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Nachricht vom 06.03.2022    

13 Frauen und Kinder aus der Ukraine im Westerwald in Sicherheit

Von Katharina Kugelmeier

VIDEO | Es ist Sonntagmorgen, 7 Uhr früh, als der erste Bus der Firma Meso and More in Kroppach auf den Hof rollt. An Bord sind 13 Frauen und Kinder aus der Ukraine, welche im Westerwald Schutz vor dem Krieg suchen. Mit nicht viel mehr als der Kleidung, die sie tragen. Den Rest, inklusive ihrer Männer, mussten sie zurücklassen.

Ankunft des ersten Busses in Kroppach. (Foto: Katharina Kugelmeier)

Kroppach. Der erste Bus ist zurück von seiner Reise an die polnisch/ukrainische Grenze. Er ist nicht so voll, wie es die Organisatorin Jenny Meutsch gehofft hat. Aber es sind 13 Frauen und Kinder, die dank ihr und der Firma Meso and More in Sicherheit sind. Auf dem Weg zur Grenze waren die beiden Busse und ein Kleintransporter vollgepackt mit den so dringend benötigten Spenden, zurückkam er leer, denn mehr als die Kleidung, die sie tragen, sowie einen kleinen Rucksack, in dem ihre Papiere sind, haben die Frauen und Kinder nicht mehr. Sie mussten alles zurücklassen, inklusive ihrer Männer, Väter, Brüder. Denn es sind nur die Frauen, die zurzeit aus der Ukraine ausreisen dürfen.

Eine der Frauen ist die 35-jährige Valerija, welche mit ihrer Mutter Angelica und ihren Kindern Sofija und Danilo im Westerwald Schutz sucht. Sofija ist 6 Jahre alt, ihr Bruder Danilo ist 14 Jahre. Ihr Vater Alexey ist in der Ukraine zurückgeblieben, er kämpft im Krieg und versucht, ihren Heimatort Dnipro zu verteidigen. Freiwillig war diese Entscheidung nicht, denn ausreisen dürfen nur Frauen und Kinder. “Ich habe seit dem Moment, als wir uns am Bahnhof verabschiedet haben, keinen Kontakt mehr zu Alexey“, erzählt die sichtlich erschöpfte und schockierte Valerija. Sie weiß nicht, wie es ihrem Mann und dem Vater ihrer Kinder geht, geschweige denn, ob er noch lebt. “Wir sind nur gerannt, in einer Nacht ging die Sirene ganze neunmal, danach sind wir geflohen. Wir konnten nichts mitnehmen, es hätte uns nur behindert.“ Ihr Heimatort ist nahe der Grenze zur Ostukraine, weshalb sie mit dem Zug fast das ganze Land durchqueren mussten. “Man hat nur Angst, weil Putin nicht die Soldaten, sondern nur friedliche Menschen und Ziele wie Wohnhäuser oder Schulen angreift. Und auch jederzeit einen Zug angreifen könnte.“ Geschlafen habe sie seit Tagen nicht, als Mutter würde man nur die eigenen Kinder bewachen, erzählt sie.

Hört man eine solche Geschichte, wundert man sich, dass der Bus nicht bis zum letzten Platz voll ist. “Viele Menschen wollen nicht so weit von der Grenze weg, sie hoffen noch immer, dass sie in einer oder zwei Wochen zurück in ihr Zuhause können“, erklärt Oksana Felbor, welche bei Meso and More arbeitet und als Dolmetscherin auf der Tour dabei war. Sie selbst stammt auch aus der Ukraine, hat noch einen ganzen Teil ihrer Familie dort. Die Hoffnung, auch die eigene Familie mit herbringen zu können, wurde nicht erfüllt. Der Ort, in dem ihre Familie lebt, ist nur 20 Kilometer von der Grenze zur Ostukraine entfernt und völlig eingeschlossen. Eine Flucht ist aktuell nicht möglich. “Wir alle sind völlig schockiert, niemand hätte wirklich gedacht, dass es so weit kommt“, sagt sie. Sie war es, die an der Grenze die Frauen direkt angesprochen und ihnen die Reise in den Westerwald angeboten und auch die Abläufe vor Ort geplant hat.

Viele der Flüchtlinge werden direkt an der Grenze von ihren Familien abgeholt, welche aus ganz Europa nach Polen reisen, um ihre Lieben abzuholen. Zwei riesige Einkaufszentren wurden in dem Ort in Polen leer geräumt und stehen den Menschen als Zwischenstation zur Verfügung. Sie werden dort verpflegt und können sich aufwärmen, nachdem sie zuvor meist unzählige Stunden in der eisigen Kälte an der Grenze gewartet haben. “Es ist ein ständiges Kommen und Gehen dort, die Polen machen alles, um die Frauen und Kinder hinter der Grenze aufzufangen und zu versorgen“, erzählt Ulrich Meutsch, welcher die Tour begleitete. 10.000 bis 15.000 Menschen sind immer zeitgleich dort, schätzt er. Sie ruhen sich nach den teils langen Reisen auf, wer Glück hat auf einem Klappbett, die anderen auf dem Boden. “Wir hatten gehofft, viel mehr Menschen mit herbringen zu können, aber dort stehen Busse aus ganz Europa, London, Paris, Kopenhagen, Lissabon, und viele andere Städte. Kroppach ist da nicht die erste Wahl.“ An der Grenze herrscht Chaos, aber jeder tue, was er kann, erzählt Ulrich Meutsch. Einzig mehr Schleusen an der Grenze wären gut, damit die Frauen und Kinder nicht stundenlang in der Kälte stehen müssen, um aus dem Land zu kommen, ergänzt er. Ein Bus ist heute noch den ganzen Tag an der Grenze und bringt jeden mit, der möchte. Am Abend wird auch er die 16 Stunden lange Heimfahrt antreten.



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Hier angekommen werden die Frauen und Kinder die erste Nacht noch gemeinsam untergebracht, bevor sie morgen in ihre Wohnungen kommen. Gemeinsam ein bisschen weniger einsam in diesen ersten Stunden. In der Halle in Kroppach packen sie sich noch eine Kiste mit Lebensmitteln, die Kinder dürfen sich etwas zum Spielen und ein Kuscheltier aussuchen.

Medizinischer Bedarf dringend benötigt
Vor allem medizinischer Bedarf wird dringend benötigt. Vieles davon ist nicht einfach zu kaufen, sondern benötigt entsprechende Verordnung. Sollten Ärzte oder Praxen jedoch etwas haben, können die Sachen gern nach vorheriger Absprache zu Meso and More gebracht werden. Von dort werden die Sachen dann wieder an die Grenze gebracht. Hier eine Liste der fehlenden Produkte:
Stauschlauch, Inspra, Gidazepam, Okklusionswundenverband, Isotonische Natriumchloridlösung (Injektionslösung), Salbe “Pantestin“, blutstillende Bandagen, Thermodecken, Dynastat, Xefocam Ampullen und Tabletten, Ambu-Beatmungsbeutel, Kehlkopfmaske, Verbrennungsmasken, Chemische Medizinische Wärmer, Sterile Gaze/Wundgaze, Hämostatische Schwämme, Kleiderschere/Rettungsschere, Kleiner chirurgischer Instrumentenkasten, Medizinische Hauthefter, Gezahnte Pinzetten, Pipetten, Diprosalic, Gorosten, Polypropylene 2/0, Polyglykolid-F den 2/0 oder 0, Proctosan, Phenobarbital, Adrenalin-Fertigspritzen, Noradrenalin, Tranexams ure, Gekodes/Refortan, Dicynone, Lamikon/Lamicon, Corvalol, Validol, Koffeintabletten, Nalbuphin, Senadexin, Trimeperidin, Tramadol, Abschwellende Nasentropfen

Sobald die Produkte zusammen sind, wird Meso and More sie zur Grenze bringen. Was die Fahrten kosten, ist dabei irrelevant. Wenn man helfen kann, dann mache man das. Außerdem gehöre Oksana ja schon zur Familie, erklärt Ulrich Meutsch.



Mehr dazu:   Ukraine  

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