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Pressemitteilung vom 15.09.2022    

Podiumsdiskussion "Geburtshilfe am Scheideweg" im Marienhaus Klinikum St. Elisabeth Neuwied

Es ging um die Zukunft der Geburtshilfe bei der Podiumsdiskussion am 10. September im Foyer des Marienhaus Klinikums St. Elisabeth. "Die Rahmenbedingungen ändern sich und werfen zahlreiche Fragen auf, für die dringend Lösungen gefunden werden müssen", sagte Prof. Dr. Richard Berger, der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, bei der Begrüßung.

Von links: Silke Mader, Prof. Dr. Holger Maul, Dr. Denis Alt, Lars Hennemann, Sabine Anspach, Prof. Dr. Richard Berger, Ingrid Mollnar. (Foto: Peter Seydel)

Neuwied. So komme es inzwischen immer wieder vor, dass Schwangere von einer Klinik an eine andere verwiesen werden müssen, weil das Krankenhaus, das sie aufgesucht haben, keine Kapazitäten mehr hat. Es fehlen Fachkräfte. Kleinere Krankenhäuser und geburtshilfliche Abteilungen werden geschlossen, weil sie sich nicht rechnen und unterfinanziert sind.

Geburtshilfe weiter ausbauen
In den vergangenen 25 Jahren sei fast alles in der Geburtshilfe besser geworden, betonte Prof. Dr. Holger Maul, Chefarzt der Geburtshilfe und Pränatalmedizin Hamburg-Barmbek. Zum Beispiel sei die Sterblichkeit während der Geburt weiter zurückgegangen, in der Verhinderung von Frühgeburten und der Begleitung von Frühchen gebe es große Fortschritte. „Das sind positive Entwicklungen, für die wir weiter kämpfen müssen“, sagte er. „Gerade in der Geburtshilfe haben wir die motiviertesten Mitarbeiter“ betonte er. Sie sind engagiert und empfinden ihre Tätigkeit als sehr erfüllend und sinnvoll.

Auch Sabine Anspach, die Geschäftsführerin der Marienhaus Kliniken GmbH, sieht, dass Ärzte, Pflegekräfte und Hebammen in den Kliniken tagtäglich versuchen, ihr Bestes zu geben. Aber gerade in der Geburtshilfe herrsche viel Unsicherheit, zum Beispiel, ob die Abteilung an einem Standort bleiben kann oder geschlossen wird. „Es fehlt derzeit das Ziel, wo wir mit der Geburtshilfe hinwollen“, ist ihre Überzeugung.

Fachkräftemangel sei ein Problem
Der wesentliche Faktor im Blick auf die Zukunft sei der Fachkräftemangel, sagte Prof. Maul. Und das liege nicht am Geld, davon sei in Deutschland genug vorhanden. In den kommenden fünf bis zehn Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Es sei entscheidend, junge Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte langfristig zu binden. Denn nur so sei es möglich, die umfangreiche Erfahrung und die hohen Kompetenzen in den Kliniken zu halten.

Die Aufgaben seien sehr komplex, sagte Dr. Denis Alt, der Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz. Bundesweit fehle ein Leitbild, wie sich die Geburtshilfe im Krankenhaus weiter entwickeln soll. In Rheinland-Pfalz sind in den vergangenen 30 Jahren rund 50 Prozent der Geburtskliniken geschlossen worden. „Innerhalb von 40 Minuten sollte eine Geburtsklink für die Eltern erreichbar sein“, so Dr. Alt. Deshalb müssten die notwendigen Klinikstandorte vor allem auch im ländlichen Raum definiert und dann auch auskömmlich finanziert werden.



Sabine Anspach jedoch befürchtet, dass der Bund die ungesteuerte Marktbereinigung bei den Krankenhäusern plant. Da gehe es um wirtschaftliche Interessen, vermutet sie. So werde mit der Vergütung, für die der Bund zuständig ist, erreicht, dass kleinere Kliniken geschlossen werden müssen. „Das macht mir große Sorgen“, so Anspach. Sie plädierte für eine gesteuerte Entwicklung und den Aufbau eines neuen Systems.

Ein Problem sieht Ingrid Mollnar, die Vorsitzende des Hebammen-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, darin, dass die Geburtshilfe nicht zur medizinischen Grundversorgung gehört. Sie beobachtet die schleichende Unterfinanzierung seit vielen Jahren. Derzeit steigen die Geburtenzahlen, aber es gebe immer weniger Kreißsäle. Gleichzeitig erbringen Hebammen in den Kliniken zunehmend ambulante Leistungen, die aber nicht durch die Fallpauschalen vergütet werden. Sie befürchtet, dass kleinere Kliniken, die keine Perinatal-Zentren sind, in den nächsten Jahren aufgeben müssen. Dann müssten die Zentren zusätzlich rund 500 Geburten jährlich bewältigen. Das sei auch für großen Kliniken eine große Belastung.

Silke Mader, Patientenlobbyistin bei der European Foundation for the Care of Newborn Infants, schlug vor, von anderen europäischen Ländern zu lernen, wenn es um die Verbesserung der Versorgung von Mutter und neugeborenem Kind geht. Sie lehnt eine Zentralisierung der Geburtskliniken nicht grundsätzlich ab. Es gehe vor allem darum, dass die Kliniken eine gute Arbeit machen. „Denn wir alle wollen, dass die Kinder – auch wenn sie zu früh geborenen werden – nicht nur überleben, sondern gesund überleben“, so Silke Mader.

(PM)


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