Heupelzer Senioren-Leichtathlet Friedhelm Adorf freut sich über vier weitere EM-Medaillen
Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf: Sepp Herbergers Weisheit, auf den Fußball bezogen, hat sich Senioren-Leichtathlet Friedhelm Adorf zu Eigen gemacht. Nach den Erfolgen bei der Hallen-EM hat er die Teilnahme an der Freiluft-WM fest im Blick.
Heupelzen. Gerade erst sind die europäischen Hallenmeisterschaften der Senioren-Leichtathleten Geschichte geworden, ist Friedhelm Adorf beinahe schon wieder im Vorbereitungsmodus auf das nächste Saisonhighlight. Den Termin der Weltmeisterschaft unter freiem finnischen Himmel in Tampere (29. Juni bis 10. Juli) hat der Heupelzer bereits in seinem Online-Terminkalender eingetragen, die Planung der Reise per eigenem Wohnmobil beginnt in diesen Tagen. Die nächste große Aufgabe vor Augen, lässt ihn dennoch sehr zufrieden auf den EM-Abstecher ins portugiesische Braga zurückblicken. „Ich wollte zwei Medaillen gewinnen, letztendlich sind es vier geworden“, freut sich Adorf, der in der Klasse M 75 startete. In der 4x200-Meter-Staffel an der Seite von Hartmut Krämer, Hans Kuhn und Ulrich Becker bedeuteten die 2:11.14 Minuten Gold. Die Silbermedaille sicherte sich der 78-Jährige über 200 Meter in 29,99 Sekunden („Ich wollte unbedingt unter 30 Sekunden bleiben“). Über 400 Meter (73,64 Sekunden) und über 60 Meter (9,08 Sekunden) sprangen noch zwei bronzene Plaketten heraus.
Schlecht am Start
Im Nachhinein ärgert sich Adorf ein wenig, dass es über 60 und 200 Meter nicht noch besser lief. „Ich bin halt ein schlechter Starter, das war ich schon immer“, übt er ein wenig Selbstkritik, „ich komme nur langsam auf Touren.“ Sagt es und orientiert sich an seinem Konkurrenten Hartmut Krämer, der „beim Start immer explodiert“. Dennoch weint er möglicherweise vergebenen besseren Resultaten nicht nach: „Ich muss zufrieden sein. Ich bin gut drauf, mir tut nichts weh“. Und genau diese Feststellung können viele seiner gleichaltrigen Mitmenschen eben nicht treffen. Im Rückblick, so weiß Adorf, habe sich ein zehntägiges Trainingslager auf Teneriffa ebenfalls ausgezahlt, um topfit an den Konkurrenzen in der drittgrößten Stadt des kleineren Landes auf der iberischen Halbinsel mitmachen zu können, ehe er sich zwei Wochen später gemeinsam mit seiner Frau Eleonore, die rund um Veranstaltungen vor Ort als „Mädchen für alles“ fungiert, auf den Flug gen Südwesten machte.
Bessere Trainingsmöglichkeiten
Ein wenig gebessert haben sich für Adorf die Trainingsbedingungen in den kühlen Jahreszeiten dank der neuen Leichtathletikhalle in Neuwied. „So kann ich zumindest die 60 Meter richtig laufen“, begrüßt er die Investition in der Deichstadt, die sich nach seiner Auffassung nach vor allem an den so erfolgreichen Zehnkämpfer Kai Kaczmirek richtet, der, wie Adorf, für die LG Rhein-Wied startet. Schwerpunkt war in erster Linie die Verbesserung der Performance auf den ersten 30 Metern, „dafür habe ich Schlitten mit Gewichten gezogen“, erläutert er. Will der Westerwälder längere Strecken vor allem im Winter üben, muss er bis nach Leverkusen fahren, wo dies unter dem Hallendach möglich ist. Parallel hält er Woche für Woche an seinem bewährten Fitnessplan fest: montags stählt er sich in Altenkirchen, mittwochs in Neuwied und freitags in Troisdorf. Am Wochenende begibt er sich oft gemeinsam mit Sohn Dirk und Enkel Matteo (im Kinderwagen) joggender Weise auf Strecken rund um seine Heimatgemeinde inklusive des Beulskopfs.
Fünf Starts in Tampere
Richten wir noch einmal den Blick voraus auf den Hochsommer und die Senioren-WM: Nach derzeitigen Vorstellungen peilt Adorf fünf Auftritte an - über 100, 200 und 400 Meter sowie in den Staffeln 4x100 und 4x400 Meter. Bis dahin will er versuchen, vor den Starts ein wenig aufgeregter zu werden, denn seiner Meinung nach „kommt bei mir das Adrenalin zu spät, nämlich erst während des Laufes“. Er sei einfach die Ruhe in Person. Während andere zwei Stunden vor dem Start mit der Aufwärmphase beginnen würden, werde er erst maximal 45 Minuten vor einem Lauf aktiv. Zudem schlafe er vor den Wettbewerben immer gut. Und dass er hin und wieder mal seine eigene Checkliste nicht komplett abhake, zeige sich daran, dass er noch seelenruhig unmittelbar vor der Einnahme der Startposition seine Kompressionsstrümpfe hochziehen könne, weil er es zuvor vergessen habe.
Früher auf Touren kommen
Möglichkeiten, um früher auf Touren zu kommen, hat Adorf bis Tampere allemal: Bei den Rheinland- und Deutschen Meisterschaften kann er gezielt darauf hinarbeiten, „Adrenalinjunkie“ zu werden. Als Manko erweist sich aber auf der anderen Seite, dass coronabedingt in den Jahren 2020 und 2021 keine internationalen Titelkämpfe ausgetragen wurden. Auch auf nationaler Ebene war der Wettkampfbetrieb eingestellt, Adorf also nicht an der Beseitigung dieser selbst verifizierten „Schwäche“ arbeiten konnte. Dafür ist das taktische Verständnis umso besser ausgebildet: Gerade in der Halle ist er so unterwegs, dass es in Endläufen für eine gute Bahn reicht. Das Renngeschehen im Blick, ist dann schon mal Austrudeln angesagt - wohl wissend, dass er im Finale auf seinem Lieblingsgeläuf unterwegs sein kann. (vh)
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