Pressemitteilung vom 26.08.2022
Chefin der IHK-Koblenz: "Müssen Komfortzone hinter uns lassen"
Mehr als 600 Gäste hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz im Kurfürstlichen Schloss begrüßt: Vertreter aus Unternehmen, Politik und Verwaltung trafen sich dort zum jährlichen Empfang der Wirtschaft. Die IHK-Präsidentin formulierte klare Wünsche an die Politik und forderte eine stärkere Berücksichtigung der Belange der Wirtschaft.
Region. Nach der Corona-bedingten Pause und der Absage aufgrund der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im vergangenen Jahr war dies der dritte "Sommerabend der Wirtschaft". IHK-Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing formulierte in ihrer Impulsrede klare Wünsche an die Politik und forderte mit Nachdruck eine stärkere Berücksichtigung der Belange der Wirtschaft.
"Der Umgang mit den Krisen hat eines deutlich gezeigt: Politik und Verwaltung tun sich deutlich schwerer als Unternehmen, deren Existenzen von beherztem Eingreifen, Handeln und mutigem Weitermachen abhängen, sich pragmatisch, unbürokratisch und schnell an die neuen Begebenheiten durch die eben angesprochenen Krisen anzupassen. Stattdessen scheint sich in den ein oder anderen Ministerien, Behörden und Verwaltungen mitunter bleierne Schwerfälligkeit breit zu machen. Dadurch wird die Handlungsfähigkeit unserer Betriebe und Investitionen nicht nur behindert, sondern sogar völlig verhindert", so Szczesny-Oßing. "Bei diesen aktuell drängenden Herausforderungen, muss sich eigentlich zeigen, dass es Pausen beziehungsweise Sommerpausen in der Politik eigentlich nicht mehr geben kann. Die drängenden Fragen müssen jetzt beantwortet und wichtige Entscheidungen nicht vertagt werden."
Besonders in den Fokus rückte die IHK-Präsidentin in diesem Kontext auch die öffentliche Diskussion um die beschlossene Gasumlage bei gleichzeitiger Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent auf den gesamten Gasverbrauch: "Die Entscheidung zur Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent sorgt für Durcheinander in der eh schon unruhigen Zeit. Und was mich als Unternehmerin am meisten ärgert, aber leider nicht mehr verwundert: Die Unternehmen bleiben unberücksichtigt, denn die Mehrwertsteuer betrifft lediglich die Verbraucher. Wir fordern Augenmaß bei der aktuellen Debatte um Entlastungen und Einsparungen. Insgesamt steht die Wettbewerbsfähigkeit unseres Industriestandorts auf dem Spiel."
"Wir wünschen uns eine Wirtschaftspolitik, die sich auch ihrer Verantwortung für eine wirtschaftsfreundliche Grundstimmung und das Unternehmerbild bewusst ist. Soziale Gerechtigkeit ist sehr wichtig, aber sie wird es nur auf der Basis von sozialer Marktwirtschaft geben", betonte die Unternehmerin - und wurde dann noch deutlicher: "Wir müssen aufpassen, dass der für Deutschland so wichtige Mittelstand nicht abwandert."
"Mangelhafte Infrastruktur ist ein wesentlicher Standortnachteil für die Unternehmen und schadet der wirtschaftlichen Entwicklung sowie der unserer Arbeitsplätze", erklärte die Präsidentin. Beispielhaft nannte Szczesny-Oßing die wirtschaftliche Bedeutung des Themas Biotechnologie für viele mittelständische Unternehmen, die nicht in Mainz, sondern zwischen Idar-Oberstein, Bad Kreuznach und Bingen beheimatet sind. Auch die Stärkung der Universität Koblenz sowie Infrastrukturprojekte wie die Mittelrheinbrücke, der Lückenschluss A1 oder die Initiative "Anschluss Zukunft" seien für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes unerlässlich.
In Richtung der Landesregierung stellte Szczesny-Oßing fest: "Wir als Unternehmen erwarten eine 'Willkommenskultur für die Wirtschaft'. Dann sind wir auch nicht gezwungen, über alternative Standorte im Ausland nachzudenken. Insbesondere Österreich wirbt mit abzugsfähiger Forschungs- und Entwicklungszulage - und das ohne Sprachbarriere. Aber: Ich bin kein Schwarzmaler, sonst wären wir nicht Unternehmer im Rheinland-Pfalz. Wir sind gerne hier und wissen die Vorzüge, die unsere Region zu bieten hat, durchaus zu schätzen."
"Unser Wohlstand will jeden Tag aufs Neue erwirtschaftet werden. Das ist kein Selbstläufer. Dazu brauchen wir engagierte Unternehmer und qualifizierte Mitarbeiter, die ihrerseits nur an einen wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort erfolgreich arbeiten können. Helfen Sie mit, durch attraktive Standortbedingungen unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern", appellierte die IHK-Präsidentin an die Politik. (PM)
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