Altenkirchen erlebt im September seine ersten Menschenrechtstage
In Zeiten, in denen die Menschenrechte immer häufiger mit Füßen getreten werden, ist die Rückbesinnung auf das, was in den Artikeln festgezurrt wurde, eminent wichtig. Die Stadt Altenkirchen geht bei der Rekapitulation mit gutem Beispiel voran.
Altenkirchen. Sie verleiten zu einem Rundgang durch die Stadt: An 39 Standorten sind in Altenkirchen weiß auf grün die Menschenrechte niedergeschrieben. Da stört es nicht, dass einige Artikel auch doppelt daherkommen. Die Installation lag federführend in Händen der Gruppe "w40.global", die aus dem lokalen Ableger der rheinland-pfälzischen Ehrenamtsinitiative "Ich bin dabei!" entstanden ist und von Jürgen Binder (Sörth) geleitet wird. Eine solche Resonanz sei vor dem geschichtlichen Hintergrund der Stadt mit zum Beispiel der Zerstörung der jüdischen Synagoge nicht selbstverständlich gewesen, sagt Binder und belässt es mit diesem Satz beim Blick zurück. Vielmehr schaut er nach vorne, genauer gesagt auf den 19. bis 24. September. In dieser Woche feiern die "Altenkirchener Menschenrechtstage" ihre Premiere, für die Binder die Projektleitung und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Schirmherrschaft übernommen haben. "Ich sehe nichts, woran das scheitern könnte", meint der Organisator, die notwendige Resonanz sei vorhanden. Grundsätzlich, so Binder, "ist die Globalisierung erst abgeschlossen, wenn die Menschenrechte überall gelten und damit eingehalten werden. Die Menschenrechte sind lokal, regional und global".
Einige Termine schon fix
Das Programm hat Binder im Großen und Ganzen festgezurrt, einige Termine sind bereits fix aufgrund der Vorgaben von Referenten. Er nimmt die Stolpersteininitiative Altenkirchen mit ins Boot, denn im Laufe dieser September-Woche sollen auch weitere Erinnerungstafeln in der Stadt verlegt werden. Zudem hat er Kontakt mit dem Aktionskreis Altenkirchen für eine mögliche Kooperation aufgenommen, ist die Steuerungsgruppe des fairen Handels für einen Programmpunkt vorgesehen, sollen darüber hinaus die Tibet-Freunde Westerwald oder das Hachenburger Kino Cinexx jeweils mit von der Partie sein. "Mitte Juni", hofft Binder, "habe ich einen fertigen Ablauf." Über Sponsoren würde er sich natürlich freuen, Landrat Dr. Peter Enders habe bereits angedeutet, dass er sich eine Förderung vorstellen könne. Nach und nach muss Binder noch geeignete Schauplätze festlegen, denn die Stadthalle ist nicht mehr verfügbar. Vorm Lösen dieser Problematik wird ihm derzeit nicht bange. "Die Gruppen, die teilnehmen, werden nicht allzu groß sein, es werden sich die entsprechenden Räumlichkeiten wohl finden lassen", ist er Optimist und das gleich in doppelter Hinsicht: "Die Sache ist reif. Eine solche Woche der Menschenrechte wird nicht eine einmalige Angelegenheit bleiben."
Das geplante Programm
1. Bildungsprogramme für Schüler die gesamte Woche über; Auftaktveranstaltung in der Aula der August-Sander-Realschule plus mit Begrüßung, Impulsvortrag, Musikbeiträgen, Schülerinszenierung (Fachoberschule Gestaltung); Menschenrechtsweg mit Stationen an den einzelnen Menschenrechtstafeln, Fragebogen, Begegnungen von Schülergruppen mit den Förderern einzelner Tafeln; Unterrichtsarbeit zu aktuellen Menschenrechtsverletzungen mit vorbereitetem Unterrichtsmaterial (Ukraine, Tibet etc); Kooperationspartner evangelisches Schulreferat, Tibet-Freunde Westerwald, Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg (Material für Lehrer).
2. Verlegung weiterer Stolpersteine, Vernetzung der Stolpersteininitiativen (Altenkirchen, Hamm, Wallmenroth).
3. Von den äußeren Menschenrechten der UNO-Resolution von 1948 zum "Inneren Menschenrecht", Gesprächsforum mit Ute Lauterbach (Altenkirchen).
4. Welche "Menschenrechtspflichten" braucht unsere Erde heute, und welche Menschenrechte ergeben sich aus diesen Pflichten? Impulsvortrag am Dienstag, 20. September, mit Referent Dr. Peter Guttenhöfer und anschließender Gesprächsrunde.
5. Enthüllung einer mehrsprachigen Menschenrechtstafel im Rahmen des Jubiläumsjahres der VG Altenkirchen-Flammersfeld mit den Partnerstädten Tarbes (Frankreich) und Olszanka (Polen).
Der zweite Teil
6. Menschenrechtscafé, Gesprächsrunde mit Menschen aus lokalen Randgruppen wie Flüchtlinge, Obdachlose, Tafelteilnehmer; Gesprächsrunde mit jungen Menschen zu deren Erwartungen an die Zukunft.
7. Fair Trade, Verwirklichung von Menschenrechten durch fairen Handel, Info-Veranstaltung, Fair-Trade-Markt, Kooperationspartner Eine-Welt-Gruppe Altenkirchen.
8. Respekt, kein Platz für Rassismus, Menschenrechtsveranstaltung mit dem DGB/IG Metall im Kreis Altenkirchen, ggf. Hip-Hop-Band.
9. Filmreihe mit Spiel- und Dokumentarfilmen zum Thema Menschenrechte vornehmlich in der Wied-Scala in Neitersen, Kooperationspartner Cinexx Hachenburg.
10. "Gib mir Honig" (Werk von Joseph Beuys), der Imkerverein Altenkirchen trifft Landwirte sowie Umwelt- und Klimaaktivisten für die Entwicklung eines Sozialproduktes mit der Qualität von echtem Honig, Kooperationspartner Imkerverein Altenkirchen.
11. "Lange Nacht der Menschenrechte", Abschlussfest mit Bühne und Catering, Vorstellung der Arbeitsergebnisse, Musik, Theater - denn: "Die Arbeit mit Menschenrechten macht Freude!" (vh)
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