein ruhiger Job
Dass an der FEZ etwas gemacht werden muss, das kam aus der Feuerwehr heraus. Argumente dafür sind technische Änderungen, aber auch zunehmende Einsätze bei Flächenlagen, wie eben die besagten Unwetter. "Das ist der Gesamtentwicklung geschuldet", erklärte Kappes: "Auch die Dokumentation erfordert immer mehr und einen größeren Aufwand." Aus der FEZ wird nicht nur gefunkt. Vielmehr bekommt von hier aus die Einsatzleitung vor Ort Rückhalt. Die rückwärtige Führungsebene kümmert sich darum, wenn bei einem Einsatz erforderlich werden sollte, dass beispielsweise die Verbandsgemeindewerke, ein Strom- oder Energieversorger informiert und hinzugezogen werden müssen. "Die drei Leute in der FEZ haben alles andere als einen ruhigen Job", sagte Kappes. Gute Rahmenbedingungen seien deshalb wichtig - denn: "Je besser hier gearbeitet werden kann, umso flüssiger und harmonischer läuft die Arbeit am Einsatzort ab."
Bürgermeister: "Wir machen hier den großen Rundumschlag."
Die Räumlichkeit der alten Zentrale war beengt. Von den 19 Quadratmetern entfielen noch ein paar Quadratmeter auf ein kleines Büro. In der 1986 mit dem Bau des Gerätehauses entstandenen FEZ gab es keine Möglichkeiten, um die neuen Tische überhaupt zu stellen. Die Lösung: ein Anbau vor der FEZ. Seit Anfang Dezember wurden die Mauern hochgezogen. Der eingeschossige Rohbau mit einer Nutzfläche von knapp 23 Quadratmetern ist fertig. Für die FEZ ist hier ausreichend Platz vorhanden. "Das reicht für die nächsten 15 Jahre", sagte Bürgermeister Hundhausen, der herausstellte: "Wir machen hier den großen Rundumschlag." Vor dem Eingang zum Feuerwehrhaus entsteht zudem ein Windfang. Auf den Anbau in Massivbauweise kommt eine Zink-Stehfalzdeckung, sagte Volker Kraft, der als Projektleiter des Architekturbüros Oliver Schmidt aus Betzdorf das Vorhaben begleitet. Von der rund 250.000 Euro schweren Investition, die von der Verbandsgemeinde Kirchen alleine getragen wird, entfällt der größte Teil auf die technische Ausstattung, berichtete Frank Reifenrath vom Bauamt Kirchen. "In der alten FEZ gab es noch Kassettenlaufwerke", schmunzelte FEZ-Leiter Tschakert. Diese alte Technik hat nun definitiv ausgedient.
Bei Stromausfall springen Batterien und Notstromaggregat
Ein Augenmerk liegt auch darauf, dass die Ausfallsicherheit gewährleistet ist. Fegt wieder ein Orkantief über die Region und verursachen umgestürzte Bäume einen Stromausfall, dann muss die FEZ "betriebssicher bleiben", erklärte Tschakert. Eine solche Situation soll zunächst von Batterien abgepuffert werden, die im Zuge der Bauarbeiten einen festen Platz erhalten werden. In der zweiten Stufe ist vorgesehen, dass ein Notstromaggregat eingebaut wird, dass bei einer Störung im Stromnetz automatisch anspringt. Auch für Funk und Kommunikation fährt man zweigleisig, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Standardisiert wird ein Heimfestnetzanschluss genutzt, stellte Tschakert dar. Sollte es hier zu einem Ausfall kommen, so der Leiter weiter, "können wir für Internet und Telefonie auf den Mobilfunk zurückgreifen." Seit einigen Jahren ist der Funk bereits auf Digitaltechnik umgestellt. Mit der Installation der erforderlichen Technik in die neuen Funktische wird auch die digitale Alarmierung berücksichtigt, die noch eingeführt werden muss. "Wir rechnen hier im nächsten Jahr mit einem Probetrieb", sagte Hundhausen. Im Zuge des Neubaus der FEZ wird weiter in eine neue Antennenanlage investiert, die auch einen relativ großen Anteil an den Kosten einnimmt.
Notfunkeinsatzzentrale im "Floriansstübchen" eingerichtet
Parallel zu den Bauarbeiten war bis Anfang Februar die alte Funkeinsatzzentrale bei Einsätzen noch in Betrieb. Dann ging es an deren Substanz: "Wir haben die technische Demontage in Eigenregie vorgenommen", berichtete Leiter Tschakert. Und parallel wurde bereits daran gearbeitet, eine Notfunkeinsatzzentrale einzurichten, im "Floriansstübchen" im Feuerwehrhaus Kirchen. Nach der Einrichtung wurde das Team der FEZ eingewiesen. Während der Phase der Demontage der alten Anlage und Montage der Notfunkeinsatzzentrale und der Einweisung waren bei Alarmierungen in der Verbandsgemeinde Kirchen die Funkerinnen und Funker der Verbandsgemeindewehr Daaden-Herdorf über die Leitstelle Montabaur mitalarmiert worden. Die Aktiven besetzten dann ihre eigenen Funkeinsatzzentrale in Daaden. "Das wird gegenseitig gemacht", erklärte Kappes und dankte für die Vertretung aus dem Daadetal. Die 25 Aktiven des FEZ-Teams der Verbandsgemeindewehr Kirchen haben sich mit dem Provisorium vertraut gemacht. Mit diesem wird das Team bis zur Fertigstellung des Neubaus und der Installation der Funktechnik die Aktiven der jeweiligen Löschzüge vor Ort unterstützen. Nach derzeitigem Stand soll der Neubau Anfang Juni fertig sein. Der Stabsraum wird dann in der bisherigen FEZ eingerichtet, was künftig kurze Wege ermöglicht. (tt)
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