Kirchen: "Fahrende Gesellen" dominieren Deutsches Lochspiel in neuer Klickerarena
Wenn erwachsene Menschen mit Glasmurmeln spielen und sich wie Kinder freuen, dann kann der 1. Kirchener Klickerverein nicht weit sein: Seit 50 Jahren wird geklickert, aber auch der karitative Gedanke ganz hochgehalten. Nun wurde mit dem Turnier der Ortsvereine die neugestaltete Klickerarena eingeweiht.
Kirchen. Vom vereinseigenen Kirmesfeld des 1. Kirchener Klickervereins (KKV) hat man im Schatten der mächtigen Bäume einen guten Blick über das Dorf, bis auf den Grindel und zur Freusburg. Dafür dürfte am Wochenende aber kaum jemand aus den 16 Kirchener Ortsvereinen, die dort angetreten waren, einen Blick gehabt haben. Das wesentliche Augenmerk galt dem Klickerspiel, das andere der Anlage, auf der gespielt wurde.
Denn diese hatten die Mitglieder des 1972 gegründeten 1. Kirchener Klickervereins in den vergangenen Monaten auf links gedreht. Aus einem guten Grund: Die in die Jahre gekommenen drei Sandbahnen sollen am Samstag, 16. Juli, Schauplatz für die Deutsche Meisterschaft im Deutschen Lochspiel sein. Anlässlich des 50-Jährigen des sozial sehr stark engagierten KKV erwartet man die Klickervereine aus der Bundesrepublik. Und alle fünf Jahre lädt der KKV die Ortsvereine ein, um beim Turnier der Vereine den Besten unter sich zu ermitteln.
Nachdem bereits probeweise die Vereinsmeisterschaft auf dem Platz ausgetragen worden war, stand nun die Taufe der neuen Anlage an. Und das kann man getrost sagen: Jede Schaufel Erde, die bewegt wurde, jede Schraube, die kräftig angezogen wurde, und jede andere handwerkliche Arbeit, die in hunderten Stunden Eigenleistung erbracht wurde: Alles hat am Ende sich gelohnt. Der Winter war noch die vorherrschende Jahreszeit, als die KKV-Helfer bereits ganze Wochenenden ihre Zeit auf dem Kirmesfeld verbrachten. Statt Klicker zu spielen, wurde das Werkzeug bis hin zu schweren Maschinen wie Bodenverdichter und Minibagger eingesetzt.
Es musste etwas getan werden. Die Bahnen waren in die Jahre gekommen. Die Drainage funktionierte nicht mehr wie gewünscht. Der Tiefbau stellte nur einen Teil der Arbeiten dar, auch der "Hochbau" kam zum Tragen. Denn ein wesentliches Augenmerk lag darauf, eine Tribüne zu montieren. Das wurde genauso solide umgesetzt, wie der Traditionsverein seit 50 Jahren jedes Jahr im fünfstelligen Bereich Spendengelder für Vereine und Institutionen locker macht, um so Menschen in schwierigen Situationen helfen zu können. Dafür werden nicht nur die Mitgliedsbeiträge komplett aufgebracht, sondern auch jede andere Einnahme, ob die vom Skatturnier oder der Erlös der Riesentombola, die jährlich ein wichtiges Standbein für das soziale wirken des KKV ist.
Zurück zum Vereinsplatz: Jedes Wochenende war eine Truppe auf dem Platz im Einsatz. Drainagen erneuern, neue Randsteine bodengleich setzen - die alten standen hoch - und schlussendlich die Tribüne auf ihre Fundamente bringen. Was hier zusammengefasst ist, das war eine harte Maloche über einen langen Zeitraum. Es wurde ein Schiedsrichterhäuschen aufgestellt und ein Blumenbeet angelegt und mit Stauden bepflanzt. Viel Eigenleistungen wurde aufgebracht. Und wie viel Schweiß geflossen ist, das ließ sich am Samstag, dem 9. Juli, nur erahnen. Was dabei entstanden ist, das lädt zum Staunen ein. Eine schmucke Sportanlage, die pünktlich zum Turnier der Ortsvereine bereitstand, damit erwachsene Frauen und Männer bei dem alten Kinderspiel Klickern den Besten unter sich ermitteln konnten.
Dank an alle, die neue Klickerarena ermöglichten
Auch wenn alle schon voller Elan auf die ersten Spiele warteten, so war doch eine kleine Eröffnung der neu gestalteten Anlage angemessen. Die viel aber schlicht und kurz aus, ganz wie man es von Vorsitzendem Gerhard Schmidt und seinem KKV gewohnt ist. Schmidt, der seit 1972 an der Vereinsspitze steht, begrüßte und erwähnte drei Mitglieder besonders: Ralf Schaumann, Bernd Kipping und Bernd Schneider. "Die Drei waren bei der Neugestaltung unglaublich aktiv", erkannte Schmidt an. Es sei auch schon alles finanziert, unterstrich der Vorsitzende. Der KKV-Chef dankte der Stadt Kirchen, die das Vorhaben unterstützt hatte. "Wir sind fertig, und wir sind stolz auf unser Tun", sagte der stellvertretende Vorsitzende Bernd Schneider. Er erinnerte, dass die Ortsvereine die Anlage bereits kennengelernt und bespielt hatten. Zwei Wochen vor dem Turnier der Ortsvereine waren die Spieler zum täglichen Training eingeladen.
Über die Vereinsförderung hatte die Stadt einen Festbetrag als Baukostenzuschuss gewährt. In seinem kurzen Grußwort gratulierte Kirchens Bürgermeister Andreas Hundhausen zu der neuen Anlage. "Der Klickerverein ist nicht irgendein Verein", sagte der Bürgermeister. Der Jubelverein übernehme eine wichtige Aufgabe. Und zwar indem der KKV finanzielle Mittel sammelt und spendet, sagte Hundhausen und schälte als Kern das soziale und karitative Engagement heraus. Es sei "grandios", erkannte er an, wie in den vergangenen 50 Jahren Geld zusammengebracht worden sei, "für Menschen, die es nicht so gut haben". Es ist anzunehmen, dass das alles sicher noch gewürdigt werden wird, wenn der KKV am Samstag, dem 17. September, im Bürgerhaus Freusburg sein 50-jähriges Bestehen feiern wird.
Im Übrigen wurden von den 104 Sitzplätzen der Tribüne bereits 66 verkauft, um das Vorhaben mitzufinanzieren, wie Kassierer Bernd Kipping berichtete. Auf einem Teil der Tribüne hatte der Titelverteidiger Platz genommen. Damals noch als Musikverein Kirchen Turniersieger geworden, spielte das Stadtorchester bei der kleinen Feier unter der Leitung von Günter Köhler, der im Übrigen neuer Vereinsmeister ist. Dann wurde das gemacht, wofür sich die KKV-Mitglieder seit Monaten krumm gemacht hatten: Es wurde geklickert. Mit 16 Vereinen war die Starterliste gut ausgefüllt, und einige Vereine waren mit zwei Mannschaften angetreten. Die Feuertaufe hat die Tribüne dabei bestanden. Von den Plätzen aus haben die Besucher einen guten Überblick auf die drei Sandbahnen. Es wurde mitgefiebert. Beim Deutschen Lochspiel geht es darum, Klicker zu "ditschen" oder in einem Loch in der Sandbahn zu versenken. Es spielen immer zwei Team auf einer Bahn gegeneinander, wobei bei jeder Runde jeweils zwei Mitspieler sich messen, bis alle durch sind.
Regen unterbrach erste Vorrunde
Im Wind wehten munter die Klickervereins-Fahne über dem Geschehen. Der Wind schob auch die eine oder andere leicht bleigraue Wolke über dem Kirmesfeld vorbei. Bis zum späten Nachmittag. Es regnete dann kräftig. Eine Dreiviertelstunde. Schließlich war der Regen vorbei, und nach einer gewissen Wartezeit wurden die letzten Partien der ersten Vorrunde noch gespielt. Die Drainage hatte sozusagen ihre Wassertaufe bestanden. Auch die zweite Vorrunde wurde am Samstag noch komplett ausgespielt. Der KKV kümmerte sich auch um das leibliche Wohl seiner Gäste - unter anderem mit der leckeren Klickerpfanne.
Am Sonntagmorgen standen die Endspiele an. Das Spiel um Platz Drei regelte der Freizeit- und Sportverein (FSV) unter sich. Mit einem 7:5 brachte FSV II gegen FSV I den dritten Platz in trockene Tücher.
Danach waren alle Augen auf das Finale gerichtet: Der Wandersportverein "Fahrende Gesellen" und der Titelverteidiger, das Stadtorchester Kirchen, hatten jeweils das Ticket für das alles entscheidende Spiel gelöst. Die Spannung war groß. Schließlich waren es die Fahrenden Gesellen, die sich über den Turniersieg freuen konnten. "Nach einem Stechen haben sich die Fahrenden Gesellen unter zwei gleichwertigen Mannschaften behauptet", sagte KKV-Vorsitzender bei der Siegerehrung. Diese fiel in einem kleinen Rahmen aus. Die eigentliche Pokalübergabe wird es bei der Jubiläumsfeier im September in Freusburg geben. Die ersten drei Mannschaften ging nicht mit leeren Händen nach Hause. Für die Spieler gab es einen Stupi, für die Spielerinnen einen Picolo. Die Preise überreichten Annette Strehlow und Bernd Schneider.
Die Deutsche Meisterschaft im Deutschen Lochspiel beginnt am Samstag, 16. Juli, um 9 Uhr in der Klickerarena auf dem Kirmesfeld in Kirchen. (tt)
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