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Nachricht vom 01.05.2011    

Wanderung auf den Spuren des vorindustriellen Bergbaus

An einer interessanten bergbaugesschichtlichen Wanderung des Kreisbergbaumuseums in Herdorf-Sassenroth nahmen jetzt über 20 Personen teil. Das Museum wird in diesem Jahr 25 Jahre alt, der Herdorfer Ortsteil wurde vor 750 Jahren erstmals urkundlich erwähnt.

Carsten Trojan präsentierte den interessierten Wanderern ein Stück Schlacke. Fotos: anna

Herdorf-Sassenroth. Zu einer bergbaugeschichtlichen Wanderung durch den Wald oberhalb von Sassenroth hatte das Bergbaumuseum des Kreises Altenkirchen im Rahmen der Feierlichkeiten des Jubiläumsjahres eingeladen. Denn Sassenroth feiert schließlich in diesem Jahr sein 750-jähriges Bestehen und das Bergbaumuseum sein 25-jähriges Jubiläum. Carsten Trojan führte mehr als 20 Leute zu den Überbleibseln des vorindustriellen Bergbaus. Die Landschaft rund um Sassenroth ist, ebenso wie das gesamte Siegerland, auch heute noch von zahlreichen Spuren des frühen Bergbaus geprägt. Keine hochaufragenden Fördertürme, Röstöfen oder Hüttenwerke prägten die Umgebung des Dorfes, sondern Pingen, Stollen und Schächte sind noch heute zu sehen. Mit geübtem Auge findet der aufmerksame Beobachter sogar noch Schlackereste von Verhüttung aus längst vergangener Zeit.

Am Bergbaumuseum begrüßte Museumsleiter Achim Heinz die interessierten Wanderer und stellte Carsten Trojan vor. Der Dipl.-Ing. hat sich schon als Kind für die alte Bergbaugeschichte des Siegerlandes interessiert und kennt sich mittlerweile bestens damit aus, was nicht immer ganz einfach ist, denn oftmals gibt es darüber nur wenig oder gar nichts an schriftlichen Unterlagen. Die Relikte des Altbergbaus sind jedoch von der Zerstörung bedroht, wie Trojan erklärte, durch Wegebau und Harvester, sowie teils übertriebene Sicherheitsmaßnahmen werden sie unwiederbringlich beseitigt. Mit der Wanderung verfolgt Trojan auch das Ziel, die Teilnehmer für diese Thematik zu sensibilisieren, denn die Geschichte des Bergbaus sei überaus spannend und stelle eine Bereicherung der Landschaft dar.

Vom Bergbaumuseum aus wanderte die Gruppe in den nahe gelegenen Wald. Wenige Meter nach den letzten Häusern verließ Trojan den Weg und stieg den Hang hinauf in eine Fichtenschonung. Denn die Überreste des Altbergbaus finden sich nicht einfach so am Wegesrand, vieles liegt abseits der Waldwege und ist daher den meisten Leuten auch unbekannt. Die Grube "Harmonie" war erste Anlaufstelle an diesem Tag. Zu sehen gab es da noch einen Stolleneingang, sowie die Mauerreste einer ehemaligen Bergmannshütte, in der wohl die Arbeitsgeräte aufbewahrt wurden. Die größte Überraschung lag hier bei einigen Sassenrothern selbst, die diese Stelle nun zum ersten Mal sahen. Die Grube Harmonie wurde im Eigenlöhnerbergbau betrieben, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Für die Jahre 1871 bis 1880 ist eine Förderung von nur 247 Tonnen Erz belegt.

Weiter ging es den Hang hinauf, dann nochmals ein Stück einem Weg folgend bis zum tiefen Stollen der Grube "Vereinigung". Über diese Grube berichtete Trojan, gibt es keine Unterlagen mehr, die Pingen und oberen Stollen ließen jedoch auf einen Abbau in der Zeit des 17. Jahrhunderts oder sogar früher schließen.
Der Weg führte weiter zum oberen Stollen der Vereinigung, der vor etwa 15 Jahren geöffnet wurde, wie Achim Heinz berichtete. Er erklärte, dass dieser Stollen sehr eng sei, man außer deutlichen Schubkarrenspuren aber auch nichts darin gefunden habe. Der Stolleneingang ist heute so verschlossen, dass dort nur noch die Fledermäuse "ein- und ausfahren" können. Schächte und Pingen der Grube Vereinigung verteilen sich über das Gelände bis zum Höhenrücken zwischen Sassenroth und Schutzbach. Der Bergbau sei in der Region nicht einfach gewesen, so Trojan, da die Erzgänge häufig zerrissen und verschoben gewesen wären, bedingt durch die geologischen Vorgänge in der Erdgeschichte.



Nach einer Rast an einer Jagdhütte steuerte die Wandergruppe die Grube Peterszeche an. Das Vorhandensein einer mittelalterlichen Verhüttungsstelle, die auf das 12. Jahrhundert geschätzt wird gibt eine ungefähre Vorstellung vom Alter der Bergbautätigkeit auf den dortigen Erzgängen. Diese Grube gehörte im 18. und 19. Jahrhundert einer Familie Remy aus Betzdorf. Das dort geförderte Erz wurde zur Verhüttung über die Eisenstraße Betzdorf-Freudenberg zur Wendener Hütte transportiert. Diese Hütte wurde 1866 geschlossen und die Peterszeche an die Gutehoffnungshütte Oberhausen verkauft. Im Jahre 1872 wurde sogar ein dampfbetriebener Maschinenschacht eingerichtet, dessen Reste noch zu sehen sind. Die Erzvorräte erschöpften sich jedoch schnell, so dass die Grube bereits 1884 geschlossen wurde. Während der kurzen industriellen Periode konnten 25.727 Tonnen Erz gefördert werden.

Drei Stunden dauerte die bergbaugeschichtliche Wanderung um Sassenroth und führte die Gruppe 5,5 Kilometer bergauf und bergab quer durch das Gelände. Auf dem letzten Teil der Strecke gab es sogar noch einige Schlacke Reste zu finden. In einem Tagebruch, der vor zwei Jahren mitten auf einem Weg entstand und nur notdürftig gesichert, ist lagen sogar bunte Tonscherben. Die stammten allerdings aus der Neuzeit und sorgten für Unverständnis bei den Teilnehmern der Wanderung. Zum Schluss dankte Museumsleiter Heinz dem Führer Trojan für die interessante Führung und verabschiedete die Gäste mit dem Hinweis auf weitere Aktionen des Bergbaumuseums im Jubiläumsjahr und das große Fest Ende August. (anna)


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