Westerwaldbahn: Entscheidung über Zukunft der Stammstrecke soll fallen
Wie sieht die Zukunft der stillgelegten und entwidmeten Eisenbahnstrecke zwischen Steinebach-Bindweide und dem Endpunkt in Weitefeld aus? Die Eigentümerin des Abschnittes, die kreiseigene Westerwaldbahn, muss auf eine Entscheidung der politischen Gremien warten.
Kreis Altenkirchen. Längst rollen keine Güter- geschweige denn Personenzüge mehr über die Eisenbahnstrecke zwischen Steinebach-Bindweide, dem Sitz des Betriebshofs der Westerwaldbahn (Weba), die sich im Eigentum des Kreises Altenkirchen befindet, und dem Endpunkt in Weitefeld. Der Transport von Material wurde am 31. Juli 2017 eingestellt, der rund sechs Kilometer lange Abschnitt vom Landesbetrieb Mobilität entwidmet, ein Bahnübergang bei Elkenroth zudem des Gleisbettes „beraubt“ und höhengleich an die querende und sanierte Landstraße angepasst. Vorausgegangen war vor dem faktischen Aus der Absprung des einzig noch verbliebenen Kunden, der auch künftig kein Interesse mehr an einem Bahnanschluss habe, wie Tobias Gerhardus, Erster Kreisbeigeordneter, in dessen Geschäftsbereich die Weba fällt, am Donnerstagvormittag (7. Juni) darstellte.
Verlängerung bis Langenbach?
Dennoch: Seit vielen Monaten wurde und wird - auch in der Gesellschafterversammlung des Unternehmens - die Zukunft des Schienenstrangs auf der Grundlage einer Analyse von „Railistics“ (Bahnberatung und Ingenieurdienstleistungen) aus Wiesbaden erörtert. Da steht zum einen der Wunsch einer Firma aus Langenbach (bei Kirburg/Westerwaldkreis), die Weba-Strecke zwischen Scheuerfeld (Abzweig Siegstrecke) und Weitefeld für den Transport von Holz (Pelletproduktion) zu nutzen, gegebenenfalls sogar bis zum Firmengelände zu verlängern. Das sind rund zwei Kilometer (Luftlinie). Eine Testfahrt mit Equipment der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein (eine Lok und vier Waggons) bis zur Rosenheimer Lay, nur wenige Hundert Meter von der Bindweide entfernt gelegen, verlief vielversprechend. Widerstand gegen diese Idee scheint sich nicht zu formieren. Das Gutachten mit der Prüfung der Nutzungsvarianten (Kosten rund 4500 Euro), so Weba-Geschäftsführer Oliver Schrei, rate jedoch dringend davon ab, „als Weba selbst in den Güterverkehr einzusteigen. Die Risiken sollten beim Nutzer der Strecke liegen“. Das Unternehmen verfügt laut Stefan Pung, Betriebsleiter Infrastruktur der Weba, derzeit sowieso über keine Lokomotiven und lediglich noch über zwei Waggons. Darüber hinaus kalkulierten Gerhardus und Schrei gleichlautend die Kosten für die Wiederinbetriebnahme des Abschnittes auf „sieben bis acht Millionen Euro“. Darin enthalten sei die technisch geforderte Aufrüstung für mindestens drei Bahnübergänge mit Schranken- und Blinklichtanlagen. Wie lange erforderliche Genehmigungsverfahren grundsätzlich überhaupt dauern, vermochte niemand zu sagen. Die Weba hatte bekanntlich Ende des Jahres 2017 laut politischem Willen den Güterverkehr auf der damals noch hauseigenen Holzbachtalstrecke zwischen Altenkirchen und Selters eingestellt, auf der in erster Linie die Anlieferung der Stahlcoils für die Firma Schütz in Selters erfolgt war. Die Route ging wenig später in den Besitz der Lappwaldbahn (Weferlingen/Sachsen-Anhalt) über, die den Abschnitt sanierte, so dass Schütz weiterhin angedient werden kann. Rund 230.000 Tonnen Fracht wurden pro Jahr von der Weba transportiert.
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Rad- und Fußweg auf Trasse bauen
Als zweiten Aspekt beschäftigt die Weba-Führung das offiziell bekundete Vorhaben der Ortsgemeinde Elkenroth am Erwerb des Streckenabschnittes, der in ihrer Gemarkung liegt, um einen Fuß- und Radweg auf der Trasse zu bauen. „Der Ortsgemeinderat hat eine Vorkaufssatzung erlassen“, erklärte Gerhardus den Stand der Dinge. Inzwischen habe auch die Ortsgemeinde Weitefeld eine Interessenbekundung, die in dieselbe Richtung zielt, abgegeben, „aber nicht mehr“. Sollte die Weba zum Entschluss kommen, die komplette Strecke zu verkaufen, müssten rund 87.000 Quadratmeter (inklusive Nebenflächen) abgegeben werden, wovon 62.000 in der Gemarkung Elkenroth und 20.000 in der Gemarkung Weitefeld liegen. 5000 blieben im Besitz der Weba, die diesen Rest unter Umständen versuchen würde, ebenfalls abzustoßen.
Investition in Betriebssicherheit
Wie nun die Zukunft der „Stammstrecke“ der Weba sich ergeben wird, ist Sache der politischen Kreisgremien in den kommenden Monaten. Vielleicht gelingt bereits ein Beschluss in der nächsten Kreistagssitzung am 26. September. Parallel ist das Unternehmen gefordert, in den Abschnitt zwischen Scheuerfeld und Bindweide zu investieren, auf der derzeit in erster Linie die Triebwagen der Daadetalbahn fahren, um Werkstatt, Tankstelle und Waschstraße zu erreichen. In die Betriebssicherheit müssten wohl, so Schrei, „zwischen zwei und drei Millionen Euro“ gesteckt werden. Fördermittel könnten aus verschiedenen Töpfen bis zu einer Höhe von maximal 85 Prozent fließen. Der Pelletproduzent aus Langenbach, so hieß es in der Runde, wolle ein bis zwei Züge pro Woche einsetzen, um das Rohmaterial heranschaffen zu lassen, da der Vorrat an entsprechendem Holz in der Region sich weiter verringere. „Ein Zug hat 20 Waggons“, erläuterte Pung, aber dank der Steigung aus dem Siegtal hinauf in den Westerwald könnten wohl nur vier Waggons pro Fahrt die Reise antreten. Bei Nässe wären es womöglich weniger. Die Geschichte der Weba-Strecke reicht bis zur Eröffnung im Jahr 1913 zurück, der Schienenstrang diente zuallererst und vorrangig dem Transport von Erzen bis ins Jahr 1931. Vor und im Zweiten Weltkrieg wurde er sogar über Friedewald und Emmerzhausen hinaus bis zum Flughafen auf der Lipper Höhe geführt, der Verkehr aber schon bald wieder eingestellt. (vh)
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