Spiegelzelt in Altenkirchen ließ Aretha Franklin wieder auferstehen
Das Spiegelzelt Festival in Altenkirchen hatte ein wahres Highlight aus dem Hut gezaubert, als es Helmut Nöllgen gelang, die Aretha Franklin Tribute- Show "Respect" zu engagieren. Bereits während des Konzerts waren die Besuche regelrecht beseelt und geflasht von dem, was sie erleben durften.
Altenkirchen. Nach der Begrüßung durch Helmut Nöllgen legten die Hauptdarsteller des Abends ohne große Umschweife sofort los. Die Moderation lag in den bewährten Händen von Ron Williams, der von sich behaupten kann, dass es nichts im Leben gibt, was er nicht erlebt hat. In den 60er Jahren wurde er der berühmteste DJ in Deutschland, als es in deutschen Musikschuppen überhaupt noch keine DJs gab. Er war Nachrichtensprecher und Plattenaufleger beim amerikanischen Soldatensender AFN und so bekannt wie Chris Howland.
Keine schöne Jugend und Ehen für Aretha Franklin
Im Mittelpunkt des Abends standen die unglaublich erfolgreichen Hits von Aretha Franklin, die es aus ärmlichsten Verhältnissen kommend schaffte, zum absoluten Superstar der damaligen Soulszene aufzusteigen. Ron Williams kündigte nicht nur die Hits an, er erzählte auch viele Geschichten aus dem Leben von Aretha, die nicht immer von Glanz und Glamour verlaufen sind. Mit zwölf und 14 Jahren bekam sie ihre ersten zwei Kinder, andeutungsweise ließ Ron offen, dass sie vom eigenen Vater missbraucht wurde. Entsprechend war ihr weiterer Weg geprägt - auch in ihrer ersten Ehe spielte Gewalt eine große Rolle. Eigentlich war sie immer nur auf der Suche nach Liebe, doch sie geriet immer an die falschen Männer. Letztendlich flüchtete sie sich regelrecht in die Musik. In ihren Liedern hatte sie die Chance, das bisher erlebte Negative zu verarbeiten. Dabei standen die Gewalt der Männer gegen Frauen, die Ungleichbehandlung von Frauen, so wie der extreme Rassismus gegen Schwarze in den USA im Vordergrund.
Eine Bandformation ohne Schwachpunkte
Die Interpretationen der unzähligen Hits von Aretha waren auf vier stimmgewaltige Vokalistinnen verteilt, denen es gelang, sie authentisch in jeder Hinsicht zu repräsentieren. Darnita Rogers eröffnete die Show mit "Think", äußerlich und stimmlich so nah an Aretha, so dass man hätte meinen können, Aretha wäre geklont. Doch Darnita stand nicht alleine auf der Bühne, die Geschwister Noreda und Doniella Graves standen ihr in Nichts nach. Ergänzt wurde das Trio um Daria Biancardi, eine Sizilianerin, die Ron begrüßte: "Ladies and Gentlemen, Daria ist der lebende Beweis, dass weiße Frauen auch den Spirit des Soul verinnerlichen können." Alle vier Solovokalistinnen wurden auf einer Woge der Begeisterung getragen, frenetisch abgefeiert. Für Altenkirchner Verhältnisse "steppte der Bär", bei fast jedem Song wurde mitgetanzt und mitgesungen. Wer nicht von der Atmosphäre mitgerissen wurde, war selbst schuld, und wäre sowieso besser zuhause geblieben. Sicherlich spielten bei dem leicht ergrauten Publikum, alle schätzungsweise Ü 60, Erinnerungen an eine unbeschwerte Zeit eine emotionale Rolle, als man in den Discos auch noch eng zusammentanzte. Obwohl die Protagonisten auf der Bühne bis an ihre Grenzen gingen, schöpfen sie ihre Kraft und Energie aus der Musik und ließen bis zum letzten Ton keinen Funken nach.
Doch was wären die vier Solosängerinnen ohne die sie begleitende Band und den Background-Sängerinnen, die "Soulsisters"? Nichts! Die "Soulsisters" standen in der Besetzung Susie Czech, Silke Hauck und Lisa Benjamin auf der Bühne, die Bandmitglieder spielten Percussion, Drums, Gitarre, Bass, Keys, Hammond-Orgel, Trompete und Alt-Tenor-und Baritonsaxofon. Fast während des ganzen Konzertes standen alle Mitglieder der Show auf der Bühne. Dort wurde es manchmal richtig eng, doch das tat der Inspiration keinen Abbruch. Ohne Übertreibung kann gesagt werden, dass dort ein sich blind aufeinander verlassendes Ensemble zugange war. Das konnte man auch daran erkennen, dass jeder Musiker die Gelegenheit hatte, mit ganz starken Soli zu brillieren.
Hits von Aretha zum Dahinschmelzen
Nicht nur die größten Hits der internationalen Charts wie "I Never Loved A Man, Respect, Chain Of Fools, Natural Woman, Think, I Say A Little Prayer, Don’t Play That Song, Spanish Harlem, Rock Steady, Until You Come Back To Me, Angel and Ain’t No Way" begeisterten ausnahmslos. Auch eher unbekannte Gospelsongs, aber auch Duette mit anderen Weltstars, wie zum Beispiel "I know you were waiting" mit George Michael, oder "Sisters are doin‘ it for themselves" mit den Eurythmics, wurden einzigartig interpretiert. In der Replik darf auch nicht der Superhit von Simon & Garfunkel fehlen. "Bridge over troubled water", der von unglaublich vielen Musikern nachgespielt und nachgesungen wurde. Art Garfunkel hatte einmal in einem Interview gesagt: "Die einzig wahre Interpretation, die unsere Anerkennung findet, ist die von Aretha Franklin."
Wie stand in der Werbung für die Show zu lesen?
"RESPECT- A Tribute To Franklin" präsentiert die wichtigsten Karrierestationen und gibt einen repräsentativen Querschnitt ihres über 50-jährigen musikalischen Schaffens in einer abendfüllenden und extrem unterhaltsamen Show, mit hohem biographischem und musikalischem Anspruch".
Diese Vorankündigung traf den Nagel genau auf den Kopf und dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, da alle Wünsche und Erwartungen, die an die Show gestellt wurden, im Übermaß erfüllt wurden. Minutenlanger Beifall "erzwang" zwei weitere Zugaben, die gerne erfüllt wurden, zumal Sängerinnen und Musiker sich noch in einem regelrechten Flow befanden.
Der Dank ging an Helmut Nöllgen, dem es zusammen mit seinem Team gelang, den Menschen in Altenkirchen einen unvergesslichen Abend zu schenken - "voller Seele, mit einer Prise Leidenschaft, Gefühl und Rhythmus".
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