Wenn Freddie Mercury auf der Kulturwerk-Bühne wiedergeboren wird...
Von Wolfgang Rabsch
Wenn Verschwörungstheoretiker behaupten, Elvis Presley würde leben, dann waren am Samstagabend (19. März) im Kulturwerk in Wissen Hunderte Fans Zeugen der Wiederauferstehung von Freddie Mercury. Endlich fand der langersehnte Gig von "The Bohemians" statt, der zweimal wegen Corona verschoben werden musste.
Wissen. Die Band wird international als beste „Queen“-Cover-Band angesehen und begeistert auf ihren Tourneen ihre Fans immer wieder aufs Neue. Den Ritterschlag erhielten sie von Brian May, Mitglied das legendäre Original „Queen“-Band. Nach einem Konzert soll Brian May in die Garderobe von den „Bohemians“ gegangen sein und gesagt haben: „Thank you guys, it was so brillant, you are great.“ Zu „Queen“ noch viel zu schreiben und zu sagen, wäre vergeudete Energie, denn sie sind eine absolute Rocklegende, nicht zuletzt durch ihren exzentrischen und charismatischen Frontmann Freddie Mercury.
Freddie Mercury in Memoriam
Freddie Mercury weilt seit 1991 im Pop-Olymp und schaut von oben zu, was so seine Nachfolger anstellen. Wenn er sich Rob Comber, den Leadsänger der „Bohemians“ betrachtet, kann er sich zufrieden auf seiner Wolke zurücklehnen. Rob Comber hat den eigentlich als unnachahmlich geltenden Gesang, aber auch die speziellen Tanzeinlagen von Freddie Mercury absolut verinnerlicht, und schwebt seinesgleichen über die Bühne. Man kann ihn getrost als „Rampensau“ bezeichnen, was im Rockbusiness als eine der höchsten Auszeichnungen gilt. Ohne Pause die volle Breite der Bühne ausnutzend, dabei vom Piano aufspringend, an das nächste Mikrophon hetzend, um dann voller Inbrunst und Überzeugung einen Hit nach dem anderen rauszuhauen, das hat was.
Alle Hits von „Queen“ live im Kulturwerk
Apropos Hits: „The Bohemians“ ließen ein wahres Feuerwerk auf die enthusiastisch mitfeiernden Fans im Kulturwerk niederprasseln. Am Ende des Konzertes reibt man sich verwundert die Augen, weil man feststellen konnte, wieviel Hits „Queen“ im Laufe ihrer Karriere produziert hatten. Rund zweieinhalb Stunden Hit auf Hit, von der ersten Sekunde an textsicher begleitet, von dem sich auch selbst feiernden Publikum begleitet. Hier eine kleine Auswahl der Welthits von „Queen“: „Bohemian Rhapsody, Radio Gaga, Friends will be friends, Breaktru, I want it all, Don’t stop me now, Save me, I want to break free, Crazy little thing called love, Kind of magic, Somebody to love, Hammer to fall“, und so weiter.
Das Publikum kam kaum zum Verschnaufen, zumal sie von Rob nicht in Ruhe gelassen wurden, mitzusingen und mitzutanzen. Aber dazu benötigte es eigentlich keiner besonderen Aufforderung, das war ein Selbstläufer. Aber auch die übrigend Bandmitglieder sind jeder in die Rolle seines musikalischen Vorbildes geschlüpft: Dan Church bearbeitete seine Drums genauso heftig und rhythmisch wie Roger Taylor, Christopher Gregory gab den stilsicheren Leadgitarristen, der die unglaublichen Gitarrenriffs von Brian May 1: 1 umsetzte und sich dafür immer wieder Szenenapplaus abholen durfte. Kevin Goodwine zupfte den Bass erbarmungslos und stand dabei John Deacon in nichts nach. Alle Drei begleiten Rob mit Backing Vocals, damit wurde der Gesang entsprechend abgerundet, auch in den hohen Tonlagen.
Vollkommen neidlos überließ dieses Trio Rob Comber die Bühnenshow, der mit allen Freiheiten ausgestattet war. Zusammengefasst kann den Rockern bestätigt werden, dass ein absolut überzeugendes Quartett einen Auftritt hingelegt hatte, der bei den Besuchern noch länger hängen bleibt. Die Jungs benötigten auch keine Zeit, um sich warm zu spielen, da sie mit „One Vision“ mit heftigem Hard Rock die Show öffneten, und die Besucher sofort auf Temperatur brachten.
Melancholie machte sich breit, als Rob das letzte Lied von Freddie sang, welches Freddie bereits vom Tod gezeichnet, zusammen mit seiner Band, als emotionalen Abschied hinterließ. „These are the days of my life“ ließ RuheiIns Kulturwerk einkehren. aber das Leben geht weiter, auch wenn man es manchmal anhalten möchte, und so knallten „The Bohemians“ zum Ende ihres unbeschreiblichen Konzertes ihre zwei absoluten Monsterhits raus, bei denen selbst Lahme ihre Gehhilfen weggeworfen hätten: „We will rock you“ und „We are the champions“.
Auch die Ukraine wurde nicht vergessen
Gänsehautmomente wurden erzeugt, als Rob Comber zuerst mit einer überdimensionierten Deutschland-Flagge und dann mit einer blau-gelben Nationalfahne der Ukraine die Bühne betrat. Jubel ohne Grenzen, Standing Ovations und Sprechchöre verabschiedeten die Band von der Bühne, die erschöpft, aber sichtbar überglücklich, sich langsam backstage entfernte, so als wenn sie auch nicht loslassen könnten.
Wer an diesem Abend zu den Glücklichen gehörte, der dabei sein durfte, wird sich noch lange an diese unvergesslichen Momente zurückerinnern. (Wolfgang Rabsch)
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