Altenkirchener Kultur: Wiedhalle in Neitersen wird neuer Spielort
Vom legendären britischen Pasadena Roof Orchestra über einen Heinz-Erhardt-Abend und Lisa Fitz bis hin zum Musikensemble Kommuna Lux aus Odessa: Das Kultur- und Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller stellt das neue Programm unter veränderten Rahmenbedingungen vor.
Altenkirchen. Mit einer großen Bandbreite an kulturellen Angeboten ist auch die Altenkirchener Felsenkeller-Kultur "indoor" zurück und bringt, wie seit 36 Jahren bereits, namhafte Künstler in die Region – mit einer Änderung. Die dauerhafte Schließung der Stadthalle erzwingt einen anderen Spielort, die Wiedhalle in Neitersen. "Während die Stadt noch nach Lösungen sucht, ob, wo, wie, was und vor allem wann es eine Nachfolge für die Stadthalle als dringend notwendige Räumlichkeiten für alle in der Kreisstadt geben wird, wollten wir nicht warten und sind aktiv geworden", sagt Kultur-Chef Helmut Nöllgen. In der Stadt selbst sei es unmöglich gewesen, einen vergleichbaren und vor allem neutralen Raum zu finden, der ausreichend Platz für das Publikum biete und auch über die notwendigen und in der Regel von den Künstlern vertraglich vorgegebenen Rahmenbedingungen wie Garderoben, Künstlertoiletten oder Logistikräume verfüge. Und da nicht immer Solisten im Programmangebot seien, die noch mit einem reduzierten Platzbedarf mit Kompromissen klarkämen, höre dies schon bei Orchestern, Theatergruppen und großen Produktionen auf, "da kam man selbst in der Stadthalle oft an Grenzen", führt er weiter aus.
Kulturangebote kosten Geld
Und Nöllgen erwähnt im Gesamtzusammenhang mit künftigen, kulturellen Entwicklungen und Veränderungen, für die die Stadtverwaltung verantwortlich zeichne, dass es schon in der Vergangenheit neben einem umfangreichen Felsenkeller-Kulturprogramm in der Stadthalle auch immer wieder aufwendig zelebrierte Kulturabende in Geschäften oder im Foyer der Sparkasse gab, also eine aktive Programmatik zur Belebung der Innenstadt immer wieder durchgeführt worden sei. Dies sei allerdings seinerzeit von der Stadt nicht gerne gesehen worden, und solche innovativen Abende wurden, so Nöllgen, explizit aus der städtischen Förderung herausgenommen. Lediglich Kulturabende in der Stadthalle hätten eine prozentuale Unterstützung erhalten und wären als Kooperationsveranstaltung anerkannt gewesen. "Professionelle Kulturangebote kosten Geld, brauchen einen professionellen Rahmen, und den Künstlern müssen u.a. entsprechende Gagen gezahlt werden. Ein 'Verramschen und Verheizen' von Künstlern als nette Statisten und Fußgängerzonendeko geht bei mir gar nicht", erläutert Nöllgen, "und da stehe ich fest an der Seite der Künstler und letztlich auch an der meines Publikums."
Keine Stadthalle, kein adäquater Raum
Keine Stadthalle, kein adäquater Raum: So blieb Nöllgen für die Planung 2022 nichts anderes übrig, als sich in der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld umzuschauen. "Und selbst hier ist die Auswahl an geeigneten Räumen überschaubar", berichtet er. Dass es nun nach langem Suchen die Wiedhalle in Neitersen als Standort für das "normale Kulturprogramm" geworden ist, werde mit Sicherheit eine tolle Sache, bringe aber große Herausforderungen mit sich. Denn wie mit allen Kulturprojekten, die das Kulturbüro anpacke, gebe es kein 08/15: "Wir sehen uns mit allem, was wir anbieten, als Dienstleister am Publikum und geben unser Bestes." Das bedeutet: personell und finanziell aufwendige Umgestaltungsarbeiten in der Wiedhalle für jeweils einen Vier-Tage-Block von Donnerstag bis Sonntag und das einmal pro Monat. Dass dies für jeden erkennbar mit deutlich höheren Kosten verbunden sei, wäre bei einer Gremiumssitzung angezweifelt worden. "Das macht mich sprachlos", betont Nöllgen und erwähnt, dass die letzte Erhöhung der Förderung für Kultur und Kleinkunst schon über zehn Jahre zurückliege. In der Sitzung sei der Eindruck entstanden, das wäre ständig so, sei aber keineswegs der Fall.
Attraktiver Kultursalon
Aus einer leeren, nüchternen Halle werde, so Nöllgen, ein attraktiver Kultursalon mit großer Bühne, Ton- und Lichttechnik, vielen laufenden Metern Theaterstoff, Galabestuhlung mit Polsterstühlen und edlen Bistrotischen, ja selbst die vereinseigene Spiegelzeltbarwand werde aufgebaut, und "Kronleuchter bringen 'Glitzeratmosphäre' in den Raum".
Den Auftakt macht Pe Werner am Donnerstag, 19. Mai, mit einer Musikrevue, "einer Nacht voller Seligkeit". Das renommierte und weltweit agierende britische Pasadena Roof Orchestra gastierte noch nie im Westerwald. Die grandiosen Musiker spielen große Hits der 1920- und 1930er-Jahre am Freitag, 20. Mai. Mit der fulminanten Show von "The Spirit of Falco" kehrt Hans Peter Gille mit Band am Samstag, 21. Mai, zurück und lässt die legendären Songs von Falco auferstehen. Am Sonntag, 22. Mai, heißt es Vorhang auf für das große Jubiläumsprogramm der Kabarettdiva Lisa Fitz und ihrem Programm "Dauerbrenner".
Wenn Heist den Erhardt gibt
Wild, sehr wild und ungewöhnlich wird es am Donnerstag, 16. Juni, im zweiten Kulturblock mit den Violons Barbares aus der Mongolei, Bulgarien und Frankreich. Das ungewöhnliche Trio bietet ebenso ungewöhnliche Musik. Viele kennen ihn aus der ZDF-heute-Show: Hans-Joachim Heist ist Heinz Erhardt am Freitag, 17. Juni. Gäste aus Argentinien sind nicht so häufig in der Region. Die Musikpiraten von La Fanfarria del Capitán werden mit Balkan Beat, Reggae, Cumbia, Rock und Ska am Samstag 18. Juni, den Kultursalon aufmischen. Und am Sonntag, 19. Juni, folgt die große Produktion The Soul of Tina mit Tess D. Smith, der wohl einzigen Sängerin und Darstellerin, die zu 100 Prozent die echte Tina Turner verkörpert. Sie konnte schon 2018 in der Stadthalle im Rahmen der Felsenkeller-Kultur überzeugen.
Gäste aus der Ukraine
Am Donnerstag, 7. Juli, folgt eine weitere, spektakuläre große Musik- Produktion: "The Wall - Another Brick": Die zehnköpfige Rockformation " One Of These Pink Floyd Tributes" erinnert an die Rock-Giganten. Fatcat ist eine musikalische Live-Show voller Spielfreude, Charme und Authentizität und lädt zum Tanzen mit Funk-Soul-Rock vom Allerfeinsten am Freitag, 8. Juli, ein. Schon bevor der unfassbare Krieg Putins begann, waren alte Kontakte der Felsenkeller-Kultur in die Ukraine neu belebt worden. Mit dem Musikensemble Kommuna Lux aus Odessa bietet das Kulturbüro besondere Gäste. Klezmer und Odessa Gangsta Folk sind eine wunderbare, spezielle Musik aus der langen jüdischen Geschichte dieser quirligen, multikulturellen Hafenstadt am Schwarzen Meer. Das Ensemble hat eine Sondergenehmigung erhalten, im Juli eine kleine Deutschlandtour zu unternehmen. Neitersen ist Samstag, 9. Juli, eine der Stationen. Den Abschluss des Frühling-Sommer-Programms gibt es am Sonntag, 10. Juli, mit Saalü. Dieses Projekt des Kultursommers nimmt sich moderierten Dorfgeschichten aus Neitersen an. Flankiert von professionellen Schauspielern, können Vereine des Ortes bei dieser Produktion mitmachen.
Sonntags immer etwas früher
Die Veranstaltungen beginnen von donnerstags bis samstags um 20 Uhr und sonntags um 19 Uhr. Einlass ist immer eineinhalb Stunden vor Beginn der Veranstaltung. Tickets und Informationen unter www.kultur-felsenkeller.de oder Tel. 02681/7118, im Kulturbüro in der Marktstraße 30 in Altenkirchen und bei allen Ticket-Regional Vorverkaufsstellen.
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