Mozart mit viel Glanz und Gloria: Holzbläser brillieren im Herdorfer Hüttenhaus
Das Trio Roseau und fünf junge Stipendiaten der Villa Musica versprachen preisgekrönte, virtuose und prachtvolle Bläsermusik und hielten ihr Wort auf ganzer Linie. Mit einem unterhaltsamen "Divertimento" aus Eigenkompositionen und Werken von Mozart und Smetana läuteten sie auf Einladung der Kulturfreunde Herdorf am 11. März den Frühling ein.
Herdorf. Während die wohltuenden Schmeicheleien des schönen Frühlingstages sich mit dem Sonnenuntergang bereits längst verabschiedet hatten, bekamen Musikbegeisterte am Abend die Möglichkeit auf einen genussvollen, musikalischen Nachhall des Zaubers dieser Jahreszeit.
Anspruchsvolles Programm
Zum Auftakt stand sogleich eines der anspruchsvollsten Stücke aus Mozarts ersten Wiener Jahren auf dem Programm – die große Bläserserenade c-Moll KV 388 für je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte. Die Komposition vollende das Salzburger Musikgenie wohl im Herbst 1782 und lieferte damit nicht nur ein überragendes Stück, sondern schuf ganz nebenbei mit der Bläsersinfonie gewissermaßen eine gänzlich neue Gattung der Bläsermusik, wie sie erst deutlich später durch Gounod oder Strauss populär werden sollte. Keinen leichten Beginn hatten sich die Musiker des Abends somit auferlegt. Doch bereits in der Vergangenheit konnten die Oboistin Rachel Frost, der Klarinettist Ulf-Guido Schäfer und der Fagottist Malte Refardt mit vorzüglichen Einspielungen von Mozart-Trios für Furore sorgen. Ohne Frage gelang ihnen dies während des Konzerts im Hüttenhaus auch als Oktett in Begleitung von fünf jungen Bläsern der Villa Musica – allesamt Preisträger bei internationalen Wettbewerben.
Während man mit Serenaden gemeinhin eher eine minimalistischere Durchführung konnotiert, konnte sich das Auditorium inmitten dieses kontrastreichen und sinfonischen Bravourstücks Mozarts vom Gegenteil überzeugen. Im Allegro wuchtig in der Durchführung mit scharf profilierten Motiven gleich zu Beginn, taten sich im Andante etwaige Konnotationen einer Serenade auf. Gleichsam der Atmosphäre eines Ständchens inmitten eines mondbeschienenen Parks, ließ dieser Teil alle Zuhörer im Träumerischen schwelgen. Etwas strenger wartete das Menuetto in Canone als Oktavkanon auf, um sich im Finale in einem tänzerischen Thema eines lebhaften Spiels mit Licht und Schatten wiederzufinden.
Frühlingshafte Euphorien
Im Anschluss folgten mit Auszügen aus Don Giovanni, KV 527 nicht weniger ambitionierte Mozart-Interpretationen. Bearbeitet vom Klarinettisten des Trio-Roseaus, Ulf-Guido Schäfer, gab es vier Nummern aus der Oper zu hören, die als Harmoniemusik zusammengestellt wurden. Dem Allegro D-Dur – der größten Arie der Oper und einem Meisterstück an perfider Komik – folgte das wunderschöne Andantino sostenuto in G-Dur. Das Menuett mit dem berühmten Ständchen am Fernster, welches Don Giovanni der begehrenswerten Donna Elvira darbietet, wurde von Ulf-Guido Schäfer ebenso wohlklingend harmonisch eingebettet, wie das abschließende Finale. Alles in Allem ein herrliches Opern-Divertimento.
Auf diesen Klassiker schlechthin folgte mit Fünf Bagatellen für Bläsertrios eine zeitgenössische Komposition des Klarinettisten Ulf-Guido Schäfer, welche im September 2021 im Schloss Friedrichsfelde bei Berlin ihre Uraufführung erlebte und nun bei Villa Musica erneut aufgeführt wird. Im Vorfeld dezimierte eine kurze Umbauphase die Bühnenausstattung im Vorfeld erheblich, und ließ lediglich den Musikern des Trio-Roseau Platz. Das Zusammenschrumpfen tat dem klanglichen Erleben sowie dem Maß an Virtuosität, welches an Klarinette, Oboe und Fagotte dargeboten wurde, allerdings keinen Abbruch. Ebenso reichhaltig wie zuvor umspannte der Frühling die gesamte Darbietung. Die Euphorie des Erwachens wurde mit all ihren Facetten dargeboten – eine wunderbare Melange frühlingshafter Assoziationen.
Während auf der Bühne anschließend wieder Stühle gerückt wurden, um das ursprüngliche Oktett zu reaktivieren, bewies Fagottist Malte Refardt am Mikrophon währenddessen nicht nur, dass es sich beim Trio mit um die besten Bläserprofessoren Deutschlands handelt, sondern offenbarte noch ein ganz anderes Talent. Mit liebenswerten Esprit mündete seine kurze musikalische Expertise über das Abendprogramm in einer unverblümten Aufforderung zum Erwerb einer CD des Ensembles – eine zweifelsfrei lohnende Investition.
Gemeinsamer Abschluss
Zum Finale betraten die Professoren und ihre hochtalentierten Stipendiaten die Bühne wieder gemeinsam, um das Programm in einem heiteren Oktett nach Smetanas Oper Die verkaufte Braut zum Abschluss zu bringen. Böhmische Tänze und Arien, umgewandelt in prachtvolle Bläsermusik stellten eine wunderbare Einstimmung auf das beginnende Frühjahr dar. Das Publikum erfreute sich der Frivolität und jugendlicher Lebensfreude der Komposition, welcher sich auch die Musiker nicht verschließen konnten. Zum Konzertabschluss gaben sie sich ihrem Werk ganz und gar hin, mit allem, was sie zu geben hatten. Es war ein krönender und gebührender Schlusspunkt für einen musikalisch erstklassigen Abend, der alles in allem so wohltuend temperiert wie der Frühling selbst war, den die Stücke einzuläuten zu suchten. (PM)
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