Warnsysteme für VG Wissen: "Wir brauchen Hilfe von oben"
Von Klaus Köhnen
In der Sitzung des Verbandsgemeinderates Wissen ging es unter anderem um die Beschaffung von Sirenen. Ein weiterer Punkt waren die Standorte der Warnsysteme. Die Katastrophe im Ahrtal hat die Notwendigkeit einer Warnung der Bürgerinnen und Bürger sehr deutlich aufgezeigt.
Wissen. In seiner Einführung zum Thema ging Bürgermeister Berno Neuhoff auf dieses Ereignis ein. Beim Rückblick auf die Flutkatastrophe an der Ahr stellte er fest: "Was hat sich geändert? Null und Nix“ - das mache ihn "zornig". Seit nunmehr vierzehn Monaten befassen sich unterschiedliche Gremien mit dem Thema. Ein wirkliches Ergebnis, so Neuhoff, vermisse man aber immer noch. Erneut dankte er den freiwilligen Feuerwehrleuten für ihren ehrenamtlichen Einsatz: "Diese Frauen und Männer haben in den letzten Wochen wieder einmal deutlich gemacht, was ehrenamtliches Engagement bedeutet. Zahlreiche Brände haben nicht nur die Einheiten der Verbandsgemeinde, sondern auch im Umland, bis an die Grenzen gefordert.“
Um die Bevölkerung künftig in Gefahrenlagen verstärkt über akustische Sirenensignale warnen zu können, stellt der Bund im Rahmen eines Paketes zur Konjunktur- und Krisenbewältigung in den Jahren 2020 bis 2022 Mittel zur Förderung der Sirenen-Infrastruktur bereit. Die Anbindung an das modulare Warnsystem („MoWas“) ist eine wichtige Voraussetzung. Das Land Rheinland-Pfalz stockt diesen Betrag um weitere 4 Millionen Euro auf. Auf den Kreis Altenkirchen entfallen als Höchstbetrag 220.000 Euro. Gefördert werden Sirenen, die den technischen Rahmenbedingungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) entsprechen. Dies sind Sirenen-Anlagen in Dach- und Gebäudemontage als freie Masteinrichtung.
Derzeit verfügt die Verbandsgemeinde Wissen über keine Sirenen-Infrastruktur. Um möglichst viele Sirenen im Rahmen des Förderprogramms beschaffen zu können, wurde durch die Kreisverwaltung Altenkirchen bei Antragstellung für die Zuwendungen gemäß Sonderförderprogramm nur eine Förderung von kostengünstigeren Sirenen-Anlagen in Dach- und Gebäudemontage beantragt. Die Finanzierung soll jeweils zur Hälfte vom Land und Kreis getragen werden. Mit Schreiben vom 8. Februar hat die Verbandsgemeinde Wissen der kreisweiten Beschaffung von vorerst 21 Sirenen im Landkreis und der damit verbundenen Kostenregelung zugestimmt. Nach dem Berechnungsmodell des Kreises erhält die Verbandsgemeinde Wissen drei Sirenen-Anlagen. In einem ersten Schritt sollen diese an den Standorten Wilhelm-Busch-Schule (Wissen), Förderschule Alserberg (Wissen), Holschbacher Straße und Sportplatzgebäude Katzwinkel installiert werden. Doch Neuhoff unterstrich, dass angesichts der Größe des Warngebiets drei Anlagen bei weitem nicht ausreichten. "Bei einem Preis von rund derzeit rund 15.000 Euro pro Sirene für Dach- und Gebäudemontage, hinzu kommen etwa 5.000 Euro an Nebenkosten - etwa Aufbau. Das ist der derzeitige Stand. Kostensteigerungen nicht berücksichtigt, können die Verbandsgemeinden dies nicht alleine leisten. Wir brauchen Hilfe von oben. Weitere Sirenen werden erforderlich sein. Die Kostenteilung - je Eindrittel Land, Verbandsgemeinde, Kreis – diese Forderung werden alle VGs stellen", so Neuhoff weiter.
In der anschließenden Diskussion gab es unterschiedliche Ansätze. So fand Markus Holschbach (fraktionslos), dass der genannte Betrag zu viel Geld sei für drei Sirenen. Es gebe viele mediale Möglichkeiten, sich vor Gefahren zu schützen, etwa Katwarn. Das Verlassen auf die Möglichkeiten der modernen Warnformen, so einige Ratsvertreter, habe aber auch zu den Folgen des Hochwassers beigetragen. Wichtiger sei es, so Hermann-Josef Selbach (CDU/FDP), dass die Stadt Wissen bei Hochwasser hochgradig gefährdet sei – und auf dem Punkt gebracht: "Die Stadt Wissen säuft dann ab." Wissen hat eine Sonderstellung, die müsse betont werden.
Bürgermeister Neuhoff konnte drei Punkte in der Konzeption vorstellen:
1. Hochwasser- und Starkregenkonzept: Dabei werden Sieg und die Nebenbäche/-Flüsse betrachtet, sowie Hanglagen. Diese Punkte werden auch mit Land- und Forstwirten besprochen.
2. Feuerwehr-Untersuchung der drei Standorte in der Verbandsgemeinde beziehungsweise Feuerwehrkonzept: Dazu gehört ebenfalls die Prävention und auch Bürgerworkshops sowie der dritte Punkt.
3. Alarmierung: Hier gehöre alleine schon dazu, zu wissen, welcher Ton was bedeutet. Leider kennen die wenigsten Menschen die Bedeutung der Sirenensignale. Hier bedarf es noch viel Information und Schulung. Dies, so Neuhoff weiter, müsse bereits in der Kita beginnen und sich weiter fortsetzen. Die Frage, wann die ersten Sirenen errichtet werden sollen, konnte niemand zuverlässig beantworten. Die Verwaltung geht davon aus, dass im Jahr 2023 begonnen werden kann. (kkö)
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