Pressemitteilung vom 10.04.2022
Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft tagt auf der Montabaurer Höhe
Nahezu 60 Forstfachleute aus ganz Rheinland-Pfalz folgten am 8. April der Einladung der Landesgruppenvorsitzenden Anne Merg ins Forstamt Neuhäusel. Im Fokus stand das Thema "Kalamitätsbewältigung und Wiederbewaldung in der forstfachlichen Umsetzung und der öffentlichen Wahrnehmung".
Neuhäusel. Sichtlich erfreut über das große Interesse konnte der Gastgeber und Leiter des Forstamtes Neuhäusel in der neu erstellten Holz-Solar-Funktionshalle die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen. Nach einem Impuls- und Einführungsvortrag zum Kalamitätsgeschehen und des Handlungsansatzes in der Kalamitätsbewältigung verlagerte sich die Veranstaltung auf die Wiederbewaldungsflächen auf der Montabaurer Höhe, rund um den Köppel.
Deutlich wurde in der Diskussion, dass das Setzen auf die Zeitschiene allein nicht die Lösung sein kann, sondern dass das Steuern mit der Natur durch aktiven Baumartenwechsel schnell geschehen muss. Der Blick auf die Klimaerwärmung und das rechnerisch vorhergesagte Zeitfenster des Weltklimarates (IPCC) zeigt uns, dass die Zeit fehlen wird. Damit muss das Steuern in Richtung vielfältige, naturnahe und klimaresilientere Mischwälder unser Handeln zeitnah und schnell bestimmen.
Naturgemäße Waldentwicklung kann sich nur in der Balance zwischen Wald und Wild entwickeln. Die bereits in die Millionen gehenden Geldaufwendungen für den Schutz der Initialpflanzungen gegen Wild hilft der geforderten Vielfalt durch Naturverjüngung nicht, sodass das einhellige Votum der Forstfachleute.
Die Flächen auf der Montabaurer Höhe zeigten eine einseitig und bereits stark selektierte Naturverjüngungsentwicklung, die ohne Zaun sich überwiegend in Fichte und Birke entwickeln wird. "Der Einfluss einer gezielten und effektiven Bejagung muss hier als Erfolgsfaktor für naturnahe, vielfältige Mischwälder herausgearbeitet werden", so Dr. Franz Straubinger, Leiter der Hatzfeldt-Wildenburg’schen Verwaltung. Der Hatzfeldt-Wildenburg‘sche Privatforstbetrieb ist der größte private Waldbesitz in Rheinland-Pfalz und musste ebenfalls die klimastressbedingten Störungen der letzten Jahre und Jahrzehnte durchlaufen. Heute verjüngt sich und wächst dort die Weißtanne neben einer Vielzahl von Laubmischbaumarten in zuvor fichtendominierten Wäldern ohne Schutz. Zentrales Ziel neben einer konsequenten und stetigen Waldpflege ist die starke und dem Ökosystem Wald angepasste Bejagung des Schalenwildes.
Die Landesgruppenvorsitzende Anne Merg, Revierleiterin im kommunalen Forstrevier Himmighofen/ Forstamt Nastätten forderte die Teilnehmer der Exkursion auf, "den jungen Förster-Kolleginnen und Kollegen strukturreiche, an die Anforderungen des Klimawandels angepasste Wälder zu übergeben, dies gelingt nur durch das ständige Hinterfragen und Evaluieren des eigenen Tuns und eine stetig und strukturfördernde respektive erhaltenden Bewirtschaftung in der Fortentwicklung des Vorhandenen, dabei gilt es das Bewährte zu bewahren und zu Dauerwäldern weiterzuentwickeln".
Neben dieser Stetigkeit in der Bewirtschaftung kann, so auch aus der Sicht der an der Exkursion teilgenommenen Forstfachleute, nur ein ökologisch waldverträglicher Wildbestand Garant für eine naturnahe Waldentwicklung sein.
Am Ende bedankte sich Friedbert Ritter bei Frau Merg und der ANW Landesgruppe für das Interesse, den Fokus der Exkursionsveranstaltung auf die Montabaurer Höhe zu legen, die zurückliegend an der eigentlichen Ursache, dem Klimawandel vorbei in die öffentliche Wahrnehmung gerückt ist.
"Wir sind alle Lernende auf dem herausfordernden Weg der Wiederbewaldung und der zukünftigen Waldentwicklung und müssen in der so zentral immer wieder betonten "Stetigkeit" aus der forstlichen Praxis heraus lernen und schauen dabei auf die Aussagen der Wissenschaft. Mit vielen Forst-Praktikern auf der Montabaurer Höhe zu diskutieren, hat den Tag so wertvoll gemacht" so der Forstamtsleiter. (PM)
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