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Nachricht vom 23.06.2022    

Abfallwirtschaftsbetrieb im Kreis: Gebührenerhöhung vom nächsten Jahr an unumgänglich

Da musste einmal kräftig geschluckt werden: Die Oberflächenabdichtung der Mülldeponie Nauroth, die gesetzlich vorgeschrieben ist, kostet 36 Prozent mehr als die Schätzung angenommen hatte. Aus 10.156.602 werden 13.798.254 Euro (netto) – mit Folgen: Die Gebühren werden in den nächsten Jahren erneut zulegen.

Unter dem Hügel befindet sich der Abfall, der in Jahren zwischen 1973 und 2002 im Landkreis Altenkirchen zusammengetragen wurde. (Foto: Archiv vh)

Altenkirchen. Das Jahresergebnis 2021 des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB) für den Kreis Altenkirchen liest sich eigentlich ziemlich gut. Es weist ein Plus von 1.822.806 Euro aus, ehe eine unerwartet hohe Komponente das Ganze vor dem Hintergrund des großen und gesetzlich vorgeschriebenen Projektes „Oberflächenabdichtung der Deponie Nauroth“ ganz und gar vermiest. Der Zuführungsbedarf zur Rückstellung in Höhe von 7.451.505 Euro, die ebenfalls für die zurückliegenden zwölf Monate bilanziert wurden, lassen das Resultat mit 5.651.780 Euro kräftig ins Minus rutschen. Die Konsequenz: „Die Gebühren müssen in 2024 angehoben werden“, verdeutlichten (dritter) Kreisbeigeordneter Gerd Dittmann, der für die Abfallwirtschaft im AK-Land zuständig ist, und Werner Schumacher als Werkleiter des AWB am Donnerstagnachmittag (23. Juni) während eines Gespräches, wurden in Sachen Umfang aber nicht konkret. „Wir könnten die Mehrkosten auf ein Jahr und auf einen Block beschränken“, ergänzte Dittmann, „machen das aber nicht und strecken die Steigerung auf mehrere Jahre, wobei der Endpunkt des Zeitraums für ein solches Plus noch geklärt werden muss. Die Angaben dazu sind derzeit verschwommen. Wir versuchen natürlich, die Bürger so minimal wie möglich zu belasten. Der Gebührenzahler darf nicht überlastet werden.“ In aller Deutlichkeit betonte Dittmann zum wiederholten Mal, dass der Verlust des angelegten Geldes bei der in die Insolvenz gegangenen Bremer Greensill-Bank in Höhe von 3,6 Millionen Euro „kein gebührentechnisch relevantes Thema ist“. Über allem stehe: Der AWB sei liquide, die Aufnahme von Krediten nicht geplant.

Baustelle ist eingerichtet
Das Fitmachen der Deponie für die geforderten nächsten 30 Jahre (die Zeitzählung beginnt mit dem Abschluss der Maßnahme) ist bereits gestartet, die Baustelle eingerichtet. Die Männer der Firma Strabag AG aus Düsseldorf, die den Auftrag gegen drei weitere Bewerber erhielt, haben ihr Werk begonnen, das laut Plan am 30. November 2025 abgeschlossen sein soll. Die Kosten klettern von geschätzten 10.156.602 auf 13.798.254 Euro (netto/Festpreis) – ein Plus von 36 Prozent! Die Lagerstätte in Nauroth hat ein Grundmaß von rund 140.000 Quadratmetern. Zunächst werden mineralische Abfälle (ganz schwach belasteter Bauschutt) auf den Deponiekörper aufgebracht. Dazu sind 650.000 Tonnen erforderlich. Mit ihnen wird das Gelände modelliert. Weitere Schichten (unter anderem Feinsplitt und Vlies) folgen, ehe eine Kunststofffolie eingebaut wird. Ein Drainagesystem und eine Schicht Mutterboden ergänzen den abschließenden Aufbau, der eine Kompletthöhe von zweieinhalb Metern aufweisen wird. „Die Folie muss mindestens 100 Jahre halten“, erläuterte Schumacher und ergänzte: „Eine niedrige Bepflanzung ist vorgesehen ebenso wie die Installation einer Fotovoltaikanlage.“ Erst auf Antrag kann der AWB aus der Nachsorgepflicht entlassen werden. Aufgrund der zu erwarteten deutlichen Steigerung der Kosten „haben wir überlegt, die Ausschreibung zurückzuziehen, um sie später noch einmal zu platzieren“, berichtete Schumacher, von diesem Weg sei ihnen aber abgeraten worden – selbst von unterlegenen Mitbewerbern der Firma Strabag.



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Ehemalige Klebsandgrube
Die ehemalige Hausmülldeponie in Nauroth, in einer ehemaligen Klebsandgrube angelegt und somit nach unten per natürlicher, mineralischer und tonartiger Dichtung geschützt, hat ein Verfüllvolumen von 2,1 Millionen Kubikmetern, so wird auf der Homepage des AWB dargestellt, und diente dem Landkreis Altenkirchen von 1973 bis 2002 als Ablagerungsstätte für die Abfälle aus Haushalten und Gewerbe. Seit dem 1. November 2002 befindet sie sich in der sogenannten Stilllegungsphase. Für die Nachsorge wurden aus Abfallgebühren Rückstellungen gebildet, die sowohl die notwendigen Investitionen wie auch die laufenden Betriebskosten abdecken. Zur Optimierung insbesondere des Entgasungsverhaltens des Deponiekörpers und zur Kontrolle der Auswirkung des Bewuchses auf das Sickerwasseraufkommen (Schumacher: „Der Behandlungsaufwand ist inzwischen gering“) wurden Gasbrunnen gebohrt und Sickerwassermesseinrichtungen in den Einlaufbauwerken installiert. Nach Vorbehandlung wird das Abwasser über eine circa elf Kilometer lange Druckrohrleitung zu einem Übergabeschacht nach Elben gepumpt. Von dort fließt es gemeinsam mit häuslichem Abwasser in einem Verbindungssammler mit Ziel Kläranlage Wallmenroth (Muhlau). Aufgrund von natürlichen biologischen Abbauprozessen entstehen aus dem organischen Anteil des deponierten Haus- und Gewerbeabfalls Gase. Früher konnten diese ungehindert über die Oberfläche entweichen, sich mit der Luft ausbreiten und die Umgebung mit unangenehmen Gerüchen belasten. Vor allem bei fallendem Luftdruck „atmete" die Deponie aus, was dann auch regelmäßig über weite Entfernungen zu riechen war. Eine noch betriebene Schwachgasbehandlungsanlage könnte in acht bis zehn Jahren überflüssig werden, wie Schumacher darstellte. „Unser Ziel ist es, kein Sickerwasser und kein Gas mehr zu haben. Beides geht immer mehr zurück.“ Ein Teil des für den Betrieb der Anlagen benötigten Stroms wird aus Fotovoltaik-Kollektoren gewonnen, die es auf eine Gesamtleistung von 135 Kilowattpeak bringen. (vh)


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