Kreis will mit Faltblatt Einsatz regenerativer Heizenergien fördern
Wohin galoppieren sie denn noch? Die Energiepreise erreichen Höhen, die niemals für möglich gehalten worden sind. Weg von fossilen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Varianten ist die Maßgabe schlechthin. Auch der Kreis Altenkirchen möchte einen kleinen Beitrag leisten.
Altenkirchen. Längst ist bekannt, dass Ölheizungen nicht unbedingt zu den effektivsten Wärmeproduzenten gehören. Von 2026 an sollen sie erst gar nicht mehr eingebaut, vor diesem Fixpunkt installierte Anlagen aber weiterbetrieben werden dürfen. Um die Abkehr von solchen Anlagen auf regionaler Ebene zu unterstützen, wird der Kreis Altenkirchen ein Faltblatt unter der Überschrift "Heizungskeller" herausgeben. Vornehmliches Ziel ist die Verringerung des Anteils von mit Öl befeuerten Heizungen im AK-Land, da der, so Klimaschutzmanager Stefan Glässner, schlechte Emissionsfaktor von Heizöl zu hoher Treibhausgasproduktion führe. Darüber hinaus solle das Heizen mit regenerativen Energien gefördert werden. Die 12.000 Euro für die Produktion des Info-Fylers, wenn er denn über die Mitteilungsblätter verteilt wird, genehmigte der Ausschuss für Demografie, Regional- und Kreisentwicklung in seiner Zusammenkunft am späten Dienstagnachmittag (29. März) ohne Widerspruch. 4000 Euro wären es, wenn Schornsteinfeger die dann erforderliche deutliche geringere Auflage an den Mann oder die Frau bringen würden.
Ergebnisse des Facharbeitskreises
Ende September 2020 die "Geburt" als neues Gremium beschlossen, stellte Glässner Ergebnisse der sechs Treffen des zwölfköpfigen Facharbeitskreises Klimaschutz vor. Nach individuellen Rangfolgen ausgewertet, standen unter dem Strich die Top-3-Maßnahmepriorisierungen in vier Kategorien – Strom: Fotovoltaikanlagen auf der ehemaligen Deponie in Nauroth (die eigentliche Endlagerstätte), Windkraft und Freiflächen-Fotovoltaikanlagen; Wärme: kreiseigene Energiestandards, Holznutzung bei Baumaßnahmen und die kalte Nahwärme; Verkehr: Förderung des Schienenverkehrs, Ausbau der Siegstrecke (Beseitigung der beiden kurzen eingleisigen Abschnitte zwischen Hennef und Windeck-Au) und Ausbau der Radwegeinfrastruktur; Übergeordnetes/Sonstiges: Anpassung der Klimaschutzziele, Erweiterung der klimaschutzspezifischen Personalressourcen in der Kreisverwaltung und Klimaschutz in der Raum- und Bauleitung.
Wirtschaftsförderung umtriebig
Wie "umtriebig" die Wirtschaftsförderung des Kreises ist, zeigte deren Leiter Lars Kober auf. Viele Initiativen zielen darauf ab, Unternehmen unterstützend zur Seite zu stehen, Schülern beratend und als auch praxisorientiert bei der Berufswahl zu begleiten sowie Firmen enger zusammenzuführen. Er arbeitete rückblickend auf das Jahr 2021 fünf Arbeitsfelder mit 25 Unterpunkten heraus, die der regionalen Wirtschaft Impulse verleihen sollten und nach wie vor sollen: Fachkräfte (neun Maßnahmen), Service (sechs), Netzwerke (fünf), Digitalisierung (vier) und letztendlich der alles überstrahlende Breitbandausbau. Vielfach, und auch das hob Kober hervor, ziehen die drei rechtsrheinischen Kreise Altenkirchen, Westerwald und Neuwied an einem Strang, wie das bereits unter dem Oberbegriff "Wir Westerwälder" in vielen anderen Segmenten an der Tagesordnung ist. "Diese Kooperation ist ein Gewinn für alle drei Landkreise", betonte Landrat Dr. Peter Enders Grundsätzliches, "der Kontakt untereinander ist viel intensiver geworden." Die Plattform, so Kober, helfe, den Westerwald nach innen und nach außen zu vermarkten.
Neue Webseite, neuer Imagefilm
In Sachen Tourismus ist der Kreis offenbar ein gutes Stück vorangekommen. Jennifer Siebert, die Leiterin der Regional- und Kreisentwicklung, nannte als Fortschritte die neue Tourismus-Webseite mit dem neuen Imagefilm (www.westerwald-sieg.de), eine deutliche Steigerung der Digitalisierung mit der Einpflegung zahlreicher Daten in das Buchungssystem "feratel Deskline" und die der Wander- und Fahrradrouten in die Vermarktungssysteme "Outdooractive" und "Komoot". Um die Aufmerksamkeit auf die Angebote des Landkreises zu lenken und mehr Besucher auf die Homepage zu ziehen, seien Social-Media-Kampagnen lanciert worden, so Siebert. Darüber hinaus sei es nötig, noch mehr qualitative Rundwanderwege unter den Marken "Kleine Wäller" und "Wäller Tour" zu etablieren. Sie verwies zudem auf einen speziellen, im September 2021 beschlossenen Fördertopf, der mit 20.000 Euro gefüllt ist und Unterstützung bei Infrastruktur- und Leuchtturmprojekten garantiere. In Kooperation mit der Kreisvolkshochschule sollen zwischen Ostern und den Herbstferien alle zwei Wochen sonntags Sehenswürdigkeiten im AK-Land mit Führungen erlebbar gemacht werden. Nach der Streichung in den Jahren 2020 und 2021 steht dem Radevent "Siegtal pur" im Sommer derzeit wohl nichts im Wege.
Weitere Förderperiode von 2023 an
"Seit 2015 sind über vier Millionen Euro aus LEADER-Töpfen in die Region geflossen", berichtete Lukas Dörrie vom LEADER-Regionalmanagement. Er skizzierte als größte Projekte, die sich seit Anfang des Jahres 2020 erfolgreich um eine Förderung bewarben: Multifunktionsgebäude Brachbach 500.000 Euro; Sanierung altes Postgebäude Altenkirchen 350.574 Euro und medizinisches Versorgungszentrum Wiens Hamm 200.000 Euro. Für die neue Förderperiode (Jahre 2023 bis 2029, die Jahre 2021 und 2022 gelten als Übergangsperiode) der LEADER-Region Westerwald-Sieg (VGs Kirchen, Betzdorf-Gebhardshain, Wissen, Daaden-Herdorf, Hamm und Alt-Altenkirchen/Alt-Flammersfeld gehört zur LEADER-Region Raiffeisenland) gelte dieser Leitsatz: "Gemeinsam die Region generationengerecht, nachhaltig, lebenswert und vielfältig gestalten!" Daraus ergeben sich drei Handlungsfelder: Wohnstandort Westerwald-Sieg (W-S): lebenswert und generationengerecht; Wirtschaftsstandort W-S: innovativ und nachhaltig; Kulturstandort W-S: vielfältig und attraktiv.
Dienstfahrrad-Leasing unterwegs
Unter dem Aspekt "Klimaschutz" berichtete Glässner ergänzend, dass die Einführung einer Dienstfahrrad-Leasing-Möglichkeit für Mitarbeiter der Kreisverwaltung nicht mehr weit voraus liege. Eine wichtige Hürde, die noch genommen werden muss, ist die Änderung des Landesbesoldungsgesetzes, die noch vor der Sommerpause vorgesehen ist. Seit Ende des Jahres 2021 arbeite das Klimaschutzmanagement gemeinsam mit der Geschäftsführung der Westerwaldbahn an der Installation einer 100-KilowattPeak-Fotovoltaikanlage auf den Betriebsgebäuden auf der Bindweide bei Steinebach. Für die Etablierung eines Nahwärmenetzes im Schul- und Sportzentrum Hamm wurden bereits Gespräche geführt und Berechnungen vorgelegt. Der Nahwärmeverbund Glockenspitze Altenkirchen habe zusätzliche Abnehmer gefunden: Sowohl der Convivo-Seniorenwohnpark, die Convivo-Servicewohnungen als auch das neue Hallenbad sind/werden angeschlossen.
Brücke bei Etzbach fix
"Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen" beim Ausbau des Siegradweges: Immerhin ist der Lückenschluss bei Etzbach mit Querung der Sieg beschlossene Sache. Umgesetzt werden sollen der Brückenbau und die "Überwindung" des Holperbachs per fahrradtauglicher Furt in den Jahren 2023 und 2024. Die Kosten in Höhe von rund vier Millionen Euro übernehme, so stellte Glässner dar, das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Weitere kleinere Verbesserungen im Radwegenetz des Kreises sind jeweils beschlossene Sache oder noch in der Planung. Erfolge bei der Sicherung der ärztlichen Versorgung präsentierte Siebert. Für zwei Ärzte in Elkenroth und Niederfischbach wurden jeweils Nachfolger gefunden, in Altenkirchen siedelte sich wieder ein Neurologe an. In den Jahren 2020 und 2021 nahmen 17 Famulanten (werdende Ärzte im Praktikum) die Förderungen des Kreises in Anspruch. Seit 2020 sind zwei Stipendien für Medizinstudenten vergeben, derzeit werden die Ausschreibungen für zwei weitere vorbereitet, die über das Programm MediStart vergeben werden und die die "Gewinner" zum Studium an die Hochschulen in Rjieka (Kroatien) und Vilnius (Litauen) führen. (vh)
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