Wissener Integrations-Projekt lässt ukrainische Kleinkinder aufblühen
Von Katharina Behner
In Wissen wird Integration gelebt: Innerhalb kürzester Zeit hat die Verbandsgemeinde Wissen dafür gesorgt, dass ukrainische Flüchtlingskinder im Kita-Alter ein Betreuungsangebot erhalten. Und das lässt die Kinder förmlich aufleben. Statt dunkler Bilder mit schwarzen Wolken werden jetzt wieder farbenfrohe Schmetterlinge gemalt.
Wissen. Was unter der förmlichen Bezeichnung "Eltern-Kind-Gruppe für ukrainische Kinder in überwiegender Betreuung und Verantwortung der Eltern mit flankierender Unterstützung einer deutschen Tagespflege-Mutter und Sprachförderung“ seit Anfang Mai im katholischen Pfarrheim in Wissen an den Start gegangen ist, ist pragmatisch und liebevoll gelebte Integration.
Das Projekt der Verbandsgemeinde Wissen hat durchaus Vorbild-Charakter und bietet zum Nachahmen an. Ukrainisch geflüchtete Kleinkinder fallen damit nicht mehr durchs Raster.
Es wird bunter und lauter - Flüchtlingskinder leben auf
Es wird viel gemalt in der Betreuungsgruppe für die ukrainischen Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, berichtet die ausgebildete Tagesmutter Jenny Sundermann am Freitag (20. Mai) während eines Treffens mit Bürgermeister Berno Neuhoff und Markus Würthen, der in der Verbandsgemeinde für das Projekt zuständig ist.
Von Beginn an arbeitet Sundermann in der Betreuungsgruppe und Bürgermeister Berno Neuhoff bezeichnet sie neben den anderen Aktiven der Gruppe als „Glücksfall“ für das Projekt.
Seit das Betreuungs-Angebot (täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr) Anfang Mai mit durchschnittlich täglich zwölf Kindern aus der ganzen Verbandsgemeinde Wissen richtig gut angenommen wird, haben sich die gemalten Bilder deutlich verändert. Anfangs waren die Gemälde der Kleinen gekennzeichnet von schwarzen und tristen Farben: Der Regen war schwarz, der Schmetterling war schwarz. Die Farben der ukrainischen Flagge gelb/blau waren substanzieller Bestandteil vieler Bilder.
Wie gut den Kindern die Struktur und das Miteinander tut, zeigen die jetzt bunten Bilder, die Jenny Sundermann gemeinsam mit den drei ukrainischen Müttern, Olena Smitiia geflüchtet aus Kiew, Olena Korniichik aus der Nähe von Lemberg und Yuliia Lisnychuk aus dem Umfeld von Odessa zeigen. Alle im Projekt Beteiligten haben schon in ihrer Heimat mit Kindern gearbeitet, etwa als Lehrerin oder wie Lisniychuk, die ihr pädagogisches Studium aufgrund des Krieges erst einmal abbrechen musste.
Richtig farbenfroh kommen die Gemälde jetzt daher. Die Bilder im Vergleich belegen die Arbeit an der Verarbeitung von Traumata. Und auch Flugzeuge seien lange nicht mehr so beängstigend wie am Anfang, freut sich Sundermann. Noch vor kurzem führten sie bei dem ein oder anderen Kind zu Tränen. Heute zeigen die Kinder lachend auf Flugzeuge am Himmel, wenn sie gemeinsam mit ihren Betreuerinnen das Areal der optimal für Kinder geeigneten Steinbuschanlage im Herzen der Wissener Stadt erkunden. Die glücklichen Augen der Mütter am Mittag, wenn sie ihre Kinder abholen, bestätigen die Arbeit der Eltern-Kind-Gruppe, unter denen sich auch zwei Vorschulkinder befinden.
Für alle Kinder, die die Gruppe besuchen, sei das Angebot optimal, hebt Bürgermeister Berno Neuhoff hervor. Insbesondere auch für die Vorschulkinder. Die Gruppe bietet gelebte Sprachförderung.
Unterstützt wird die Eltern-Kind-Gruppe hierbei von Valentina Sander, Erzieherin der Schönsteiner Kindertagesstätte St. Katharina für täglich eine Stunde. Sander spricht russisch, in Teilen ukrainisch, im Zweifelsfall hilft eine Sprach-App oder "Hände und Füße".
Allein das Umschreiben ihres Namens von kyrillischer Schrift in lateinische Buchstaben will besonders von den Vorschulkindern geübt sein, erläutert Sander. Etwa Morgen- und Abschlusskreise mit deutschen Kinderliedern unterstützen das Erlernen der deutschen Sprache.
Wie funktioniert das Integrations-Projekt?
Anfang April hatte der Wissener Verbandsgemeiderat seine Zustimmung gegeben, eine pragmatische Lösung zu finden, um den ukrainischen Flüchtlingskindern im Kita-Alter eine Betreuungsmöglicheit zu bieten. In knappen vier Wochen konnte die Lösung, wie sie jetzt angeboten wird, gefunden werden.
Wie Bürgermeister Berno Neuhoff erläutert, erhalte er mittlerweile Anfragen aus dem Umkreis zur Umsetzung des Wissener Betreuungs-Konzeptes. Nach wie vor können kaum ukrainische Kinder in den Kindertagesstätten aufgenommen werden. Die Voraussetzungen sind an die gültigen und engen Regularien zur Aufnahme der Kinder in den Kitas gebunden.
Das Wissener Modell basiert zum einen darauf, dass die katholische Kirche im Pfarrheim den nötigen Platz für die Betreuungsgruppe zur Verfügung stellt. Hier finden auch Sprachkurse für die Erwachsenen statt, zudem das Begegnungs-Angebot des „Café Kiew“, welches mehr als rege angenommen wird.
Lediglich Verbrauchskosten fallen für die Räumlichkeiten an und etwa entsprechende Aufwandsentschädigungen für die begleitenden Kräfte, die seitens der Verbandsgemeinde übernommen werden. Gereinigt wird der Gruppenraum von den aktiven Frauen in Eigenregie. Damit der recht geringe Aufwand finanziell abgesichert sei, habe man sich mit der Kommunalaufsicht abgestimmt, erläutert Neuhoff.
Er sei unglaublich dankbar dafür, dass dieses Angebot für das Wohl und die Integration der ukrainischen Kinder, ausschließlich derer die derzeit im Wisserland leben, innerhalb kürzester Zeit organisiert werden konnte.
Mithilfe der Arbeit von Markus Würthen (in der Verwaltung für die Kitas zuständig) und dem Angebot sämtlicher Kitas der Verbandsgemeinde auszuhelfen, etwa bei Mobiliar und Spielzeugen, habe alles geklappt. Auch aus der Bürgerschaft kommen immer wieder Anfragen, was benötigt werde. Für all die Unterstützung dankt Neuhoff von ganzem Herzen. (KathaBe)
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