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Nachricht vom 26.04.2022    

SG Neitersen/Altenkirchen: Torsten Gerhardt beendet Arbeit als Trainer

Noch ist die SG Neitersen/Altenkirchen in der Fußball-Rheinlandliga nicht ganz über den Berg, rückt das sportliche Geschehen zum Saisonendspurt mit der Beantwortung der Frage, ob der Klassenverbleib auch gelingt, aktuell erst einmal in den Hintergrund. Das Ausscheiden von Trainer Torsten Gerhardt schlägt hohe Wellen.

Torsten Gerhardt hat die Zusammenarbeit mit der SG Neitersen/Altenkirchen beendet. (Foto: privat)

Neitersen/Altenkirchen. Die SG Neitersen/Altenkirchen, die Spielgemeinschaft aus Wiedbachtaler Sportfreunde und ASG, ist seit vielen Jahren das fußballerische Aushängeschild des südlichen Teils des Kreises Altenkirchen. Die Mannschaft schickt sich erneut an, zum wiederholten Mal den Klassenverbleib zu sichern, also das gesteckte Ziel zu erreichen. Dennoch herrscht seit dem vergangenen Wochenende nicht unbedingt eitler Sonnenschein in Reihen des Zusammenschlusses, nachdem Torsten Gerhardt überraschend seine Trainertätigkeit auf eigene Initiative hin beendet hat. Der Schritt des A-Lizenz-Inhabers war für ihn selbst offenbar nur die logische Konsequenz, nachdem ihm am Samstagabend (23. April) vom SG-Vorstand, genauer gesagt von seinem "Bekannten Christoph Cousin, mit dem ich noch bei den Alten Herren kicke", erklärt worden war, dass sich die Spielgemeinschaft zur nächsten Saison einen neuen Coach suchen werde. Cousin gehört kraft Amtes als Vorsitzender der ASG-Fußballabteilung automatisch der SG-Führung an.

Kaderplanung als Problem
Im Rückblick betrachtet war wohl seit geraumer Zeit nicht mehr alles Gold was glänzt, was die Beziehung zwischen Administration und Trainer betraf. Es scheint, dass die seit Beginn des Jahres laufende und bislang wenig erfolgreiche Kaderplanung für die nächste Spielzeit der "punctus cnactus" gewesen sein könnte. Denn Gerhardt berichtet, dass viele Gespräche mit neuen Spielern, sowohl von ihm als auch vom Vorstand geführt, nicht erfolgreich abgeschlossen worden wären. "Keine einzige Zusage", nennt er das niederschmetternde Resultat. Zudem hätten einige Leistungsträger aus dem aktuellen Kader jeweils ihre Bereitschaft zum Vereinswechsel bekundet. Nach wie vor bestünden mehrere Vakanzen. Deswegen habe er künftig auch auf den Nachwuchs setzen wollen, "um wieder mehr eigenen Stallgeruch in die Truppe zu bringen", wohl wissend, dass junge Spieler doch einige Zeit benötigen, um Fuß zu fassen.

An die Treue appelliert
So erinnert Gerhardt ebenfalls an zwei Zusammenkünfte am Freitag der vergangenen Woche. Zunächst habe um 19.15 Uhr der Vorstand mit Mitgliedern des erweiterten Vorstandes getagt, im Anschluss um 21 Uhr der Vorstand zusammen mit Mannschaft und Trainer, in der "ich einen flammenden Appell an die Spieler mit Wechselgedanken gerichtet habe, uns die Treue zu halten". Dennoch nahm das Unheil für Gerhardt seinen Lauf. In der Begründung für die Trennung nach Abschluss der Spielzeit wurde dargelegt, "dass mehr als 50 Prozent der Spieler nicht mehr hinter mir stehen". Nach dem Entschluss, die Zusammenarbeit ad hoc zu beenden, "habe ich mich noch von der Mannschaft zumeist über WhatsApp verabschiedet und im Nachklang doch einige Reaktionen erhalten". Gerhardt hätte es vorgezogen, wenn "man mit mir offen und fair gesprochen hätte, denn ich habe nicht an meinem Trainerstuhl geklebt. Es war nicht die feine englische Art". Immerhin handele es sich um seinen Heimatverein, er habe mehr als 30 Jahre für die ASG in unterschiedlichen Funktionen gearbeitet. Der 48-Jährige war zum zweiten Mal für die erste Mannschaft der SG verantwortlich: zwischen 2011 und 2013 und seit September 2019 wieder. Wie in dem schnelllebigen Geschäft üblich, hat Gerhardt nach eigener Aussage bereits Anfragen von anderen Vereinen erhalten. "Vorerst aber lege ich erst mal eine kleine Pause ein", hat er sich zum Ziel gesetzt, es komme die Zeit, "in der ich wieder was machen werde".



Viel Porzellan zerschlagen
SG-Vorsitzender Volker Bettgenhäuser bestätigt die von Gerhardt beschriebenen Personalprobleme, nennt als Grund für die Trennung nach Abschluss der Saison indes "Abnutzungserscheinungen zwischen Mannschaft und Trainer". Er legt Wert auf die Feststellung, "dass wir Torsten nicht entlassen, sondern nur mitgeteilt haben, dass wir mit ihm in der neuen Saison nicht weitermachen, worauf er mit sofortiger Wirkung hingeschmissen hat". Unter dem Strich sei einiges an Porzellan zerschlagen worden. Nun wird der Vorstand gemeinsam mit Interims- und bisherigem Co-Trainer Florian Wirths (zur Seite stehen ihm noch Kapitän Stefan Peters und Torwart Conny Redel) verstärkt mit den abwanderungswilligen Spielern (laut Bettgenhäuser sieben bis acht) Gespräche führen, um sie weiterhin an die Spielgemeinschaft zu binden. "Einer von diesen hat bereits seine Zusage für die neue Saison gegeben", berichtet Bettgenhäuser, der parallel natürlich die Gerhardt-Nachfolge regeln muss: "Wir werden schnellstmöglich einen neuen Trainer präsentieren wollen und haben schon Kandidaten ins Auge gefasst, mit denen wir umgehend sprechen."

Noch sechs Punkte einfahren
Die aktuelle Tabellensituation in der höchsten Spielklasse des Fußballverbandes Rheinland vor Augen, spricht Bettgenhäuser von sechs Punkten, "die wir noch zum sicheren Verbleib brauchen". Die SG, derzeit auf Rang 13 eingestuft, tritt noch fünfmal zu Hause und zweimal in der Fremde an. Zu pass kommt ihr, dass die Abstiegskandidaten TuS Mayen, SG Ellscheid und SV Mehring alle noch in Neitersen/Altenkirchen vorsprechen müssen. Da der SV Windhagen sein Team zurückgezogen hat und als erster Absteiger gilt, könnten, so Bettgenhäusers "Horrorszenario", maximal bis zu vier weitere Teams (Ränge 14 bis 17) noch jeweils den Weg in die Bezirksligen antreten müssen, "wovon ich aber nicht ausgehe". Wie immer sind Auf- und Abstiege auch von dem Geschehen in den höheren und niedrigeren Spielklassen abhängig. (vh)



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