Expertenvorträge in Wissen: Naturkatastrophen können jeden treffen
Von Klaus Köhnen
Zum Thema Naturkatastrophen und Elementarschäden hatten die Raiffeisenbank Westerwald, die "R+V Versicherung" und die Verbandsgemeinde Wissen, ins Kulturwerk eingeladen. Den Zuhörern wurden spannende Vorträge von Experten geboten - die nicht darauf verzichteten reinen Wein einzuschenken.
Wissen. Dr. Ralf Kölbach, Mitglied des Vorstandes, eröffnete die Veranstaltung und zeigte auf, dass derzeit mehrere "Krisen" im Raum stehen. Hierzu zählen Covid, die Inflationsgefahr und natürlich der Krieg in Europa. Darunter verstecke sich eine latente, aber sehr große Gefahr. Die extremen Wetterereignisse werden zunehmen, so Kölbach.
Björn Goldhausen von Wetter online nannte sich einen Freund der klaren Worte. Dies werde man auch im Verlauf der Präsentation merken. Sein Thema: "Wie viel Klimawandel steckt im Wetter?" Der Klimawandel ist natürlich vorhanden und in vollem Gange, so Goldhausen. Die Temperaturverläufe sind eindeutig, wie die Grafiken zeigen. Natürlich gab es immer einen Wandel des Klimas. Es sei aber so, dass ein Sommer wie in diesem Jahr, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten, immer öfter kommen wird. In früheren Zeiten waren die sogenannten Extreme immer regional begrenzt. Dies ist nun nicht mehr der Fall, es geht um globale Erwärmung. Die Frage, ob der Mensch für diese Änderungen verantwortlich ist, zeigt sich auch an der Höhe des Kohlendioxids (CO₂). Der Anteil von CO₂ in der Atmosphäre nimmt weiter zu. Goldhausen erläuterte die Zusammenhänge anhand eines Beispiels. Kohlendioxid ist tatsächlich mit ein Faktor für den Klimawandels. Er geht davon aus, dass sich in den nächsten Jahren die Temperaturen um zwei bis drei Grad erhöhen. Man kann auch heute schon feststellen, dass zahlreiche Landstriche durch den Anstieg des Meeresspiegels gefährdet sind. Ganze Städte werden bereits umgesiedelt.
Die heutigen Hitzewellen dauern länger und sind heftiger. So heiß wie in diesem Jahr war es im Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen noch nie, so Goldhausen. Für alles ist der Klimawandel allerdings nicht verantwortlich. Es gibt Studien, die besagen, dass die Flut im Ahrtal nicht durch den Klimawandel ausgelöst wurde. Natürlich gibt es Zusammenhänge, so Goldhausen weiter. Vieles ist aber auch dem menschlichen Versagen zuzuschreiben. Es handelte sich um ein Starkregenereignis, das natürlich durch das Klima begünstigt wurde. Das Ahrtal ist aus meteorologischer Sicht kein Zufall. Die warme Luft konnte erheblich mehr Wasser aufnehmen. Diese Katastrophe hätte auch den Kreis Altenkirchen treffen können, Goldhausen. Es ist nicht die Frage ob, sondern wann und wo eine solche Katastrophe sich wiederholt. Besonders in den kommunalen Verwaltungen müssen diese Möglichkeiten präsent sein. Die dort Tätigen kennen ihre Bereiche genau und können zuordnen, wo die Gefahren lauern. Wichtig, so Goldhausen, ist es, dass jeder versucht in seinen Möglichkeiten aktiv zu werden. Auf die globale Politik zu warten, sei kein Weg.
Der Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur des Landkreises Ralf Schwarzbach ging auf die Situation im Ahrtal ein und nannte Zahlen. So wurden im Bereitstellungsraum Nürburgring in den Spitzenzeiten rund 4.500 Einsatzkräfte gebündelt. Natürlich, so Schwarzbach weiter, macht es auf den Außenstehenden einen merkwürdigen Eindruck, wenn Material und Personal scheinbar nur "herumsteht". "Ich kann aber sagen", so Schwarzbach, "dass alles im Einsatz war, was wir zur Verfügung hatten. Dies waren aus dem Landkreis 819 Feuerwehrkräfte und 163 Kräfte des DRK. Der sogenannte Bereitstellungsraum 500 steht bundesweit zweimal zur Verfügung und wird durch das THW betrieben. Dies funktionierte während der ganzen Einsatzzeit hervorragend."
Bürgermeister Berno Neuhoff ging auf die Besonderheit der Region ein. Als Bedrohung haben man extreme Trockenheit, Starkregen und damit verbunden Hochwasser und Stürme ausgemacht. "Wir haben hier eine waldreiche Hügelregion mit vielen schwer zugänglichen Abschnitten. Die Region und damit auch die Nachbarkommunen verfügen über neun Flüsse und Bäche. Das ist mehr als in vielen anderen Bereichen der Republik. Wichtig ist es uns klar zu sagen: Extreme Wetterlagen sind nicht planbar", so Neuhoff. Die Stadt und die Verbandsgemeinde erarbeiten ein Hochwasserschutzkonzept. Hierzu zählt die klimagerechte Bauleitplanung, ein Feuerwehrkonzept (Bedarfsplanung), die Bildung eines Krisenstabes und die Ausstattung mit Warnmitteln. Ziel muss es sein, so Neuhoff, die rechtzeitige Warnung und eventuelle Evakuierungen durchführen zu können. Wichtig sind aus Sicht der Kommunen, dass die nötigen Finanzmittel auch vom Bund und vom Land kommen müssen. Dies darf keine Aufgabe einer Kommune sein. Bevölkerungsschutz ist und bleibt eine Gemeinschaftsaufgabe aller verantwortlichen Ebenen, so das Fazit der Veranstaltung. (kkö)
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