Montagsspaziergänger richten Brief an Decizer Bürger
Die Montagsspaziergänger in Betzdorf fordern den internationalen Atomausstieg und haben am Samstag, 4. Juni, die Gelegenheit genutzt, die französische Delegation aus der Partnerstadt Decize zu kontaktieren. Marion Pfeiffer, grüne Stadträtin und Mitorganisatorin des Aktionsbündnisses Anti-Atombewegung in Betzdorf, las der offiziellen Delegation im Betzdorfer Rathaus einen Brief vor, der sich an die Bürgerinnen und Bürger in Decize richtet. Sie übergab Bürgermeister Alain Lassus den Brief mit der Bitte, diesen in den Decizer Tageszeitungen und im Gemeindeblatt zu veröffentlichen.
Betzdorf/Decize. Der Wortlaut des offenen Briefes an die Decizer Bürgerinnen und Bürger: "Sehr geehrter Herr Bürgermeister Lassus, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates von Decize, liebe Freunde in Decize! Schon in der Partnerschaftsurkunde 1965 von Decize und Betzdorf steht geschrieben, dass die beiden Stadtverwaltungen sich verpflichten, den Austausch der Einwohner auf allen Gebieten zu unterstützen. Dieser freiwilligen Verpflichtung wollen wir heute mit einem besonderen Thema
nachkommen. Es geht um den weltweiten Ausstieg aus der Atomenergie. Im November 2010 gründete sich in Betzdorf ein Aktionsbündnis aus Naturschutzverbänden (BUND und Nabu), Gewerkschaft (DGB) und politischen Parteien (Bündnis 90/Die Grünen, Die Linken, SPD und die entsprechenden Jugendparteien), welches sich gegen die Laufzeitverlängerung deutscher AKWs ausspricht und regelmäßig montags ab 17.30 Uhr in Betzdorf demonstriert. Diese friedlichen "Montagsspaziergänge" finden in der Bevölkerung großen Zuspruch.
Die dramatischen Ereignisse in Fukushima im März 2011 bescherten den Atomkraftgegnern weiteren Zulauf. Die wöchentliche Beteiligung wuchs stetig. Einen Höhepunkt der Anti-Atom-Bewegung stellte der 21. März dar, als die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast in Betzdorf war. Über 800 Atomkraftgegner meldeten sich lautstark zu Wort, mit dem Tenor "Atomkraft ist unbeherrschbar" und "sofortige Energiewende". Die beiliegenden Pressemitteilungen belegen die Aussagen. Die Betzdorfer Protestaktionen spiegeln die derzeitige gesamtdeutsche
Haltung zur Atomkraft wider. Eine breite Mehrheit der Deutschen will einen zügigen Ausstieg aus der Nuklearenergie und fordert die Versorgung mit erneuerbaren Energien.
Atomkraft kennt keine Grenzen, weder im Normalbetrieb noch beim Gau (größter anzunehmender Unfall). Schon seit Jahren wird Atommüll über französische und deutsche Grenzen transportiert und dadurch die französische und deutsche Bevölkerung Gefahren ausgesetzt. Die grenznahen französischen AKWs in Fessenheim und Cattenom mit den vielen Störfällen sowie die hohe Gesamtzahl an AKWs in Frankreich beunruhigen die deutschen Atomkraftgegner.
Wir Betzdorfer Montagsspaziergänger sind sehr an einem
Gesprächsaustausch mit unseren Decizer Partnern zum Thema Atomkraft interessiert, hier vor Ort, als auch beim nächsten Besuch in Decize und über die Medien. Wir bitten Sie, Herrn Bürgermeister Lassus, um Veröffentlichung dieses Briefes in den Decizer Tageszeitungen und laden alle Interessierte ein zu einem Besuch unserer homepage www.montagsdemo-betzdorf.de
Der Austausch ist erweiterungsfähig.
Es grüßt Sie herzlich Marion Pfeiffer, Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen Atomkraft und Mitglied des Betzdorfer Stadtrates,
Betzdorf, 4. Juni 2011."
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