Kita-Gesetz: SOS aus Wissen ans Landesjugendamt bleibt unbeantwortet
Von Katharina Behner
Zu bürokratisch und unflexibel stellt sich das Kita-Zukunftsgesetz dar. Das macht sich nicht nur an Wartelisten fest. Dabei ist an eine Integration geflüchteter ukrainischer Kita-Kinder nicht nur in der Verbandsgemeinde Wissen nicht zu denken. Der Hilferuf aus Wissen an das Landesjugendamt bleibt auch nach mehr als einem Monat unbeantwortet.
Wissen. Genau am 23. März hatte Bürgermeister Berno Neuhoff einen Hilferuf an das Landesamt für Jugend und Soziales gesandt. Doch bisher blieb der unbeantwortet. Schon Anfang April stieß eine fehlende Antwort im Rahmen der Sitzung des Verbandsgemeinderates auf Unbehagen. Mehr als einen Monat später – zur Sitzung des Ausschusses für Kitas, Soziales und Sport der Verbandsgemeinde am Montag (25. April) – stand eine Antwort noch immer aus. Dass erscheint neben Bürgermeister Neuhoff auch den Ausschussmitgliedern mehr als bedenklich.
Rückblick: Hilferuf - Integration geflüchteter Kita-Kinder nicht möglich
In seinem Schreiben an das Landesjugendamt hatte Neuhoff auf die kritische Situation hingewiesen, dass keine der acht, davon fünf kommunale Kindertagesstätten (Kita), die Voraussetzungen des Landes erfüllen könne, um weitere Kinder aufzunehmen – entsprechend auch keines der 17 ukrainischen Kita-Kinder, die sich derzeit im Wisserland aufhalten. Nach seiner Ansicht sei das Kita Zukunftsgesetz dabei das große Hemmnis und stelle sich als "Bürokratiemonster" dar. (Wir berichteten hier.)
Insgesamt herrsche Not und Fachkräftemangel in den Kitas. Auch in der schwierigen Situation, in der mit noch mehr Geflüchteten aus der Ukraine zu rechnen ist, werde auf starren Gesetzen verharrt und aufgefordert bestehende Regelungen anzuwenden – etwa zusätzliche Plätze nur bei Erfüllung des Personalschlüssels zu genehmigen. Doch schon jetzt platzen die Kitas in der VG aus allen Nähten und es gibt lange Wartelisten.
Neuhoff hatte in seinem Schreiben angeregt, die bürokratischen Reglungen in Rheinland-Pfalz während der größten Krise Europas seit langer Zeit außer Kraft zu setzen und pragmatische Lösungen für die Aufnahme der geflüchteten Kinder zu schaffen – nicht zuletzt aus Gründen einer gelebten Integration. Denn die aktuelle Handhabe sei fern ab einer gelebten Willkommenskultur.
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Pragmatische Lösung mit "Eltern-Kind-Gruppe" in Sichtweite
Pragmatische und vorübergehende Lösungen zu finden, dafür gab der Verbandsgemeinderat Anfang April bereits sein grünes Licht an Neuhoff. Und eine solche ist nun in greifbare Nähe gerückt:
Innerhalb der nächsten Wochen wird eine "Eltern-Kind-Gruppe für ukrainische Kinder in überwiegender Betreuung und Verantwortung der Eltern mit flankierender Unterstützung einer deutschen Tagespflege-Mutter und Sprachförderung" entstehen, erläutert Neuhoff während der Ausschusssitzung.
Hierfür stellt die katholische Kirche Räumlichkeiten im Pfarrheim in Wissen zur Verfügung. "Wir schaffen jetzt den Rahmen", so Neuhoff. Nicht zuletzt auch, um den Druck von den Kitas in der VG "wegzunehmen". Denn nach wie vor bestehe keine Perspektive, geflüchtete Kinder in einer der Kitas unterbringen zu können. Diese Situation spiegele sich zudem im ganzen Kreis Altenkirchen wider.
Kita-Zukunftsgesetz: Frustbringer
Insgesamt bringt das Kita-Zukunftsgesetz, dass am 1. Juli 2021 vollständig in Kraft trat, mit seinen Anforderungen mehr Frust als Lust in den Kitas. So berichtet etwa Jutta Erner (Kita Lummerland) und Susanne Gockel (Kita St. Elisabeth) von immer mehr bürokratischem Aufwand, etwa bei der Anpassung von Personalbedarfen.
Vollkommen unverständlich für Erner ist auch die Berechnung von sogenannten Betreuungsaufwänden. So werden lediglich einjährige Kinder mit erhöhtem Betreuungsansatz gerechnet. Schon zweijährige Kinder werden gewertet, wie ein fünfjähriges Kind. Hier scheiden sich die Geister, ob dies kindgerecht sei. Zur weiteren Bedarfsplanung in den Kindertagesstätten der VG Wissen informieren wir in Kürze. (KathaBe)
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