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Nachricht vom 01.05.2011    

Maikundgebung im Landkreis: Das Mindeste reicht nicht!

Das Mindeste forderte der DGB zum Tag der Arbeit: Faire Löhne für gute Arbeit und soziale Sicherheit. Gastredner Günther Salz, Vorsitzender der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Diözese Trier ging einen Schritt weiter und forderte ein Umdenken in Sachen Kapitalismus. Er sparte nicht mit Kritik an den Parteien, egal welcher Farbe und schloss auch die Gewerkschaften in seine kritischen Worte ein.

DGB-Kreisvorsitzender Frank Näckel (links) und Gastredner und KAB-Vorsitzender der Diözese Trier, Günther Salz, hätten mehr Gäste für die Veranstaltung verdient gehabt. Fotos: Helga Wienand

Steinebach/Kreis Altenkirchen. "Gerecht geht anders" forderte der DGB zum Tag der Arbeit am 1. Mai und meint damit faire Löhne, gute Arbeit und soziale Sicherheit. Bei der Kundgebung zum 1. Mai hatte der DGB-Kreisvorsitzende Frank Näckel als Gastredner den Vorsitzenden der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung in der Diözese Trier, Günther Salz, zur zentralen Kundgebung des Kreis-DGB auf der Bindweide gewinnen können. Der ging in seiner Ansprache einen deutlichen Schritt weiter und forderte eine neue Sicht auf den Kapitalismus, der letztlich den Menschen und die Gesellschaft zerstöre.
Salz ist sich sicher, dass der Reichtum, den man derzeit zeigt, die sichtbare Armut im Land zur Folge hat. Es gab minutenlangen Applaus am Ende des Beitrages, auch mittendrin applaudierten die Gäste, während auch manche Gäste betreten den Blick senkten. Denn Salz sprach unbequeme Wahrheiten aus. Die betrafen sowohl die politischen Parteien, aber auch die Gewerkschaften.
"Die Schröders, Merkels Ackermänner und Brüderles sind das Öl und der Schmierstoff des Kapitals", schimpfte Salz und hatte zuvor auf die zerstörerische Kraft eines ungezügelten Kapitalismus und den Raubbau an der Arbeitskraft des Menschen hingewiesen. Salz forderte ein Ende der "Sarrazynischen" Debatte und mehr Solidarität der Arbeitnehmerschaft - auch auf internationaler Ebene.
In der Werkshalle der Westerwaldbahn in Steinebach-Bindweide hatten sich nicht allzu viele Gäste zur Maifeier des DGB eingefunden. Der Feiertag der Arbeitnehmerschaft, so Frank Näckel, forderte in diesem Jahr den besonderen Tribut, da es auch der Tag der Erstkommunion (Weißer Sonntag) in vielen Gemeinden war. Harsch kritisierte er den verkaufsoffenen Sonntag in Niederfischbach am Tag der Arbeit. Näckel ging auf das Motto zum 1. Mai des DGB ein und wies auf das unanständige Handeln der Politik in einigen Bereichen hin. Kopfpauschalen im Gesundheitswesen nannte er als Beispiel und die Hungerlöhne im Leiharbeitssektor.
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort, das fordere die Gewerkschaft mit Blick auf die Freizügigkeit innerhalb Europas. "Das Recht der Freizügigkeit darf nicht dazu führen, dass sich Branchen mit Mindestlöhnen reich machen", warnte Näckel. Die schon uralte Forderung der Gewerkschaften, dass Frauen und Männer für die gleiche Arbeit auch den gleichen Lohn erhalten sollen, wurde natürlich wiederholt.
Konrad Schwan, Bürgermeister der VG Gebhardshain und Kreisbeigeordneter, überbrachte die Grüße des Landkreises zur Maikundgebung. Auch er hätte sich mehr Teilnehmer zur Maikundgebung gewünscht. "Auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit dem DGB bin, aber die Themen Arbeit und die Anliegen der Arbeitnehmerschaft sind wichtig für unseren Landkreis", sagte Schwan. Schwan sieht die Freizügikeit in Europa gelassen und erinnerte an die Fürstentümer im Mittelalter, die unerwünschte Personen aufnahmen und damit Erfolg hatten. Es sei eine Chance für die gesamte Gesellschaft, führte Schwan aus und wies auf die Völkerwanderung innerhalb Deutschlands hin, die Regionen ausbluten lasse, während andere zu Gewinnern würden. Mit deutlicher Kritik nach Mainz forderte Schwan den Straßenausbau sowie ein leistungsfähiges DSL-Netz.
Ins Geschehen zum 1. Mai auf der Bindweide gehört der "Eine-Welt-Laden" Betzdorf. Hermann Reeh machte auf die Kampagne "Schmutzige Schokolade" aufmerksam, die mit Kinderhandel, Kindersklaverei und einem wahrlich schmutzigen Handel der Lebensmittelkonzerne einhergeht. Die süße Versuchung der Pralinen- und Schokoladenhersteller werde jedem Menschen bitter aufstoßen, wenn er sich die Filmbeiträge der ARD anschaue, die leider zu später Stunde (nach 23 Uhr) ausgestrahlt worden seien. Menschenhändler kauften Kinder von den Ärmsten der Armen in den afrikanischen Ländern rund um die Elfenbeinküste (Cote dé Ivoire), um sie dort an die Plantagenbesitzer zu vermieten oder zu verkaufen. Für eine Mahlzeit am Tag schufteten diese Kinder, damit der Weltmarkt und letztlich auch der Verbraucher billige Schokoladenprodukte kaufen könnten. Niemand sehe oder wolle die Zusammenhänge sehen, weil billige Schokohasen verspeist sind und möglichst billige Schokoladennikoläuse bereits in der Produktion sind.
Reeh ist sich sicher, nur Öffentlichkeitskampagnen zu den Zuständen in den Plantagen könnten ein Umdenken und einen fairen Handel mit diesen Produkten bewirken. Aber solange sogenannte Hedgefonds an den Börsen die Kakaobohne als Spekulationsobjekt missbrauchten und den Preis nach den politischen Unruhen in Elfenbeinkünste künstlich in die Höhe trieben, werde sich am Schicksal der vielen tausend Kindersklaven auf den Plantagen wenig ändern. (hw)



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