Freiheit ist nichts für Feiglinge: Kazem Al Bayatis Buchvorstellung am 4. August
Aufgewachsen im kurdisch dominierten Nordirak, als Jugendlicher unter großen Strapazen über die Türkei, Griechenland, Italien und Frankreich bis nach Deutschland geflüchtet, in Mengerskichen heimisch geworden, geheiratet und ein Unternehmen aufgebaut. Das Leben des heute 47-jährigen Kazem Al Bayati ist wahrlich spannend und ereignisreich verlaufen.
Westernohe. Und weil es einen so interessanten Verlauf genommen hat, hat er sich auch entschieden seine Lebensgeschichte in Buchform vorzulegen. Sein Freund Herbert Schuld (Mengerskirchen) fungierte dabei als Autor. „Freiheit ist nichts für Feiglinge – von Kurdistan nach Deutschland“ ist im Schrift:gut Verlag (Westernohe) erschienen und wird am 4. August, 18:30 Uhr im Schloss in Mengerskirchen der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das Buch zeigt in beeindruckender Weise unter welch widrigen Umständen Kazem im Kurdengebiet des nördlichen Irak aufwuchs. Patriarchale Moralvorstellungen, religiöser Fanatismus, Armut, Arbeitslosigkeit und eine archaisch anmutende Gesellschaftsordnung prägen Kindheit und Jugend. Dazu ein Krieg und ein Völkermord, mit dem Saddam Hussein sein eigenes Volk heimsucht. Sein Vater ein gefühlloser und einfacher Mann, seine Mutter, die um Haushaltsgeld betteln muss, ein Bruder als Kämpfer im Untergrund und Schwestern, die mit 13 Jahren verheiratet werden: das ist der Irak am Ende des 20. Jahrhunderts. Kazem Al Bayati will fort. Er will sich nicht in ein Leben pressen lassen, das aus religiösem Wahn, dumpfer Einfallslosigkeit und Ausharren am Existenzminimum besteht.
Kazem wagt die Flucht. Ein riskantes Unternehmen. Ausgeliefert den Schleusern, hilflos gegenüber einer fremden Staatsmacht und eine ständige Angst des Scheiterns prägten seine Flucht. Dazu gesellten sich körperliche Belastungen über die Schmerzgrenze hinweg und Sprachprobleme. Doch er schafft es nach Frankreich und von dort nach Deutschland. Er landet zunächst in Köln. Das versprochene Paradies im Herzen Europas hatte er sich anders vorgestellt. Schnell muss er erkennen, dass es für Flüchtlinge ein hartes Los ist. Kazem muss hart arbeiten und das anfangs für einen Hungerlohn. In Köln lernte er seine spätere Frau kennen, mit der er sich dann in deren Heimatdorf Mengerskirchen eine Existenz aufbaut. Er arbeitete als Maler und wagte dann den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute führt er ein florierendes Unternehmen.
Kazem Al Bayati ist sich bewusst, dass er von vielen als der „Vorzeigeflüchtling“ angesehen wird. Aber er verkennt nicht die andere Seite der Medaille: „Man muss das auch wollen. Man muss sich auf die deutsche Gesellschaft einlassen, muss die Freiheit schätzen lernen und mit ihr verantwortungsvoll umgehen. Man kann nicht im Westerwald nach kurdischen Regeln leben wollen. Das geht nicht“. An diesen falschen Erwartungen scheitern viele. Er hat einen Masterplan vorgelegt, an dem sich Flüchtlinge orientieren können: Freiheit ist nichts für Feiglinge – und Feiglinge sind keine Freunde des Neuen. Wer Näheres erfahren will, der ist am 4. August in Mengerskirchen herzlich willkommen zu einer Lesung mit Kazem Al Bayati und Autor Herbert Schuld. Die Teilnahme ist kostenfrei. Abschließend wird zu einem kleinen Imbiss mit Getränken eingeladen. (PM)
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