Wissen: Ungebremstes Bauinteresse für geplantes Baugebiet "Auf der Sieghöhe"
Von Katharina Behner
Die Stadt Wissen, die sich als Mittelzentrum darstellt platzt mit ihren rund 8.500 Einwohnern aus allen Nähten. Dringend auf Bauland angewiesen, stellt sich die Planung des Wohngebietes "Auf der Sieghöhe" als zentrales Entwicklungskonzept für die Stadt dar. Bauausschuss gab einstimmig seine Empfehlung für die Fortschreibung an den Stadtrat.
Wissen. Geht es nach dem Wissener Bauausschuss, rückt das Baugebiet "Auf der Sieghöhe" immer mehr in greifbare Nähe. Hierfür sprach das Gremium einstimmig seine Empfehlungen an den Stadtrat aus.
Baugebiet wird neue Maßstäbe setzen
Nach den aktuellen Planungen, die stetig voranschreiten, soll das neu entstehende grüne Wohngebiet Am Rödderstein "Auf der Sieghöhe" neue Maßstäbe setzen und ökologisch ein Vorzeigeobjekt mit Vorreiterrolle werden. (Wir berichteten bereits hier.) Gehen doch die Planungen, weit über Vorgaben, etwa zum Klima- oder Artenschutz hinaus, so Bürgermeister Berno Neuhoff während der Vorstellung des aktuellen Sachstandberichtes. Zudem stelle sich ein neues Baugebiet als "zentrales Entwicklungskonzept" für die Stadt dar, in der Bauland dringend benötigt werde.
Genauso wichtig sei auch die kurzfristige Abfrage seitens des Bauamtes gewesen, ob das Interesse der Bauwilligen nach wie vor vorhanden sei, so Bauamtsleiterin Kerstin Roßbach. Und das stellt sich trotz steigenden Baupreisentwicklungen als durchaus ungebremst dar. Insgesamt 45 Interessenten bezeugten "Ja, wir wollen nach wie vor 'Auf der Sieghöhe' bauen", ergaben die Antworten.
Die lange Liste der Interessenten sei bisher gänzlich ohne Werbung entstanden. Dabei ist sich Neuhoff sicher, dass die entstehenden Bauplätze im "Eingangstor zum Rheinland", schnell vermarktet seien.
Dem aktuellen Sachstandsbericht vorangegangen war die Erstellung weiterer Gutachten. Diese wurden vorgestellt von Mark Baubkus (Büro für Naturschutz und Landschaftsökologie, BNL), Geograph Frank Assion und Stadtplaner Dennis Behrami (Stadt-Land-plus), der betonte: "Nun seien die weiteren Hausaufgaben gemacht."
So soll sich am grundsätzlichen Erschließungssystem nichts ändern. Lediglich sei der Einmündungsbereich zum Baugebiet aufgrund der Geländeneigung leicht verändert vorgesehen, erläuterte Behrami. Ebenso wurden die Vorgaben zu Gebäudehöhen nicht zuletzt für ein verträgliches und gutes Landschaftsbild angepasst.
Hinsichtlich erneuerbarer Energien sollen 50 Prozent der nutzbaren Dachfläche als "Mindest-Solarfläche" vorgesehen werden. Ebenso empfiehlt der Bauausschuss dem Stadtrat eine Nahwärmeversorgung nach dem Konzept der innovativen und klimaneutralen Kalten Nahwärme umzusetzen. Sodann sollen weitere erforderliche Schritte, etwa notwendige Probebohrungen beauftragt werden.
Artenschutz und Ausgleichsflächen
Besondere Beachtung finden vorgesehene Ausgleichsflächen, um ein Flächenversiegelung zu kompensieren, sowie die Rücknahme bereits geplanter Bauflächen. "Mit der Erschließung des Baugebietes 'Auf der Sieghöhe' werden keine zusätzlichen Flächen versiegelt", unterstreicht Neuhoff die Ausführungen von Behramie. Hierzu werden drei ehemals zur Bebauung ausgewiesene Flächen in Schönstein (insgesamt rund 2,7 Hektar) zurückgenommen.
Als Ausgleichsflächen ist ein Bereich in Hagdorn in Form der Umgestaltung einer derzeit intensiv bewirtschafteten Fläche hin zur Streuobswiese vorgesehen. Zudem soll ein weiteres Grundstück am Wisserbach (hinter der Autowerkstatt Hirsch) durch eine besondere Mahd und durch Flutmulden des Wisserbachs auch zum Schutz von Amphibienarten aufgewertet werden.
Auf landespflegerische und artenschutzrechtliche Belange gingen Frank Assion und Mark Baubkus ein. Assion legte dar, dass sich das Gebiet Rödderstein aufgrund der derzeit intensiv bewirtschafteten Fläche als eher "artenarm" mit kaum blühenden Pflanzen zeige, was den Planungen zugutekomme. Dennoch seien weitere Maßnahmen vorgesehen, wie rund 140 Baumpflanzungen auf den nicht überbaubaren Grundstücksflächen sowie weitere 40 auf öffentlichen Grünflächen. Ebenfalls soll die Aufwertung des Eichenmischwaldes, der von der Stadt vom Haus Hatzfeldt erworben wurde, durch dauerhaften Nutzungsverzicht aufgewertet werden.
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Hinsichtlich der artenschutzrechtlichen Belange seien Vorkommen von Fledermäusen, Wildkatzen sowie verschiedener Vogelarten mittels antifaunischer Erfassung betrachtet worden, erläutert Baubkus. Dabei sei die Population der Fledermäuse mit drei Arten, allesamt Kuturfolger und Siedlungsarten, sehr gering. In mehreren Erfassungsterminen seien insgesamt 42 Vogelarten im und um das Gebiet, nachgewiesen worden, wovon lediglich drei Arten dort gesichert brüten. Ebenso wurden acht Horste nachgewiesen, jedoch konnte im Erfassungsjahr 2022 keine Brut festgestellt werden.
Zum Schutz sind weitere Ausgleichpflanzungen in und um das Areal vorgesehen. Zudem empfehle sich etwa die Installation von Nisthilfen, Rodungszeitbeschränkungen und eine Pufferzone zwischen Wald und und Wohngebiet zu schaffen.
Interessanter sei jedoch das Thema Wildkatze. Mittels Lockstabmethode konnten ein weibliches und drei männliche Tiere nachgewiesen werden. Allerdings gehe man aufgrund der Lage lediglich nur von einem Randbereich des tatsächlichen Reviers aus.
In intensiver Absprache auch mit der Hatzfeldt´schen Verwaltung wurden verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Wildkatzen beschlossen. So etwa ehemalige monotone Bestände von Fichtenforsten in strukturreiche ungleichaltrige Bestände umzuwandeln, um damit Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu schaffen.
Für die Kooperation und die Anwendung dieser Kompensationsmaßnahmen, dankte Berno Neuhoff dem Haus Hatzfeldt herzlich. Damit stehe dem Baugebiet auch hinsichtlich dieser Aspekte nichts mehr im Wege.
Insgesamt wurde nach eingehender Beratung einstimmig beschlossen dem Stadtrat, der am 20. September tagt, folgende Punkte zu empfehlen:
1. nach Ergänzung um die vorgestellten Punkte den Planentwurf zur Offenlage zu bringen
2. das Bebauungsplanverfahren "Auf der Sieghöhe" fortzuführen, abzuschließen und das Baugebiet umzusetzen
3. im Baugebiet die Nahwärmeversorgung nach dem Konzept der Kalten Nahwärme umzusetzen und weitere Schritte hierzu in die Wege zu leiten.
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