Herdorf: Abrissarbeiten bei "Steinaus Eck" verändern das Stadtbild
Das Ortsbild in Herdorf wandelt sich gerade: Ein Abrissbagger hat sich durch eine Häuserzeile im Bereich "Steinaus Eck" geknabbert. Mit einer Hydraulikkraft von 150 Tonnen werden Steine und Beton geknackt und zermalmt. So wird Platz geschaffen, um die L284 im Kreuzungsbereich auszubauen.
Herdorf. "Neueröffnung am 27.01.2027" hatte irgendjemand noch mit einem weißen Stift auf die Schaufensterscheibe der ehemaligen Metzgerei Mertens geschrieben und eingekringelt. Daraus wird nun nichts. Auch in dem Nachbarladen, in dem einst "Schirm-Fuchs" angesiedelt war, wird kein Euro mehr über die Ladentheke wandern. In dieser Häuserzeile an der Hauptstraße in Herdorf bleibt kein Stein auf dem anderen: Ein Abrissbagger löst den entkernten Komplex in seine Bestandteile auf.
Der Bagger macht kurzen Prozess mit den Häusern
Von der ehemaligen Sparkasse auf der einen Seite bis zum Eckhaus an der Hellerbrücke wird alles verschwinden. Stein, Beton, Holz oder Metall: Was der 50-Tonnen-Bagger der Firma Mudersbach aus Burbach einmal mit seiner Betonschere gepackt hat, davon bleibt nur ein Berg Schutt übrig. Was noch an Metall und Holz dazwischen liegt, das fischt Dieter Martens heraus. Martens sitzt in einem 35-Tonnen-Bagger und fraktioniert den Schutt. Der Sortiergreifer stopft Holz und Metall in die vorgesehenen Container. Für das Sparkassengebäude hatte der große Bagger einen 24 Meter langen Arm montiert, der für die weiteren Abrissarbeiten nicht mehr erforderlich war. Am Montag, dem 14. März, hatte der Abriss am ehemaligen Bankgebäude begonnen. Dienstagnachmittag erinnerte nur noch ein Haufen Steine an das Gebäude.
Passanten blieben immer wieder stehen und schauten zu, wie sich das Bild im Ort zwischen "Steinaus Eck" und der katholischen St.-Aloisius-Pfarrkirche veränderte. "Das gibt später einen freien Blick von 'Steinaus Eck' auf die Kirche", meinte ein Herdorfer, der für einen Moment dem Bagger beim Abbruch zuschaute. Eine Passantin merkte an, dass die heutigen Kinder später gar nicht mehr wissen werden, wie es in diesem Bereich im Städtchen einmal ausgesehen habe. Aber, meinte sie lächelnd, das sei heute kein Problem mehr: "Wir haben ja immer das Handy dabei."
Nach der Entkerung wird das Material "pulverisiert"
Im Februar war mit dem Ausbau der Kreuzung begonnen worden. Platz muss geschaffen werden, damit der Landesbetrieb für Mobilität (LBM) in Diez seine Planung in die Tat umsetzen kann. Vor dem Rückbau mussten die Gebäude entkernt werden. Das Käppel-Haus fiel als erstes Gebäude dem Bagger zum Opfer. An dem Nachbargebäude kam nach Abnahme der Fassade der Schriftzug "Tapetenhaus Baldus" zum Vorschein, der samt dem Gebäude inzwischen in Staub aufgegangen ist.
Beim Entkernen der Häuser sei laut Dieter Martens bereits Wärmedämmung von den Wänden genommen, sortiert und entsorgt worden. Auch asbesthaltige Fassaden mussten entsorgt werden. Schweißbahnen und Teerpappe, abgehangene Decken, Möbel, Teppiche und vieles mehr seien herausgenommen worden. Rohre aus Kupfer und Bauteile aus Aluminium wurden sortiert und fraktioniert.
Der Abrissbagger erledigte den Rest. Was dann noch an Metall und Dämmmaterial übrig war, holte Martens mit dem Sortiergreifer heraus. Am Baggerarm hatte er nun einen "Pulverisierer" montiert. Steine und Beton werden zwischen dem Werkzeug zermalmt. Metall wird so aus dem Stahlbeton gebrochen. Es hat schon etwas von einer chirurgischen Präzision, mit der Martens mit dem wuchtigen Pulverisierer wie mit einer überdimensionalen Pinzette das herausgebrochene Metall greift und etwas abseits aufhäuft. Auf der Hauptstraße bleibt das klein gebrochene Material an Steinen und Beton liegen. "Den Rest schafft der Brecher", erklärt Martens. Mit Lastkraftwagen wird alles abtransportiert, um dann durch eine Brecheranlage zu wandern. Was in dem Schutt aus Stein und Beton noch an Metall enthalten ist, das ziehe ein Magnetband heraus, berichtet Martens.
Ärgerliche Überraschung: Mutwillige Beschädigung der Bagger
An einem Donnerstagmorgen musste Martens eine ärgerliche Entdeckung machen. Wo er am Vorabend seinen Bagger abgestellt hatte, sei eine Öllache zu sehen gewesen. Die Ursache entdeckte er auch. Mutwillig seien an dem damals gerade zwei Wochen alten Bagger Hydraulikschläuche angeschnitten worden. Die Polizei sei hinzugezogen worden und an der Maschine mussten die Schläuche erneuert werden, bevor die Rückbauarbeit fortgesetzt werden konnte. Auch an an dem 50-Tonnen-Bagger hatte sich jemand zu schaffen gemacht. Dem Vernehmen nach wurden an dieser Baumaschine Schläuche "nur" angeschnitten, ohne dass Öl ausgetreten sei.
Nachdem das Bankgebäude eingerissen war, wurde auf der anderen Seite der Häuserzeile an "Steinaus Eck" das Abbruchprozedere fortgeführt. Gezählt sind auch die Tage der Hellerbrücke. Noch dient sie als Umleitung, denn seit Anfang Februar ist die Hauptstraße ab der Kreuzung bis etwas vor die Pfarrkirche gesperrt. Über Ampelregelung wird der Verkehr einspurig von der L284 auf die L285 an der Baustelle über die Kreuzung hinweg vorbeigeführt. Trotz der Baustelle sind alle Einzelhändler an der Hauptstraße mit dem Auto zu erreichen - und zwar von der Seite "neue Stadtmitte" (alte Hütte) bis zum Beginn der Baustelle in Höhe der Kirche. (tt)
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