Situation stabilisiert sich - Frühlingserwachen am Arbeitsmarkt
Pünktlich zum Frühlingsbeginn kann die Agentur für Arbeit die erwartete Entspannung am Arbeitsmarkt verkünden: Die Arbeitslosigkeit ist Ende März deutlich unter die 10.000er Marke gesunken. Und auch in Sachen Ausbildung zeichnet sich ein klarer Wandel ab, denn das Verhältnis von Angebot und Nachfrage ist deutlich ausgewogener als in den letzten Jahren.
Kreis Altenkirchen/Region. 9668 arbeitslose Menschen zählen die Statistiker Ende März im Bezirk der Agentur für Arbeit Neuwied - 419 weniger als vor einem Monat. Die Arbeitslosenquote sinkt um 0,2 auf 6 Prozent; die Zahl der offenen Stellen steigt um 55 auf 1173. "Der Arbeitsmarkt ist damit endgültig aus dem Winterschlaf erwacht", freut sich die Chefin der Arbeitsagentur, Ulrike Mohrs, und weist darauf hin, dass der Rückgang sich vor allem dort widerspiegelt, wo sich seinerzeit auch die Winterflaute am deutlichsten auswirkte - bei Männern aller Altersgruppen, die noch nicht allzu lange arbeitslos sind. So sind derzeit 337 Männer, aber nur 82 Frauen weniger arbeitslos als Ende Februar. Allerdings beträgt der Anteil der Männer an den Arbeitslosen im Bezirk noch immer 53,6 und der der Frauen 46,4 Prozent.
Sehr unterschiedlich wirkt sich die Belebung auch in den beiden Rechtskreisen aus, die Arbeitslosigkeit abbilden. So verzeichnet die Arbeitsagentur bei den von ihr betreuten Versicherten nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) III eine Rückgang von 386, während in den Jobcentern nur 33 arbeitslose Empfänger von Grundsicherung nach SGB II (so genanntes Hartz IV) weniger gezählt wurden. Zum Teil sei dieses Phänomen absolut natürlich, erklärt Mohrs. "Saisonale Schwankungen zeichnen sich in aller Regel zuerst bei den SGB III-Kunden ab: Sie verlieren ihre Arbeit am Bau oder in der Landschaftspflege, wenn es frostig-kalt wird, und sie werden wieder eingestellt, wenn die Sonne den letzten Schnee geschmolzen hat. Bevor sie zu Langzeitarbeitslosen werden, haben sie ihren Job meist wieder." Dennoch, betont die Agenturleiterin, bereite ihr die "Verkrustung" bei den Arbeitslosen des SGB II gewisse Sorgen. "Je länger jemand arbeitslos ist, umso schwieriger wird es, ihn noch einmal für den Arbeitsmarkt zu reaktivieren. Das liegt nicht zuletzt an Vorbehalten, die viele Arbeitgeber haben. Hieran müssen wir, auch mit entsprechenden Qualifizierungen, in Zukunft verstärkt arbeiten, damit der Aufschwung am Arbeitsmarkt am Ende auch bei den Langzeitarbeitslosen ankommt."
Ausgewogen ist das Bild in den beiden Landkreisen, die zum Agenturbezirk gehören: Während Altenkirchen 216 Arbeitslose weniger zählt, sind es in Neuwied 203. Die Arbeitslosenquote sinkt in Altenkirchen um 0,4 auf 5,8 Prozent und in Neuwied um 0,3 auf 6,0 Prozent. In Altenkirchen steigt die Zahl der offenen Stellen um 23 auf 392 und in Neuwied um 32 auf 781. In beiden Landkreisen spielt sich der Rückgang ganz überwiegend im Rechtskreis des SGB III ab: Während in Altenkirchen aber 52 Arbeitslose in der Grundsicherung weniger gezählt werden, gibt es in Neuwied sogar eine leichte Steigerung um 13.
Grundsätzlicher als im Monatsvergleich zeigt sich die Arbeitsmarkt-Entspannung beim Blick auf die Vorjahreswerte: Im Vergleich zum März 2010 geht die Arbeitslosigkeit Im Agenturbezirk um 1435 zurück - damit gibt es derzeit knapp 13 Prozent Arbeitslose weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag damals noch bei 6,8 Prozent. Auch hier profitieren die Landkreise gleichermaßen: In Altenkirchen gibt es einen Rückgang um 739, in Neuwied liegt er bei 696. Die regionalen Arbeitslosenquoten lagen 2010 bei 6,8 (Neuwied) und 6,9 Prozent (Altenkirchen). "Im Gegensatz zu den saisonalen Auswirkungen durch das Wetters zeigt dieser Vergleich sehr deutlich, dass sich der Arbeitsmarkt in der Region nach der tiefen Krise nachhaltig erholt hat", erklärt Mohrs.
Verändert hat sich auch der Ausbildungsmarkt, dessen Daten die Arbeitsagentur zum ersten Mal seit Beginn des Ausbildungsjahres im vergangenen Oktober veröffentlicht. Zwar sei es noch zu früh für eine endgültige Einschätzung, betont Mohrs. Aber nach der deutlichen Verzögerung durch die Wirtschaftskrise in den letzten beiden Jahren seien die Auswirkungen des demografischen Wandels nun offenbar auch im Bezirk Neuwied angekommen. Denn so ausgewogen wie jetzt sei das Verhältnis zwischen Bewerbern und Stellenangeboten schon lange nicht mehr gewesen. 1619 Jugendliche sprachen demnach in den letzten Monaten auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bei der Agentur vor; gleichzeitig wurden 1375 Ausbildungsplätze gemeldet. Übrig geblieben sind davon 1020 Bewerber und 798 Lehrstellen. "Das scheinen zwar auf den ersten Blick noch immer zu viele Bewerber zu sein, aber erfahrungsgemäß entscheiden sich am Ende doch noch viele junge Leute, lieber weiter zur Schule zu gehen. Andere haben schlicht vergessen, sich bei uns abzumelden, nachdem sie eine Ausbildungsstelle gefunden haben." Zwar erwarte man für die nächsten Monate noch Zugänge auf beiden Seiten. "Aber nicht immer passen die Wünsche der Jugendlichen am Ende zu den Ansprüchen der Arbeitgeber." Deshalb appelliert die Agenturchefin an unversorgte Betriebe und Schulabgänger gleichermaßen: "Wer sich noch nicht bei uns gemeldet hat, der sollte das bald tun. Sonst findet er am Ende womöglich nicht das, was er sich erhofft hat."