Pressemitteilung vom 14.05.2022
Ausstellung von Werken des Künstlers Andreas Paul Weber in Altenkirchen
Die Kreisverwaltung Altenkirchen zeigt in einer Ausstellung Werke von Andreas Paul Weber, der als ein Meister der Lithographie galt. Eine Schenkung des Bonner Sammlers Günter Wagenknecht ermöglicht dabei eine Vergrößerung der kreiseigenen Weber-Sammlung.
Altenkirchen. "Das Gerücht" gilt als eines der berühmtesten Werke von Andreas Paul Weber (1893 bis 1980): Eine ständig sich vergrößernde Schlange, die für die Falschheit steht, übersät mit Nasen und Augen. Aus Fensterlöchern unmenschlicher Hochhausbauten strömen insektenartig menschenähnliche Geschöpfe, die das Gerücht bilden und vergrößern. Im Kopf der Schlange: die Anspielung auf Begriffe, die mit dem Gerücht zu tun haben, etwa "Ohren spitzen" oder "große Klappe".
Einmal in die Welt gesetzt, lässt sich ein Gerücht nicht mehr aufhalten und wird so stark, dass man es für Wirklichkeit hält. Webers Skizze datiert aus dem Jahr 1943, zehn Jahre später entstand die Lithographie, die Teil einer großen A.-Paul-Weber-Schau in der Altenkirchener Kreisverwaltung ist.
30 Lithografien und Tuschezeichnungen sowie ergänzende Literatur über Leben und Werk des Künstlers bilden die Ausstellung "Darf heute noch gelacht werden?" A. Paul Weber war einer der großen Meister der Lithographie. Sein Gesamtwerk umfasst knapp 3000 Lithographien, hunderte von Holzschnitten, über 200 Ölbilder, eine unübersehbare Zahl gebrauchsgrafischer Arbeiten und Skizzen sowie einige tausend Handzeichnungen.
Kreiseigene Weber-Sammlung ist gewachsen
Bereits zur Amtszeit des verstorbenen früheren Landrats Hermann Krämer von 1966 bis 1979 legte der Landkreis mit der Anschaffung von über 60 Originalzeichnungen den Grundstein für eine Weber-Sammlung, die in einer Auswahl zuletzt 2009 im Kreishaus gezeigt wurde. Anlass für die aktuelle Ausstellung ist eine respektable Erweiterung dieser Sammlung, wie Landrat Peter Enders anlässlich der Vernissage im Kreishaus erläuterte: Der Bonner Sammler Günter Wagenknecht und seine Frau Doris haben dem Kreis 185 Lithografien, 15 Holzschnitte beziehungsweise Tuschezeichnungen und eine Reihe von Büchern sowie eine Sammlung von Notgeldscheinen im Rahmen einer Schenkung übereignet. Enders nahm Bezug zum Besuch in Wagenknechts Haus, den er gemeinsam mit Kreisarchivar Jacek Swiderski unternommen hatte: Dort sei man "aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen angesichts der Kunst-Fülle, die uns dort begrüßte." Sein Versprechen an die Bonner Gäste: "Wir werden die Arbeiten Webers stets würdigen und sie der Öffentlichkeit im gebotenen Maß zugänglich machen."
Kunst ist nie eindeutig
A. Paul Weber war politisch nicht unumstritten, da er während der Weimarer Republik und im Dritten Reich zum Teil völkische und antisemitische Auftragsarbeiten fertigte, aber bereits ab Ende der 1920er Jahre dem nationalrevolutionären Widerstandskreis um Ernst Niekisch angehörte, der später gegen die Nationalsozialisten opponierte. Wegen Zeichnungen gegen das Nazi-Regime wurde Weber 1937 inhaftiert. "Die Bilder Webers bieten mit ihrer unmittelbar verständlichen Sprache und brisanten Aktualität stets Anregung zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln", so Enders. Kunst sei dabei nie eindeutig: "Ihre Deutung wandelt sich mit der politischen, ästhetischen und emotionalen Einstellung des Betrachters und mit den zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen."
In Bildern denken
Günter Wagenknecht, der in jungen Jahren mit seiner Frau in Steineroth lebte und stets Beziehungen in den Kreis Altenkirchen gepflegt hat, war mit dem ältesten Sohn Webers befreundet und ist ein ausgezeichneter Kenner von Webers Leben und Werk. Die nun entstandene und um ein Vielfaches vergrößerte Weber-Sammlung des Kreises bezeichnete er als "Schatzinsel". Die aktuelle Ausstellung könne nur ein Anfang sein, seine Werke böten unendlich viele weitere thematische Ausstellungsmöglichkeiten. "Webers Bilder haben fast immer Tiefgang: Hintergedanken wollen und sollen erst nachdenkend erkannt werden", so Wagenknecht, der beruflich im Bonner Kanzleramt tätig war - zuletzt als Referatsleiter - und dort sechs Regierungschefs erlebte. Er ging beispielhaft auf einige Arbeiten Webers ein, der künstlerisch von Alfred Kubin, James Ensor, Max Klinger und Goya beeinflusst war. Für ihn ist der Autodidakt Weber "der deutsche Meister der kritischen Grafik". Sein Fazit in Anlehnung an Webers eigenen Anspruch, "in Bildern zu denken": Es lohne sich, "mit Weber zu denken."
Öffnungszeiten
Die Ausstellung im Altbau des Kreishauses ist bis zum 29. Juli während der Öffnungszeiten der Kreisverwaltung zugänglich: montags/dienstags von 7.30 bis 17.30 Uhr, mittwochs von 7.30 bis 13 Uhr, donnerstags von 7.30 bis 18 Uhr, freitags von 7.30 bis 13 Uhr. (PM)
Mehr dazu:
Veranstaltungen
Kultur & Freizeit
Lokales: Altenkirchen & Umgebung
Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!