Pressemitteilung vom 17.05.2022
Ungerechtigkeiten im Welthandel: Weltladen Betzdorf fordert Verbesserungen
Eine Zitronenpresse, eine Kaffeemühle, eine zertretene Milchtüte, krumme Bananen und eine Lupe präsentierten Mitglieder des Betzdorfer Weltladens gleich vor dem Laden in der Bahnhofstraße. Die Gegenstände stehen symbolisch für Ungerechtigkeiten im Welthandel. Die Weltladen-Bewegung fordert mehr Fairness.
Betzdorfer. Die Ladenmitarbeiter Hermann Hesse, Karl-Heinz Dorka und Andreas Neuser wiesen mit den präsentierten Gegenständen auf folgende Ungerechtigkeiten im Welthandel hin: Produzenten werden ausgepresst (Zitronenpresse), sie werden zermürbt (Kaffeemühle), mit Füßen getreten (Milchtüten), auch Milchproduzenten in Deutschland, und krumme Geschäfte im übertragenen Sinne gibt es bei den Bananen. Oft liegen hier die Preise unter den Produktionskosten. Ein Preis oder schon ein Nulltarif für die Produzenten, der gesucht werden muss (Lupe) ist auch oft Alltag für die Menschen, die die Waren liefern.
Schüler der 9a der Betzdorfer Bertha-von-Suttner Realschule plus schauten sich die Ausstellung auf dem Wochenmarkt an. Lehrer Carsten Winkler verdeutlichte, dass die Globalisierung im kommenden Schuljahr (Klassenstufe 10) auch Thema im Unterricht sein wird. Beim Besuch bei den Mitarbeitern des Weltladens erhielten die Schüler erste Einblicke in die Thematik.
Menschen sollten weltweit von ihrer Arbeit gut leben können, verdeutlichen die Aktiven des Betzdorfer Weltladens. Dies sei jedoch oft nicht der Fall. Globale Lieferketten seien geprägt von ungleichen Machtverhältnissen. Zum Weltladentag am 14. Mai verbreitet die Weltladen-Bewegung: "Das ist mächtig unfair!" und fordert ein Verbot von Dumping-Preisen.
Im vergangenen Jahr wurden erste Erfolge gegen ungerechten Handel erzielt
Im Jahr 2021 hat die Weltladen-Bewegung zusammen mit anderen Akteuren aus dem Fairen Handel und der Zivilgesellschaft wichtige Meilensteine erreicht. Mit dem Lieferkettengesetz und dem Gesetz gegen unfaire Handelspraktiken hat die Bundesregierung 2021 zwei zentrale politische Anliegen umgesetzt. Mit dem Weltladentag will die Weltladen-Bewegung nun auf die nächsten Meilensteine hinwirken. Schließlich seien in den Gesetzen noch etliche Lücken vorhanden, die eine Nachbesserung erforderlich machen.
"Schlechte Arbeitsbedingungen, Niedriglöhne und Menschenrechtsverletzungen sind noch immer Teil des Alltags vieler Menschen weltweit. Besonders absurd erscheint es, wenn einzelne Unternehmen immense Gewinne machen, während Produzenten am Anfang der Lieferkette um ihre Existenz kämpfen", verdeutlicht der Betzdorfer Weltladen. Oft erhalten diese Menschen für ihre Bananen, ihren Kaffee, Kakao oder ihre Milch viel zu niedrige Preise, mit denen sie nicht einmal die Produktionskosten decken können. Der großen Macht- und Verhandlungsposition der Unternehmen können die Produzenten oft nichts entgegensetzen.
Deshalb fordert die Weltladen-Bewegung: "Dumping-Preise, die nicht einmal die Produktionskosten decken, müssen verboten werden! Stattdessen braucht es endlich eine gerechte Verteilung der Gewinne entlang der Lieferkette und existenzsichernde Einkommen weltweit."
Der Faire Handel, so wird verdeutlicht, macht es anders: Hier stehe der Mensch im Mittelpunkt des Wirtschaftens. Die Organisationen des Fairen Handels versuchen, den bestehenden Machtungleichgewichten entlang der Lieferkette entgegenzuwirken. Produzenten werden bestärkt, für ihre Rechte einzutreten, damit eine echte Handelspartnerschaft entstehen kann. Fairer Handel bedeute einen partnerschaftlichen Umgang, Verhandlungen und Preise, die im Dialog miteinander entstehen, Transparenz durch Muster-Kalkulationen, Stärkung von Gewerkschaften, Beteiligung an Genossenschaften, Förderung der Wertschöpfung vor Ort sowie Planungssicherheit durch langfristige Zusammenarbeit. (PM)
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