Kleine Eulen im Waldrevier
Alter Baumbestand mit lichten Bereichen dazwischen: so sieht der ideale Lebensraum des Waldkauzes aus – und auch das Waldrevier des Zoo Neuwied. „Kein Wunder also, dass sich unsere Waldkäuze hier so wohlfühlen, dass sie regelmäßig brüten“, freut sich Kurator Max Birkendorf, „auch jetzt sitzt wieder ein Küken im Nest.“
Neuwied. Die Waldkäuze zählen zu den häufigsten Eulen in Deutschland und sind deutlich größer als die Steinkäuze, die ebenfalls im Waldrevier des Zoo Neuwied zu finden sind. „Unter „Käuzchen“ stellen sich die meisten immer ganz kleine Eulenarten vor. Dabei ist der Begriff gar nicht festgelegt, bezeichnet also keine eigene Tierfamilie. In anderen Sprachen gibt es da auch gar keine Unterscheidung“, erklärt Birkendorf. Die immerhin bis zu 40 Zentimeter großen Waldkäuze sind Höhlenbrüter, die neben Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch Höhlen in Mauerwerk oder sogar Dachböden besiedeln.
„Die Steinkäuze haben sogar ihren Namen von der Tatsache, dass sie bevorzugt in alten Gemäuern brüten. Im Gegensatz zu den Waldkäuzen sind sie in offeneren Landschaften mit spärlicherem Baumbestand zu finden, denn sie jagen eher am Boden über Wiesen.“ Steinkäuze machen auch äußerlich ihrem Namen alle Ehre, denn während der Waldkauz überwiegend braun und cremefarben ist, überwiegen im Gefieder des mit nur etwa 22 Zentimetern Körpergröße deutlich kleineren Steinkauzes graue Farbtöne. „Auch bei den Steinkäuzen sitzt zurzeit ein Küken im Nest“, verrät der Kurator, „und das freut mich besonders, da Steinkäuze in Deutschland eher selten sind, und die Bestandszahlen gebietsweise stark rückläufig. Seit wir im Jahr 2017 nach langer Pause wieder in die Haltung eingestiegen sind, haben wir regelmäßig Nachwuchs.“
Auch die Schleiereulen haben Nachwuchs. „Die Schleiereulen unterscheiden sich mit ihrem sehr hellen Gefieder, dem herzförmigen Gesicht und den komplett dunklen Augen doch sehr von den anderen beiden Arten“, findet Birkendorf, „und das hat auch seinen Grund. Schleiereulen gehören einer anderen Familie an und sind daher nicht direkt verwandt mit den Eulen im engeren Sinne.“
Es gibt jedoch Gemeinsamkeiten: Auch die Schleiereule ist ein Höhlenbrüter, und als ausgesprochene Kulturfolger brüten diese Vögel besonders gern in Scheunen, auf Dachböden oder Kirchtürmen. Dass die Menschen davon nur selten etwas mitbekommen, liegt an ihrer nächtlichen Lebensweise und dem besonderen Gefieder, das der Schleiereule wie auch allen anderen Eulen einen lautlosen Flug ermöglicht. Die Schwungfedern sind am Rand äußerst fein gezahnt, sodass beim Flug kaum Luftverwirbelungen entstehen, welche bei anderen Vögeln das Fluggeräusch verursachen. So ist die Schleiereule wie auch ihre nahen und entfernteren Verwandten eine lautlose Nachtjägerin, was vor allem Mäusen zum Verhängnis wird.
Wer die jungen Eulen noch in ihrem hellen Kükenflaum sehen will, sollte sich beeilen: „Die wachsen schneller, als man gucken kann“, lacht Max Birkendorf, „und wenn sie einmal durchgemausert sind und ihr Erwachsenengefieder haben, sind sie kaum noch von den Altvögeln zu unterscheiden.“ (PM)
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