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Nachricht vom 18.06.2022    

Altenkirchen: "Werkstattgespräch" zum Thema Stadthalle klärt Grundlegendes

Es wird ein langer und beschwerlicher Weg, bis Altenkirchen eine neue (sanierte) "Stadthalle" als zentralen Veranstaltungsort vorweisen kann. Nach dem Aus für die alte "gute Stube" - vor allem wegen einer Asbestbelastung in der Lüftungsanlage - kamen bisherige Nutzer der Räumlichkeiten zu einem „Werkstattgespräch“ zusammen, um Grundlegendes zu eruieren.

Die Stadthalle in Altenkirchen ist derzeit geschlossen, nur das Büro des Stadtbürgermeisters noch geöffnet. (Foto: Archiv vh)

Altenkirchen. Die Schließung der Altenkirchener Stadthalle zum 31. Juli des vergangenen Jahres hat eine gewaltige Zäsur fürs kulturelle Angebot und für Möglichkeiten, das gesellschaftliche Leben zu leben, bedeutet. In erster Linie hatte eine Asbestbelastung in den Klappen der Lüftungsanlage einen Strich durch den Weiterbetrieb in alt bekannter Weise gemacht. Nach vorsichtigen Schätzungen hätte der Besitzer mindestens 800.000 Euro in die Hand nehmen müssen, weil Sanierungen an allen Ecken und Kanten erforderlich gewesen wären. Nach der Schockstarre über das Aus ist die Suche nach einem adäquaten „Ersatz“ angelaufen. In alle Überlegungen muss das Isek, das integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept, einbezogen werden, das als Voraussetzung für Maßnahmen gilt, die im Städtebauförderprogramm „Wachstum und nachhaltige Entwicklung - Nachhaltige Stadt" in den nächsten noch gut acht Jahren umgesetzt werden könnten (das Land zahlt 70, die Stadt 30 Prozent der Investitionsbeträge/die Obergrenze auf die Laufzeit bezogen liegt bei zehn Millionen Euro). Auch darauf wurde bei einem „Werkstattgespräch“, an dem Stadträte, Kulturschaffende und Vereinsvertreter teilnahmen und das von Friedrich Hachenburg und Gerald Pfaff vom Planungsbüro Stadt-Land-plus (Boppard) geleitet wurde, hingewiesen. Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass das Isek nicht unbedingt für reine Neubauten steht und dass sich nach Feststellung aktueller Sanierungskosten ergeben muss, dass sich eine Aufpäppelung kostentechnisch nicht lohnt, wenn eine fuschmoderne Variante billiger ist.

„Was Eigenes erschaffen“
Nach Aussage von Paul-Josef Schmitt, dem Ersten Beigeordneten und derzeitigem und übergangsweise amtierenden Stadtbürgermeister, sei sich die Zusammenkunft einig gewesen, dass „etwas Eigenes erschaffen werden soll mit einer Kapazität von 400 bis zu 800 Personen“. Detailfragen beispielsweise nach Gastronomie oder Bühne seien zunächst gar nicht beantwortet worden. Unter dem Strich soll die Nachfolgerin der Stadthalle „konstant und flexibel“ daherkommen. „Die Notwendigkeit, einen solchen, zentralen Ort zu haben, ist vonnöten. Es wird ganz schön schwierig, denn viele Faktoren sind zu beachten“, ergänzte Schmitt nach dem Treffen mit etwa 40 Interessierten. Die große Runde sei sich auch im Klaren gewesen, dass ein Neubau durchaus erst in acht bis zehn Jahren realisiert werden könne. Sollte ein Gutachten, das nach Isek-Vorgabe erstellt werden muss, um die Möglichkeit einer Sanierung auszuloten, ergeben, dass dieser Weg beschritten werden könne, seien zwei bis vier Jahre einzukalkulieren. Als nächster Schritt werden die Teilnehmer angeschrieben, um anhand eines Fragebogens ihre Vorstellungen und Wünsche für eine Nutzung ankreuzen zu können. Im späten Sommer oder frühen Herbst könnte das Gutachten von einem städtischen Gremium in Auftrag gegeben werden. Weit über diesen Zeitpunkt hinaus müssen sich Kulturschaffende, Vereine oder Firmen, die Veranstaltungen in größerem Rahmen und mit vielen Gästen planen, nach Alternativen umschauen.



Einweihung im April 1984
Die Stadthalle Altenkirchen wurde am 31. Juli 2021 zunächst dauerhaft geschlossen. Damit endete die gut 37 Jahre währende Geschichte der „guten Stube“, die am 14. April 1984 eingeweiht worden war. An gleicher Stelle hatte die erste Version gestanden, die 1924 in Betrieb gegangen war und dem Neubau hatte weichen müssen. Lediglich das Büro des Stadtbürgermeisters in Parterre ist noch so lange geöffnet, bis das neue Domizil im ehemaligen Postgebäude in der Bahnhofstraße hergerichtet ist. Der aktuelle Standort gilt zudem als eher unglücklich wegen fehlender ausreichender (Bus)Parkmöglichkeiten. Finanziell bringt die Schließung eine Einsparung von rund 120.000 Euro im Jahr. Die Defizite, die die Stadthalle verursacht(e), pendeln in zwölf Monaten um rund 150.000 Euro. Im Laufe der Auseinandersetzung mit dem Thema war bereits Anfang des Jahres der Weyerdamm als Standort einer „Nachfolgerin“ ins Blickfeld gerückt, die sich modular unterschiedlichen Veranstaltungsbedürfnissen hätte anpassen sollen. Die Überlegungen kreisten derzeit um ein Grundraumprogramm mit einem Saal und Nebenräumen für bis zu 100 Menschen. Der Baukörper hätte so angeordnet werden sollen, dass der Saal, angepasst an den Platzbedarf einer Veranstaltung, per Zeltkonstruktion hätte erweitert werden können. Noch unter Matthias Gibhardt, der als Stadtbürgermeister zum 31. Mai zurückgetreten war, war eine Liste der Veranstaltungen der zurückliegenden 20 Jahre erstellt worden - mit dem Ergebnis, dass über die Zeit die Nutzung der Stadthalle ähnlich, aber nach und nach reduzierter erfolgt sei. In diesem Zusammenhang hatte er gleichfalls über ein Sanierungskonzept aus dem Jahr 2010 berichtet, für das damals schon 2,5 Millionen Euro veranschlagt worden waren. Die beiden Kinos im Untergeschoss waren bereits Ende Mai 2011 geschlossen worden, Bierstube und Kegelbahnen folgten am 30. Juni 2012. (vh)


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