Peterslahr: Ehemaliger Eisenbahntunnel wird für Radfahrer und Fußgänger saniert
Mal gerade einen Radweg sanieren, muss nicht unbedingt die Welt kosten. Wölbt sich über ihn noch ein stillgelegter Eisenbahntunnel, der ebenfalls ein Facelifting benötigt, geht es schon recht kräftig ins Geld.
Altenkirchen/Peterslahr. Nicht jeder Radweg kann mit solch einem Highlight aufwarten: Ein alter Eisenbahntunnel ist schon ein markantes Merkmal, wenn Pedaleure zwischen Neustadt und Peterslahr unterwegs sind. Das Gemäuer, das sich seit 2021 in Besitz der Verbandsgemeinde (VG) Altenkirchen-Flammersfeld befindet (Kaufpreis 5000 Euro), ist wahrlich in die Jahre gekommen. Nunmehr soll es umfassend saniert werden. Der Umwelt- und Bauausschuss der VG stellte in seiner Sitzung am frühen Dienstagabend (21. Juni) einstimmig das Signal auf grün. Erwartet werden Kosten in Höhe von 523.700 Euro, die mit bis zu 75 Prozent gefördert werden können, so dass Zuwendungen in Höhe von 392.775 Euro möglich sind. Der Rest verbleibt bei der Kommune (130.925 Euro). „Der Tunnel hat eine besondere touristische Bedeutung, das war in der alten VG Flammersfeld so, und das ist jetzt in der VG Altenkirchen-Flammersfeld so“, sagte Bürgermeister Fred Jüngerich.
Fast kritischen Zustand erreicht
Grundlage für die Instandsetzung ist der Prüfbericht des Ingenieursbüros Eric Schnell (Kausen). Er listet eine Menge an Schäden auf: zum Teil Gesteinsausbrüche und offene Mörtelfugen an beiden Portalen (Gefahr von herabstürzenden Gesteinsmaterials); Ausblühungen in vielen Gewölbebereichen zum Teil mit durchdrückendem Wasser in Verbindung mit Rissbildung (im Winter Gefahr von herabfallenden Eiszapfen); offene und gerissene Fugen am Ziegel-/Natursteinmauerwerk und einzelne Gesteinsausbrüche im Tunnel und am Scheitel; Ausspülungen und Absätze im Tunnel am Geh-/Radwegbelag (Unfall-/Stolpergefahr) und Auskolkungsschäden am Tunnelfußpunkt (resultierend von den Ausspülungen). „Aufgrund der Schäden befindet sich das Bauwerk insgesamt betrachtet an der Schwelle zum kritischen Bauwerkszustand“, hieß es in der Beschlussvorlage, „als vordringliche Maßnahmen werden die Überarbeitung des Gewölbes, die Ertüchtigung der Portale, die dauerhafte Sicherung des Scheitels über dem Geh- und Radweg, die geführte Ableitung des Oberflächenwassers über ein Drainagesystem sowie die Befestigung des Geh- und Radweges angesehen.“
Antrag auf Förderung stellen
Als nächster Schritt wird ein Antrag, so das Gremium ohne Gegenrede, auf Förderung von Investitionen in den Radverkehr durch das Sonderprogramm „Stadt und Land“ gestellt. Es ist Bestandteil des Klimaschutzprogrammes 2030 der Bundesregierung. Über die Förderwürdigkeit entscheidet das Landesministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau. Vom Erwerb des Tunnels und von der Ausarbeitung des Sanierungskonzeptes stehen von zunächst verplanten 25.000 noch 14.000 Euro zur Verfügung, die nunmehr helfen, das Planungshonorar (46.410 Euro) zu finanzieren. Die restlichen 32.500 Euro müssen als überplanmäßige Ausgabe abgerechnet werden. Schließlich wurde Jüngerich ermächtigt, den Auftrag für die weitere Planung und Ausschreibung der Maßnahme sowie Bauleitung zu vergeben. Die Investition wird sich im Doppelhaushalt 2023/24 wiederfinden.
Tunnel seit 2009 beleuchtet
Der Peterslahrer Tunnel, seit Mai 2009 beleuchtet, ist 156 Meter lang, steht nicht unter Denkmalschutz und war Teil der Bahnlinie zwischen Linz und Flammersfeld/Altenkirchen, die am 1. Oktober 1912 in Betrieb gegangen war (Eröffnungszug mit 150 geladenen Gästen von Altenkirchen nach Linz am 30. September 1912). Im Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Brücken im Verlauf der eingleisigen Strecke gesprengt, ein erstes Teilstück zwischen Linz und Vettelschoß im Juli 1945 wieder in Betrieb genommen. Bis Flammersfeld aber verkehrte aufgrund fehlenden Geldes für die Reparatur kein Zug mehr. 1957 wurden die Schienen zwischen Mettelshahn (heutiger Ortsteil von Neustadt) und Flammersfeld demontiert. Die Trasse ist nach wie vor zwischen Peterslahr und Neustadt an einigen Stellen noch zu erkennen. Der Tunnel ist auch Teil des Westerwaldsteigs und des Wied-Weges.
Estrich für neuen Kindergarten
Einstimmig übertrug die Zusammenkunft die Estricharbeiten in der neuen Kindestagesstätte in Güllesheim an die Firma Michael Leidig Estrichbau (Kastellaun), die 30.675 Euro in Rechnung stellen wird. Das teuerste Angebot lag bei 59.518 Euro. Die Kostenschätzung war mit 14.117 Euro ermittelt worden. Die große Differenz beruht auf diversen Ergänzungen im Leistungsverzeichnis. Dass immer ausreichend Strom (vor allem für den Kran) an der Baustelle des neuen Hallenbades in Altenkirchen zur Verfügung steht, dafür sorgt die Firma BM Baulogistik + Service GmbH (Telgte) und kassiert 41.151 Euro. Ebenfalls ohne Einwände verabschiedet, muss jedoch noch der Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss jeweils sein Okay für diese Vergaben „nachschieben“: Planungsleistungen für die Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplanes an die Firma gutschker & dongus GmbH (Odernheim am Glan) für 299.988 Euro und Trockenbauarbeiten im Neubau der Kindertagesstätte Güllesheim für 109.267 Euro an die Firma Münch GmbH (Ruppichteroth-Hambuchen). Schließlich ist noch der VG-Rat als final entscheidendes Gremium gefragt, seine Zustimmung zu erteilen, so dass Jüngerich ermächtigt wird, Nachtragsaufträge bis zu einer Auftragssumme in Höhe von 100.000 Euro (laut Hauptsatzung normalerweise „nur“ bis 35.000 Euro) für den Bau des neuen Hallenbades auf der Glockenspitze zu vergeben. Der Weg durch die Ausschüsse wird somit gestrichen, in erster Linie, um den „Baustellenfluss nicht zu unterbrechen“. (vh)
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