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Nachricht vom 27.05.2011    

Reiner Meutsch: Bildung ist ein Grundstein für Demokratie

Rund 350 Gäste beim Empfang der Wirtschaft im Landkreis Altenkirchen ließen sich vom Vortrag des Stiftungsgründers "Fly & Help", Reiner Meutsch, bis auf den letzten Satz fesseln und sparten nicht mit Applaus am Ende. "Bildung in Entwicklungsländern - Basis für ein selbstbestimmtes Leben und wirtschaftlichen Erfolg" - der Titel des Vortragsthemas. Meutsch zeigte auf, das Bildung mehr ist und allen Menschen zugänglich gemacht werden muss. Er appellierte an die Verantwortung der Industrienationen.

Reiner Meutsch, Gründer der Stiftung "Fly & Help" hielt einen interessanten Vortrag beim Empfang der Wirtschaft. Er mahnte die Verantwortung der Industrienationen für die ärmsten Regionen der Erde an. Fotos: Helga Wienand

Altenkirchen. Der diesjährige Empfang der Wirtschaft im Landkreis Altenkirchen fand in der Möbelwerkstätte von Gert Schumann in Altenkirchen statt. Und in das Ambiente der Werkstatt mit dem feinen Geruch von Holz und Leim passte ohne Zweifel das Thema des Abends "Bildung in Entwicklungsländern". Mit Gastredner Reiner Meutsch, der die Stiftung "Fly & Help" gründete und seit mehr als einem Jahr Schulen in den unterentwickelten und ärmsten Regionen dieser Welt baut, bekam das Wort Bildung in seiner Gesamtheit einen anderen Blickwinkel.
Meutsch, der zu einem der erfolgreichsten Westerwälder Unternehmer zählt, ließ in seinem fesselnden Vortrag nicht eine Sekunde Langeweile aufkommen. Der "Kroppacher Jung"“ (O-Ton Meutsch), Sohn eines Busunternehmers, wollte immer schon etwas anderes als in vorgefertigte Fußstapfen treten. Zum Einstieg skizzierte Meutsch humorvoll seinen Werdegang, der ihn auch mal kurzfristig in die Beamtenlaufbahn schnuppern ließ. Mit der Gründung von "Berge & Meer", dem Reiseunternehmen für Direktbucher, hatte er eine Marktlücke entdeckt und wurde Marktführer. Meutsch verkaufte und schilderte recht anschaulich die Verhandlungen mit Theo Albrecht (Aldi) und dem Erfolg, den er Westerwälder Tugenden zuschreibt.
Fliegen wollte Meutsch schon immer, den Traum erfüllte er sich mit 47 Jahren. Er machte den Flugschein. "Aus einer Vision wollte ich eine Mission machen", sagte Meutsch und nahm die Zuhörer mit auf die Reise im Flugzeug um die Welt. Spannend berichtete Meutsch von dieser Reise, von den Erlebnissen in den unterschiedlichsten Regionen dieser Erde. Im Jemen, auf dem Flughafen in Sanaa, saßen Meutsch und sein Begleiter fest. Das Internet funktionierte, und so sendete Meutsch in einem Chat einen Aufruf. Und dann ging es blitzschnell. Eine junge Westerwälderin im Entwicklungsdienst in Sanaa tätig, half. Nur ein Beispiel aus der Reise umd die Welt. Die Reiseschilderungen - einfach spannend und unterhaltsam.
Nun stand aber ja nicht der Spaß und das Abenteuer des Globetrotters im Vordergrund, sondern die Stiftung Fly & Help. Die erste Schule wurde in Ruanda gebaut, für 30.000 Euro inklusive Schulgeld für die 120 Kinder. Meutsch schilderte Projekte, in denen sich die Stiftung engagiert. So auch in Indien, wo der untersten Kaste im Gesellschaftssystem der Zugang zu den staatlichen Schulen verwehrt ist. In Brasilien, in den Favelas setzte er ein Zeichen und regte die Hilfe zur Selbsthilfe an. Er gab ein Fernsehinterview, das die Politik des Landes aufrüttelte.
Afrika - für die Wirtschaftsbosse dieser Welt ist dieser Kontinent nur für die Ausbeutung der Bodenschätze interessant, ansonsten ist Afrika eher der "vergessene" Kontinent, insbesondere Schwarzafrika. Afrika braucht den Zugang zu Bildung und Ausbildung, und die Industrienationen müssen dabei helfen. Daran ließ Meutsch keinen Zweifel. "Bildung ist der Grundstein für Demokratie, nicht nur die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben in Würde und für wirtschaftlichen Erfolg", so Meutsch. "In diesem Jahr wollen wir noch neun Schulen bauen", ließ Meutsch die Zuhörer wissen. Er sammelt Spenden, das Buch wird verkauft, mit 1000 Geschichten und vielen wunderschönen Fotos.
"Ich habe auf meiner Reise auch gelernt, dem Wert des Geldes einen anderen Sinn zu geben", sagte Meutsch mit Überzeugung.
Reiner Meutsch erhielt für den packenden Vortrag viel Applaus, durchaus verdient.
Veranstalter des diesjährigen Empfangs des Wirtschaft waren die IHK Geschäftsstelle Altenkirchen, die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft des Kreises, die Wirtschaftsjunioren Sieg-Westerwald, die Innungen der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald und der Aktionskreis Altenkirchen.
Gastgeber Gert Schumann begrüßte zu Beginn rund 350 Gäste und stellte das Unternehmen mit seiner langen Geschichte vor. Im Jahr 1990 mit sieben Mitarbeitern im Herzen der Stadt gelegen, bekam die Möbelwerkstatt das Angebot, im Rahmen der angedachten Stadtsanierung auszusiedeln. Schumann schilderte mit einer Prise Humor, wie viel Arbeit und Engagement im Unternehmen nötig waren, um dieses Angebot umzusetzen. Das Unternehmen wuchs kontinuierlich und neue Geschäftsfelder kamen hinzu. Heute arbeitet das Unternehmen (Schumann Möbelwerkstätte GmbH und Schumann Projekt GmbH) international und hat rund 50 Monteure weltweit im Einsatz. Vom privaten Kunden bis zu weltweit tätigen Banken reicht der Kundenstamm des Altenkirchener Unternehmens. In Altenkirchen sind 50 Mitarbeiter beschäftigt, etwa 20 Freiberufler unterschiedlicher Sparten arbeiten für Schumann. "20 Millionen Euro Jahresumsatz sind Garant für eine gute Zukunft", sagte Schumann.
Im Grußwort für die Veranstalter sprach Oliver Gromnitza, Sprecher der Wirtschaftsjunioren, und er zeichnete ein überwiegend positives Bild der wirtschaftlichen Situation in der Region. Bildung sei der Schlüssel zum Erfolg in jedem Bereich, führte Gromnitza aus.
Der Aktionskreis Altenkirchen, der örtliche Partner für den Empfang, will die Region vor Ort stärken und die Kaufkraft vor Ort binden. Der Vorsitzende des Aktionskreises, Guido Franz, stellte die 1981 gegründete Werbegemeinschaft vor, die heute neben den klassischen Händlern Dienstleister und die unterschiedlichsten Unternehmen zu ihren Mitgliedern zählt. Franz zeigte die Veranstaltungen auf, die der Aktionskreis jährlich durchführt und warb für eine starke Gemeinschaft.
Die Moderation der Veranstaltung hatte Lore Mertens, bekannt durch die SWR 4-Sendungen. Sie führte durch das Programm, das mit dem Schlusswort von Kreishandwerksmeister Hans Peter Vierschilling den offiziellen Teil beendete. Vierschilling betonte im Schlusswort die Bedeutung des Empfangs der Wirtschaft, der nicht nur interessante Themen zur Sprache bringe, sondern auch dem gegenseitigen Austausch und der Kontaktpflege diene.
In der Werkstatt sorgte ein Ensemble der Kreismusikschule für Unterhaltung, Getränke und ein Imbiss ließen die Gäste verweilen und zu Gesprächen zusammenfinden. (hw)


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