Unternehmerische Diaspora im Deutschhaus?
Heute konstituiert sich der neue Landtag von Rheinland-Pfalz. Blättert man durch die Liste der 101 Abgeordneten, so fällt eines auf: Der Mittelstand, das viel beschworene Rückgrat der deutschen Wirtschaft, ist denkbar schlecht vertreten.
Mainz. Wenn die 101 neuen Abgeordneten des rheinland-pfälzischen Landtages sich anlässlich der konstituierenden Sitzung dazu entscheiden sollten, einen Arbeitskreis Mittelstand einzurichten, so werden die Teilnehmer es leicht haben, einen geeigneten Sitzungsraum zu finden. Denn offensichtlich haben es die Parteien schwer, Unternehmenslenker, Firmeninhaber, Charakterköpfe aus der Wirtschaft, die auch einmal gegen den Strom schwimmen, für eine Mitarbeit zu begeistern.
Weil Verwaltungsbeamte, Lehrer, Gewerkschaftsvertreter, aber auch manche, die den Sprung von der Uni direkt ins Mainzer Deutschhaus geschafft haben, dominieren, sucht man die Volksvertreter, die den klassischen Mittelstand an Rhein, Mosel, Nahe, Lahn oder Sieg repräsentieren und diese Erfahrung einbringen, mit der Lupe: Da ist beispielsweise Arnold Schmitt aus Riol. Der CDU-Politiker führt die Fotofilialkette Schmitt GmbH in Schweich an der Mittelmosel. Oder seine Parteifreunde Thomas Weiner aus Pimasens, Gründer und Mitgesellschafter der Immobilien-Beraterfirma Grimm & Weiner GmbH, und die Wittlicher Abgeordnete Elfriede Meurer, die als selbstständige Kauffrau ein Grafik- und Designstudio betreibt. Drei Landwirte und ein Winzermeister könnten hinzustoßen, wenn der Arbeitskreis tagt. Verstärkung kommt bestenfalls von einem knappen Dutzend Abgeordneten, die neben dem Mandat freiberuflich tätig sind oder bislang waren: als Rechtsanwälte, Ärzte, Übersetzerinnen, Ingenieure oder - wie die neue Wirtschaftsministerin und Grünen-Frontfrau Eveline Lemke - als Unternehmensberaterin. (as)