Lebenshilfe Altenkirchen: "Für starke Gefühle braucht es starke Kinder"
Zum Jahresbeginn startete in den drei Kindertagesstätten der Lebenshilfe in Alsdorf, Weyerbusch und Wissen jeweils ein inklusives Bildungsangebot mit der Zielsetzung, die emotionale Kompetenz von Kindern zu stärken.
Kreis Altenkirchen. Ein wissenschaftlich erarbeitetes und überprüftes Verfahren wurde auf die bestehende Situation angepasst und in Zusammenarbeit mit Fehmi Ilkus vom Psychologischen Dienst der Lebenshilfe durchgeführt. Familien mit jüngeren Kindern waren von den Belastungen der Lockdowns in besonderem Ausmaß betroffen. Die Schließung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen führte zu einer mangelnden sozialen Interaktion mit Gleichaltrigen. Dies ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Dass gerade die ganz Kleinen noch immer unter den pandemiebedingten Belastungen leiden, wird hingegen weniger öffentlichkeitswirksam thematisiert. Denn trotz geöffneten Kindertagesstätten erleben sie etwa durch wiederkehrende Quarantänezeiten oder teilgeschlossene Gruppen noch immer zahllose Turbulenzen. Bedenkt man, dass die allermeisten Kinder in Kindertagesstätten eine Welt ohne Corona quasi nicht mehr kennen, wird deutlich, wie immens die psychischen Belastungen und Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung sein können. Ein Kind, welches zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 mit zwei Jahren in einer KiTa aufgenommen wurde, kennt nur den Ausnahmezustand.
Während des Kindergartenalters sammeln Kinder auch ohne die Auswirkungen einer Pandemie vielfältige Erfahrungen bezüglich ihrer eigenen und den Gefühlen anderer. Diese werden nicht selten als widersprüchlich und verwirrend erlebt, weswegen Begleitung durch Trost oder konstruktive Konfliktlösestrategien wichtig für sie sind. In diesem Zusammenhang bieten die Standorte der Lebenshilfe bereits seit einiger Zeit wiederkehrende Gruppenangebote für alle vier- bis fünfjährigen Kinder an, in denen sie Orientierungshilfen während dieser wichtigen Entwicklungsphase erhalten.
Gefühlswelt der Kinder ist belastet
Da sich die Gefühlswelt der Kinder durch die zusätzlichen Belastungen derzeit oft noch heftiger und widerstreitender zeigt als üblich, wurde das bestehende Angebot intensiviert und der gegenwärtigen Situation angepasst. Auf Gruppenebene wurden für die Kinder dieser Altersklasse zu Jahresbeginn intensiv gebündelte Projekttage durchgeführt, die in den folgenden Monaten bis zu den Sommerferien mit monatlichen Auffrischungen und Erweiterungen flankiert werden. Die Kinder lernen im Spiel, Gefühle bei sich und bei anderen zu entdecken und Konflikte im Alltag besser zu bewältigen. Sie bearbeiteten typische Situationen aus ihrem Alltag, erprobten positives Verhalten und erweiterten so ihre Kompetenzen in sozialen Situationen. Durch die einzelnen Trainingseinheiten führten Leitfiguren aus einer magischen Unterwasserwelt. Der Delfin Finn begleitete die Kinder als Maskottchen in jeder Einheit. Alle können erzählen, wodurch bei ihnen Gefühle ausgelöst werden und wie sie Emotionen regulieren können. So lernen sie beispielsweise, eigene Emotionen von denen anderer zu unterscheiden. Nach erfolgreichem Abschluss bekommt jedes Kind eine Mappe mit Materialien, die es sich erarbeitet hat und eine Urkunde.
Weiterhin wird diesbezüglich eine intensive Erziehungspartnerschaft gepflegt. Alle Eltern haben die Möglichkeit beraten zu werden und können Teilaspekte des Trainings auch im familiären Kontext anwenden. Denn auch dort kann es durch die gegenwärtig belastende Situation für alle Familienmitglieder häufiger als sonst zu Schwierigkeiten kommen. So könnten die Kinder veränderte Verhaltensweisen an den Tag legen, übermäßig verängstigt, wütend oder traurig sein. Durch die enge Zusammenarbeit und einen regen Austausch zwischen den pädagogischen Fachkräften der KiTa und den Familien, können Lösungswege entwickelt, die Kinder im Umgang mit ihren Gefühlen unterstützt und die Familien entlastet werden.
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