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Nachricht vom 05.03.2022    

Engpässe bei Gebrauchtwagen im Westerwald? Das müssen Käufer beachten

Von Marius Fuchs

Der Chipmangel in der Autoproduktion führt nicht nur zu Problemen bei der Fertigung und Auslieferung von Neuwagen. Der erhöhte Bedarf hat ebenfalls Folgen für die verfügbaren Gebrauchtwagen. Wie wirkt sich das auf die Kaufpreise in der Region aus? Die Kuriere sprachen mit Autohändlern, die auch Tipps für Käufer verrieten.

Hof und Gebäude von Gebrauchtwagenhändler EAW-Kamp. (Foto: mafu)

Wissen/Weyerbusch/Höchstenbach. Seit der Pandemie wird die Geduld der Autokäufer ordentlich auf die Probe gestellt. Vor allem Lieferengpässe führen zu einem akuten Chipmangel, wodurch bereits fertiggestellte Neuwagen Monate lang auf ihre Auslieferung warten müssen. Da sich viele Käufer aber nicht so lange gedulden wollen oder es schlichtweg nicht können, greifen viele stattdessen auf einen Gebrauchtwagen zurück. Doch auch hier sieht die Marktsituation teilweise oft nicht so rosig aus. Der Gebrauchtwagenmarkt erfuhr seit der Corona-Pandemie einen Anstieg der Nachfrage. Während das für die Händler zunächst gar nicht so schlecht erscheint, verursachen die langen Wartezeiten und die angestiegenen Preise bei der suchenden Kundschaft oft auf Frustration.

EAW-Kamp in Wissen: Bis zu 14 Monate Lieferzeit
Verkaufsleiter Oliver Keller vom Neu- und Gebrauchtwagenhändler EAW-Kamp in Wissen kennt die genannten Probleme. Auch er berichtet, dass er seit der Pandemie verstärkt von Neuwagen höre, welche fast fertig produziert im Werk stehen, aber ohne einen Chip nicht ausgeliefert werden können. Obwohl das vergangene Verkaufsjahr sehr gut lief, herrsche laut Oliver Keller bei EAW-Kamp aktuell eher tote Hose. Untypisch für diese Jahreszeit, wie er verrät.

Die Lieferzeiten für einen Skoda Octavia gingen momentan bis an die 14 Monate. Da die Kunden meisten so lange nicht warten können, berichtet auch der Verkaufsleiter aus Wissen, dass viele eher zum Alternativkauf neigen und sich für Gebrauchtwagen interessieren. Diese seien zwar weiterhin leichter verfügbar, jedoch seien die Preise für Gebrauchte unverhältnismäßig hoch. So bekomme man einen vier Jahre alten Gebrauchtwagen für gerade mal für vier- bis fünftausend Euro unter dem Neupreis. Daher rät Oliver Keller trotz der schlechten Verfügbarkeit zu Geduld beim Kauf und weist darauf hin, dass der Kauf eines Neu- oder Jahreswagens sich bei den aktuellen Preisen mehr lohne. Außerdem solle man sich durch die für Verkäufer verlockende Preissituation nicht vorschnell dazu verleiten lassen, seinen eigenen Gebrauchtwagen zum Verkauf anzubieten, in der Hoffnung man kriege einen Neuwagen als Ersatz. Der Kipppunkt werde früher oder später kommen und Geduld lohne sich, vor allem jetzt.

Autohaus Weller in Weyerbusch: Vor allem Ersatzteile betroffen, aber…
Beim Autohaus Weller in Weyerbusch sieht die Lage etwas anders aus. Inhaber Max Weller erklärt im Gespräch, dass kleinere und freie Händler von diesen Problemen eher weniger betroffen sind. Da man sich bei ihnen nach der Nachfrage von Kunden richtet und nicht an die Hersteller gebunden ist, sei der Umgang mit der Situation deutlich leichter. Lediglich erhöhte Lieferzeiten und teilweise gestiegene Preise kann er bestätigen. Dabei geht es hier vorrangig um Ersatzteile für Reparaturen. So könne man bei Bedarf nach einem Karosserieteil durchaus mit einer Lieferzeit von drei bis vier Monaten rechnen. Der Inhaber berichtet, dass dies jedoch kaum ein Problem sei, da die Kunden meist geduldig auf ihre Teile warten.



"EU-Wagen 24" in Höchstenbach rät zu schnellem Kauf bei einem guten Angebot
Auch bei "EU-Wagen 24" in Höchstenbach ist die Lage nicht ganz so dramatisch. Automobilverkäufer Georg Weber erklärt uns, dass es zwar weniger Gebrauchtwagen auf dem Markt gebe, die Anfragenden jedoch noch nicht verzweifelt lange auf eine Zusage warten müssen. Deutlich stärker nimmt er die Preisanstiege wahr. Der Automobilverkäufer berichtet von Preisen die teilweise an den Listenpreis eines Neuwagens rankommen. Nun könnte man sich denken: "Na dann greife ich doch lieber direkt nach einem Neuwagen." Georg Weber kann da jedoch recht schnell einwerfen: Bei einer eigenständigen Konfiguration des Wunschwagens komme es nicht wie angegeben zu um die acht Monaten Wartezeit – Kunden müssten sich von Anfang auf mindestens einem Jahr einstellen. Da die Marktsituation so schwierig ist, rät er daher dazu, nicht zu lange zu zögern, sollte man ein gutes Angebot finden. Denn für jedes verfügbare Auto stehen meist schon mehrere potenzielle Käufer an, daher sei es durchaus klug, ein gutes Angebot nicht "kaputt zu denken", sofern man dringend ein Auto braucht.

Georg Weber rechnet auch nicht mit einer schnellen Verbesserung der Situation. Gründe: Die Fahrzeughersteller leiden nicht so sehr unter dem Problem wie die Kunden. Außerdem geht er auch nicht davon aus, dass sich die Lieferengpässe allzu rasch auflösen werden. Somit bleibt beim Gebrauchtwagenkauf wohl nur aufmerksam und geduldig zu sein. (mafu)


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