Zweiter Hilfstransport aus Wissen für Ukrainer: Strategiewechsel notwendig
Von Katharina Behner
Der zweite Hilfstransport aus Wissen nach Krapkowice fand Mitte April statt. Die Hilfsgüter kommen den geflüchteten Menschen sowohl dort als auch in Krapkowices Partnerstadt in der Ukraine, Rohatyn, zugute. Hamsterkäufe und steigende Lebensmittelpreise in Deutschland zwingen aber in Sachen Hilfe nun einen anderen Weg einzuschlagen.
Wissen. Nach wie vor bietet Wissens Partnerstadt und Gemeinde Krapkowice in Polen rund 500 geflüchteten ukrainischen Menschen Schutz und Hilfe. Sie sind etwa bei Freunden, Familie und in angemieteten Wohnungen untergebracht. Und Wissen will seine Partnerstadt Krapkowice in Polen weiter unterstützen. Denn ein Ende des Angriffskrieges in der Ukraine und der damit verbundenen und erforderlichen Flüchtlingshilfe scheint derzeit nicht in Sicht.
Hamsterkäufe und steigende Preise in Deutschland verlangen Veränderung
Entsprechend bleibt die Notwendigkeit insgesamt zur humanitären Hilfe. Wissen will seinen Freunden in Polen und auch in der Ukraine weiterhin helfen.
Doch die Strategie dazu verlangt eine Veränderung, was nicht zuletzt den Hamsterkäufen, einhergehendem Warenmangel und Verteuerungen der Lebensmittel (etwa Mehl und Öl) in Deutschland geschuldet ist, berichten Ullrich Jung und Wolf-Rüdiger Bieschke, die im Team der Beigeordneten der Verbandsgemeinde und Stadt Wissen gemeinsam mit Bürgermeister Berno Neuhoff schon die erste Hilfsaktion Mitte März gestartet hatten.
Vorerst, so Ullrich Jung, sollen keine weiteren Transporte von Wissen ausgehen. Dennoch wolle man "wachhalten". Hilfe werde auch weiter benötigt.
So ist seitens des Wissener Hilfsteams geplant, weiterhin Spendengelder zu sammeln und diese entsprechend den Krapkowicern zur Verfügung zu stellen. Hiermit kann dann direkt vor Ort gekauft werden, was am dringendsten benötigt wird. Darauf habe man sich in Gesprächen, mit dem Bürgermeister von Krapkowice, Andrzej Kasiura und seinen Mitarbeitern Harald Brol und Thomasz Slezak verständigt. Brol und Slezak kümmern sich vor Ort im Wesentlichen um die Flüchtlingsproblematik.
Dass die gekauften Artikel ihre bedürftigen Empfänger erreichen, steht durch die Erfahrungen von Jung und Bieschke, die beide Transporte überbrachten, außer Frage: "Mit dem gleichen Engagement, mit dem die Wissener Bürger sich engagieren, sind auch unsere Freunde in Krapkowice an dem humanitären Werk zugange." Jeder Cent komme direkt bei den geflüchteten Menschen an und werde etwa in Lebensmittel und Hygieneartikeln eingesetzt, erläutert Bieschke.
Damit kein Cent der Wissener Spenden verloren geht, wurde ein Spendenkonto in Krapkowice eingerichtet, auf das die Gelder aus Wissen überwiesen werden. Wissen erhält im Gegenzug Belege für den Einkauf der Nahrungs- und Hilfsmittel. Der Vorteil zukünftig über diesen Weg zu helfen, liege auf der Hand: Die Lebensmittel seien zum einen vor Ort in Polen besser verfügbar, wohingegen hier teils die Regale bestimmter dringend benötigter Lebensmittel leer seien. Ein weiterer Grund sind die teils deutlich höheren Einkaufspreise in Deutschland. Die Kraftstoffpreise tun ihr übriges.
Rückblick auf den zweiten Transport: Geprägt von rührenden Momenten
Für Wissen war es nun vor Ostern (12. bis 14. April) bereits der zweite Transport mit 13 Transportrollies und weiteren zwei Paletten Hilfsgütern, der sich Dank der riesigen Hilfsbereitschaft der Menschen im gesamten Wisserland auf den Weg machen konnte.
Insgesamt haben die Bürger im Wisserland mittlerweile Sachgüter und Gelder in einem fünfstelligen Betrag gespendet. Weitere 1.000 Euro spendete die Ortsgemeinde Mittelhof an ihre Partnerstadt Pietna. Hierfür und auch für die kostenlose Bereitstellung der Transporter von der Firma W. Schneck Senior und Elektro-Conze dankt das Wissener Hilfsteam allen von Herzen.
Bieschke und Jung, die auch diesmal wieder den Transport übernommen hatten, berichten von rührenden Momenten. Schon bei ihrer Ankunft nach exakt 852 Kilometern im Hilfsgüter-Sammellager Krapkowice, habe es den ersten Gänsehaut-Moment gegeben. Völlig unerwartet und ungeplant seien sie auf den Pastor aus Rohatyn gestoßen, der gerade dabei war Hilfsgüter für seine Heimatstadt einzuladen. Die Ankunft des Hilfstransports aus Wissen habe nicht nur den Pastor gerührt: Ein Teil der Güter konnte sofort umgeladen werden, in erster Linie alles was eine schnelle Mahlzeit für Hilfsbedürftige darstellt.
Rohatyn mit seinen etwa 8.000 Einwohnern, ist die ukrainische Partnerstadt von Krapkowice und beherbergt in der Gemeinde zurzeit mehr als 2.700 flüchtige Landsleute aus den stark umkämpften Gebieten, in erster Linie Frauen und Kinder.
Aus Rohatyn erreichte das Hilfsteam aus Wissen vor wenigen Tagen nach ihrer Rückkehr ein Brief, in dem neben den Partnerstädten zudem ein Dank an Wissen gerichtet ist. Darin heißt es, die Lage sei stabil, "soweit es die Kriegszeit erlaubt". Und weiter: "Seit dem Krieg haben wir große und bedeutende Hilfe von unseren Partnerstädten … erhalten. … Alles, was wir erhielten, ist eine große Hilfe für die Verteidiger, alle die in unserer Gemeinde Schutz fanden nachdem sie ihre Heimat und Arbeitsstellen verlassen mussten."
Wissener Spendenkonto „Hilfe für Krapkowice“ bleibt offen
Wer die Ukraine-Hilfe mittels Geldspenden weiter unterstützen möchte, kann folgendes Konto nutzen:
Sparkasse Westerwald-Sieg, Stichwort: "Hilfe für Krapkowice", IBAN: DE54 5735 1030 0005 0000 39. Falls Spendenquittung gewünscht, bitte im Rathaus Wissen bei Giulia Reuber 02742-939 142 oder Email Giulia.reuber@rathaus-wissen.de melden.
Für den vom Landkreis Altenkirchen organisierten Hilfstransport des polnischen Partnerkreises können auch in Wissen an der etablierten Sammelstelle (Rathausstraße 77, neben dem Rathaus) noch bis zum 23. April (dienstags und donnerstags von 10 bis 16 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr) Hilfsgüter abgegeben werden.(KathaBe)
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