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Nachricht vom 11.03.2022    

Altenkirchener "Spiegelzelt": Von Neitersen geht es zurück in die Kreisstadt

Kulturangebote schaffen: Diese Aufgabe ist grundsätzlich bei einer Verbandsgemeinde angesiedelt. Dies kann in zweierlei Hinsicht vonstatten gehen. Entweder die VG beschäftigt für diesen Zweig eigenes Personal oder sie vertraut aushäusigen Anbietern.

Das Spiegelzelt soll in diesem Jahr wieder seine Pforten auf dem Altenkirchener Schlossplatz öffnen. (Foto: Archiv)

Altenkirchen. Seit über zwei Jahren ist es in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld Usus, die Organisation eines großen Teils des kulturellen Angebots in Obhut des Kultur-/Jugendkulturbüros Haus Felsenkeller mit Geschäftsführer Helmut Nöllgen zu geben. Dieses Erbe übernahm sie von der Alt-VG Altenkirchen, die jahrzehntelang auf diesem Weg unterwegs war. Und seit "Menschengedenken" ist es üblich, dass zu Beginn eines jeden Jahres die Verabschiedung der Zuschüsse fürs Kulturelle in den Gremien behandelt wird. Parallel einher geht damit oft die Diskussion über Forderungen Nöllgens, die finanziellen Hilfen aus den und den Gründen zu erhöhen. So konnte der geneigte Zuhörer in der Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschusses der VG am Donnerstagnachmittag (10. März) zwischen den Zeilen der Beschlussvorlage für die monetäre Unterstützung des Leuchtturmprojektes "Spiegelzelt" herauslesen, dass es in den zurückliegenden Wochen ziemlich gekracht haben musste.

"Im Vorfeld zum 'Spiegelzelt 2022' gab es zwischen der Verbandsgemeinde und dem Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller abweichende Auffassungen hinsichtlich des Veranstaltungsortes. Das Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller hatte zunächst ohne Abstimmung mit der Verbandsgemeinde den Veranstaltungsplatz auf den Platz vor der Wiedhalle in Neitersen festgelegt. Nach mehreren Gesprächen und der letztlichen Mitteilung der Verbandsgemeinde, dass nur der Veranstaltungsort in Altenkirchen mitgetragen werde, teilte das Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller mit Schreiben vom 1. März 2022 mit, das 'Spiegelzelt 2022' wie gehabt in Altenkirchen durchzuführen", lautete die sachliche Information zum Tagesordnungspunkt 7.1.

Forderung nach Bewilligung aller Zuschüsse
Damit aber noch nicht genug: Allerdings, so die Nachricht an die VG aus der Altenkirchener Marktstraße 30, dem Sitz des Kultur-/Jugendkulturbüros weiter, sei die Umsetzung des Spiegelzeltes als Kooperationsveranstaltung der VG Altenkirchen-Flammersfeld und des Kultur-/Jugendkulturbüros Haus Felsenkeller mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz am Veranstaltungsort Altenkirchen nur möglich, wenn für das Jahr 2022 sämtliche vom Kultur-/Jugendkultbüro Haus Felsenkeller beantragten Zuschusserhöhungen für die Einzelpositionen der kulturellen Arbeit von der Verbandsgemeinde bewilligt würden. Das Originalzitat aus dem Brief des Spiegelzelt-Organisators: "Eine Durchführung des Spiegelzeltes 2022 in Altenkirchen ist nur möglich, wenn allen beantragten Erhöhungen der Einzelpositionen für das Jahr 2022 in vollem Umfang stattgegeben wird." Parallel beantragte Nöllgen eine Erhöhung des Eigenanteils der Verbandsgemeinde von 20.000 auf 25.000 Euro, in diesem Fall würde das Land seinen Zuschuss von 40.000 auf 50.000 Euro steigern.

Wie der Dom zu Köln
Unumstritten ist: Das Spiegelzelt ist das Nonplusultra unter den Veranstaltungen des Kultur-/Jugendkulturbüros Haus Felsenkeller genau in Altenkirchen. Ein Abstecher nach Neitersen – aus welchen Gründen auch immer – wäre für Bürgermeister Fred Jüngerich unter gar keinen Umständen in Frage gekommen: "Das Spiegelzelt gehört zu Altenkirchen wie der Dom zu Köln." Klar distanzierte er sich von einem Wenn-dann-Zusammenhang zwischen Austragung und Plus bei den anderen Zubroten für die Kultur. Diese hätten mit dem Spiegelzelt absolut nichts zu tun, seien völlig losgelöst zu betrachten und stellten ein eigenes Budget mit eigenen Veranstaltungen dar. "Wir erhöhen zum Beispiel einen Posten nicht auf 18.000 Euro, weil er es reinschreibt, sondern weil wir das für richtig halten", ergänzte er. Auch Torsten Löhr (CDU), Frank Bettgenhäuser (SPD) und Franz Weiss (FWG) mahnten jeweils eine "saubere Trennung" an, während Weiss zudem mehr Nachweise einforderte, weil alles so vermischt werde, dass es passe.



Noll: Wie "Erpresserschreiben"
Harsche Kritik übte Johannes Noll (FDP). "Der Ton von Herrn Nöllgen gefällt mir nicht. So geht man nicht mit Partnern um. Die Schreiben sind wie Erpresserschreiben." Nichts dürfe vermischt werden, das sorge auch für eine klare Geschäftsführung bei ihm (Helmut Nöllgen, Anm. der Red.). Jürgen Salowsky (Bündnisgrüne) versuchte, die Wogen ein wenig zu glätten und sprach davon, dass das, was "Helmut macht, als Gesamtkunstwerk zu betrachten ist. Man könne das nie genau trennen." Für die geforderten Erhöhungen brachte er als "Brücke" die Inflationsrate als mögliche Begründung mit ins Spiel. Matthias Gibhardt (SPD) war positiv überrascht, dass das "Spiegelzelt zurück ist. Wir werden das Spiegelzelt sauber in der Kreisstadt abwickeln".

Was passiert nach Nöllgen?
Bettgenhäuser trieb darüber hinaus noch ein weiterer Punkt um. Die Kulturarbeit sei bekanntermaßen abhängig von Helmut Nöllgen, der inzwischen ein Alter (Bettgenhäuser meinte 67 Jahre) erreicht habe, mit dem andere sich im Ruhestand befänden. Wie sehe es dann mit der Kulturarbeit aus, wenn Helmut Nöllgen irgendwann einmal aufhöre? "Wir müssen uns über kurz oder lang neu orientieren", entgegnete Jüngerich. Über einen Abschied habe Nöllgen noch nichts verlautbaren lassen. Nach wie vor blieben zwei Richtungen möglich: das Outsourcing weiter betreiben oder die Einstellung eines Kulturreferenten vornehmen, wie es die VG Hachenburg vorziehe, der natürlich von der VG bezahlt werden müsse. Rolf Schmidt-Markoski als Erster Beigeordneter meinte: "So lange wir Helmut Nöllgen haben, sollten wir uns auch ihm bedienen." Der (zweite) Beigeordnete Rainer Düngen blickte mit einem Satz über die Kreisgrenze hinaus: "Die Hachenburger haben ein Topprogramm."

Nicht alle Forderungen erfüllt
Nach des gefühlten unterschwelligen Widerstandes dennoch einstimmig verabschiedeten Zuschusses in Höhe von 25.000 Euro für das "Spiegelzelt 2022" bleibt offen, wie Nöllgen nun reagiert, da das Gremium der Forderung nach Erhöhung des Zuschusses für die Kleinkunstbühne (allgemeines Kulturprogramm) von 15.000 auf 18.000 Euro einstimmig bei einer Enthaltung nicht nachkam, bei 16.500 Euro eine Grenze zog und die Vorlage von Verwendungsnachweisen einforderte. Auch für die Ausrichtung der Kleinkunstveranstaltungen "Kultur vor Ort" erhält das Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller Zuwendungen bis zu einer neu festgesetzten Höhe von 16.500 Euro, wenn Nachweise der Ausgaben für Ton- und Lichttechnik, Miet- und Nebenkosten sowie für Helfer, Lagerkosten und Equipment vorgelegt werden. Ursprünglich sollte es bei 15.000 Euro bleiben, gefordert waren 18.000 Euro. Der Kompromiss, von Salowsky vorgeschlagen, wurde mit 6:5 Stimmen bei einer Enthaltung für gut befunden. Ohne Widerspruch wurden zudem genehmigt: Die Projektförderung für das Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller beträgt, wie im Jahr 2021, erneut 18.000 Euro, sie startete im Jahr 1993 mit 15.000 Mark. Schließlich darf sich die Jugendkunstschule in Altenkirchen auf eine Überweisung in der Höhe von 7500 Euro für die jährlichen Unterhaltungskosten freuen. Beantragt waren 8000 Euro.

Spiegelzelt seit 2001
Das Spiegelzelt wird seit dem Jahr 2001 (Anteil Land 65.000 Mark/Anteil VG 10.000 Mark) organisiert. Grundsätzlich fließen noch Eintritts- und Sponsorengelder in die Finanzierung mit ein. Seit 2002 wird es im Zwei-Jahres-Rhythmus auf dem Schlossplatz aufgebaut. In den Jahren 2020 und 2021 (verschoben von 2020) fiel die Veranstaltungsserie wegen der Corona-Pandemie aus. 2018 steuerte das Land aus Mitteln des Kultursommers 40.000 und die VG 20.000 Euro bei. In den Jahren 2006, 2010 und 2012 musste die VG das Projekt mit 4000, 8000 und 3983 Euro nachfinanzieren. (vh)


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