Tourismus und Naherholung: Gastronomie am Barbaraturm – ein "besonderes Leuchtturmprojekt"
Am beliebten Ausflugsziel Barbaraturm in Malberg soll eine Gastronomie entstehen. Das Projekt soll einen herausragenden touristischen Standort weiter aufwerten. Bei einem Pressegespräch stellten Investor Ralf Siefen und Architekt Oliver Schmidt im Beisein der Vertreter der Kommunen das Vorhaben vor.
Malberg. Hübsch war die zünftige Brotzeit auf der weißrotkarierten Tischdecke angerichtet. Mitten auf der grünen Wiese war der Tisch aufgebaut. Wäre ein Radfahrer oder Spaziergänger im Schatten des Barbarturms vorbeigekommen, er hätte sich sicher Speck, Brot und Rettich und einem süffigen Bier oder einem vollmundigen Glas Wein einladen lassen. Zugegeben: Das alles war nur für einen Pressetermin auf der grünen Wiese aufgebaut. Aber in etwa anderthalb Jahren sollen Radfahrer, Wanderer und Spaziergänger eben genau das im Schatten des altehrwürdigen Förderturms auf dem Steineberger Höhe zwischen Malberg und Steinebach vorfinden. "Wir stehen hier auf unserer künftigen Terrasse", sagte Architekt Oliver Schmidt aus Betzdorf.
Natürlich soll es auch nicht alleine bei einer Terrasse bleiben. Bürgermeister Bernd Brato, der Malberger Ortsbürgermeister Albert Hüsch, der designierte Hauptamtliche Beigeordnete Joachim Brenner, Investor Ralf Siefen und Planer Oliver Schmidt stellten am Freitag, dem 29. April, das Projekt Gastronomie am Barbaraturm vor. Noch sind es nur die Pläne, die von dem eingeschossigen Gebäude mit Terrasse erzählen. Aber geht es nach Siefen, dann soll bis zum dritten Quartal 2023 buchstäblich Gastfreundschaft emporgewachsen sein - auf der grünen Wiese am Fuße des Barbaraturms.
Der Barbaraturm, der an die Zeiten des Bergbaus erinnert, ist zweifelsfrei ein nettes Fleckchen Erde. Und hoch oben an den beiden Seilscheibe hat man eine wunderbare Fernsicht. Die drei höchsten Kuppen des Siebengebirges zeichnen sich pittoresk am Horizont ab. Aus der Höhe von 22 Metern liegt vor dem bekannten Gebirge eine sanft modellierte hügelige Landschaft. Andererseits steht das bergbauliche Relikt zwischen dem Westerwald - mit Blick auf die Löwenstadt Hachenburg - und dem Siegerland. Das eröffnet rundum weitere Panoramen, zumindest für den, der die fast 100 Stufen erklommen hat.
Der Förderturm sei ein herausragender touristischer Standort, der nun um einen gastronomischen Betrieb erweitert werden soll, sagte Bürgermeister Bernd Brato. Er erinnerte auch an das Motorradmuseum in Steinebach und das dortige Besucherbergwerk, die Grube Bindweide: "Das alles macht den Ort sehr prägnant", befindet der Verwaltungschef. In diesem Umfeld sei Ralf Siefen initiativ tätig geworden, und der Architekt Schmidt habe einen guten Plan zu Papier gebracht.
Der Beitrag der Ortsgemeinde Malberg und der Verbandsgemeinde Betzdorf/Gebhardshain liege nun darin, das Grundstück und die Infrastruktur bereitzustellen. Seinerzeit hatten die Kommunen bereits den Grund erworben, Wasser und Strom wurden in die Erde gebracht, wovon man nun profitiert. "Wir spielen ein bisschen mit in dem Konzert", sagte Brato, der von einem bescheidenen Beitrag der Kommunen sprach, wenn sich hier "etwas Tolles entwickeln darf und wird". Brato: "Ich bin überzeugt, dass wird ein Brüller."
Seinerzeit hätten die Kommunen den Grund günstig bekommen, sagte Ortsbürgermeister Hüsch. Wenn sich eine Gelegenheit ergeben sollte, habe man eine Gastronomie für die vielen Besucher schaffen wollen, sagte Hüsch: "Wir haben dabei nichts überstürzen wollen." Nun war wohl die Gelegenheit gut, zumindest erkannte man, was Siefen schaffen wollte. Der Unternehmer wohnt in Malberg und sei den Vereinen verbunden, hieß es. Und was er schaffen möchte, so Hüsch, das sei mehr als nur etwas für die Ortsgemeinde und gehe auch über die Grenzen der Verbandsgemeinde hinaus. "Das ist etwas, das dem gesamten Landkreis Altenkirchen und auch den Nachbarkreisen dient", ist der Ortsbürgermeister überzeugt. Rasten, die Aussicht genießen und die Natur erleben, und dabei sonntags bei einer Tasse ein Stück Kuchen genießen oder sich ein Kaltgetränk schmecken lassen: Hüsch ist sich sicher, dass die Gastronomie am Barbaraturm "sehr gut angenommen" werden wird. Der Landkreis müsse mitspielen, meinte Hüsch, der die Stichworte Baugenehmigung und vorhabenbezogener Bebauungsplan erwähnte.
Der Ortsbürgermeister erwähnte auch den rechtmäßigen Bebauungsplan - der geändert werden soll - für das nur den berühmten Steinwurf entfernte Gewerbegebiet, welches man aber nur oben vom Turm aus sehen könne: "Das Gewerbegebiet mit einstöckiger Bebauung hat keinen negativen Einfluss auf die Restauration." Die Ortsgemeinde freue sich auch schon, sagte der Ortschef, der meinte, dass man wohlweislich bereits für Strom und Wasser unter der Erde gesorgt habe. Aus der Sicht von Hüsch wird es eine wunderbare Sache, und ein "ganz großer Anziehungspunkt". In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass es ja bereits einige Veranstaltungen am Förderturm gegeben habe. Der Ort Malberg werde aufgewertet, sagte Hüsch, der meint, dass das Projekt Gastronomie ein kleines "i"-Tüpfelchen auf der Steineberger Höhe setzen wird.
Architekt Schmidt hatte Recht als er anmerkte, dass es abends noch beeindruckender auf der Höhe am Ortsrand von Malberg sei, wenn die Sonne "eindrucksvoll dahinten steht" und schließlich allmählich hinter dem Siebengebirge abtauche. Aber auch bei dem Pressetermin anlässlich der Präsentation der Gastronomie zeigte sich der Turm und das Umfeld in einem netten Licht, und Schmidt sprach von einem "besonderen Leuchtturmprojekt". Noch habe man keinen abschließenden Titel für das Vorhaben. Deshalb spreche man einfach von (Außen-)Gastronomie an einem besonderen Standort.
Der Planer skizzierte die Planung: Das Gebäude soll in der Nachbarschaft zum Turm in Richtung Malberg entstehen. Es sind 50 Innenplätze vorgesehen, und auf der teils überdachten und teils geschützten Terrasse weitere 60 bis 80. Die Terrasse ist nach Südwesten ausgerichtet. Es soll ein großzügiger Kinderspielplatz angelegt werden, sodass beispielsweise Eltern in Ruhe eine Mahlzeit oder ein Getränk genießen können, aber den Nachwuchs immer noch im Blick haben. Dabei könne gleichzeitig der Blick auf die schöne Landschaft genossen werden. Die Fläche bezifferte der Architekt mit 210 Quadratmetern, zuzüglich der Außenterrasse. Mit dem eingeschossigen Gebäude sollen 1.100 Kubikmeter umbauter Raum entstehen. Küche, Innen- und Versorgungsbereich sowie sanitäre Anlagen werden geschaffen. Vorgesehen ist ein "abteilbarer Saal". Die bestehende Parkfläche am Barbaraturm soll in die Wiese in Richtung Malberg ergänzt werden. Die Gastronomie soll über die K121 erschlossen werden. Bereits jetzt sieht die Planung eine Erweiterungsoption vor, berichtete Schmidt. Ein Teil der Fassade soll sich später öffnen lassen, sodass man an der Theke sitzend das Gefühl habe draußen zu sitzen, schilderte der Architekt. So könne man an einem schönen Sommerabend den Sonnenuntergang genießen, machte Schmidt Geschmack auf das, was im Schatten des Förderturms entstehen soll.
Als Investor tritt Ralf Siefen auf, wobei er nach eigenen Angaben das Wort Investor gar nicht gerne hört: "Für mich ist das eine Herzensangelegenheit", sagte Siefen, der sich selbst als "guten Freund der Gemeinde Malberg" - seine Ehefrau Silke Siefen ist eine gebürtige Malbergerin – sieht. Der Urgedanke für das Projekt Gastronomie sei es gewesen, wie man den Barbaraturm zu einem wirklichen und zentralen Anlaufpunkt machen könne. Das Stichwort Stammtisch sei ein Kern der ganzen Sache gewesen, eben wo man sich mit guten Freunden und Kumpels treffen könne, sagte Siefen, der sagte: "Ich bin ein halber Malberger." Wie kann man hier vieles kombinieren und die Menschen und die Gemeinde mitnehmen? Das war für Siefen eine zentrale Frage.
Primär sollen Wanderer, Radfahrer und Spaziergänger künftig am Barbaraturm den Charme einer Anlaufstelle vorfinden: "Schon gut, aber nicht abgehoben." Nach Vorstellungen des Investors soll es den "rustikalen Charakter der Orts- und Verbandsgemeinde" spiegeln. Ältere Menschen könnten einen Kuchen zum Kaffee essen, Radfahrer und Wanderer ein Weizenbier genießen, und auch die eine oder andere Veranstaltung sei denkbar. Nach den Worten von Siefen soll "etwas Gutes für die Orts- und Verbandsgemeinde" geschaffen werden. Nun hofft er, dass auch die Kreisverwaltung als Baugenehmigungsbehörde mitmache. Nach Vorstellungen von Siefen soll der Betrieb im dritten Quartal 2023 aufgenommen werden.
Auf dem Weg der Gastronomie am Barbaraturm war Erster Verbandsgemeindebeigeordneter Joachim Brenner in Vertretung des damals erkrankten Bürgermeister Brato eingebunden. Brenner, der nun designierter Hauptamtlicher Verbandsgemeindebeigeordneter ist, erinnerte sich, als der Förderturm vor einigen Jahren an einem nebeligen Oktobertag aufgestellt wurde. Als sich der Nebel gelichtet habe, habe man oben auf der Plattform einfach nur noch gesagt: "Boah, was ist das für eine Aussicht!" Die schöne Fernsicht genießen sei das eine, eine Gastronomie zum Verweilen das andere. Den Grund habe man seinerzeit erworben. Dann seien die Jahre ins Land gezogen, sagte Brenner und konstatierte: "Tourismus und Naherholung ist kaum zu verwirklichen, wenn nicht Gastronomie vorhanden ist. Hier gehört eine Gastronomie hin." Schon vor der Pandemie habe Siefen angeklopft und gesagt, dass er das Projekt angehen möchte.
Nach Angaben des Verbandsgemeindebeigeordneten sei das Vorhaben von Anfang an von der Bauverwaltung in Altenkirchen unterstützt worden. Ein Aspekt sei die Vermarktung der Bergbaukultur, aber es gehe auch darum,. Arbeitsplätze zu schaffen, betonte Brenner. Der Beigeordnete erwähnte aber auch, dass der Druidensteig bereits am Förderturm vorbeiführt und man beabsichtige, dass weitere Rundwanderwege diesen Standort einbeziehen sollen.
Und wie sieht es in der künftigen Gastronomie aus? Das wollten Architekt Schmidt und und Investor Siefen noch nicht preisgeben, sondern lieber einen Spannungsbogen aufbauen. Speisen wird es auch in dem Neugeschaffenem geben, hieß es, "aber da sollte man sich überraschen lassen". Aber so viel steht wohl fest: Es soll "eine gehobene, ansprechende Situation mit Qualität" sein. Siefen will die Gastronomie später verpachten beziehungsweise vermieten.
Und was ist mit dem Gewerbegebiet? Für dieses gibt es einen rechtskräftigen Bebauungsplan, sagte Hüsch. Aus der ursprünglichen Planung sei nichts geworden, inzwischen hätten die Ortsgemeinde Malberg sowie eine Firma aus Wissen die Flächen erworben. Beide hätten jeweils rund fünf bis sechs Hektar. "Wir hoffen, die Flächen nächstes Jahr anbieten zu können", hieß es. Siefen, der Geschäftsführer der Datacenter-Group ist, die in Wallmenroth angesiedelt ist, hatte bei der Pressetermin anklingen lassen: "Das Gewerbegebiet ist für mich auch interessant." (tt)
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