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Nachricht vom 02.10.2022    

Altenkirchen: Von den Sorgen und Nöten eines Einzelhändlers

Der Einzelhandel vor Ort ist nicht mehr unbedingt auf Rosen gebettet. Corona-Pandemie mit Lockdowns und Ukraine-Krieg, der wegen explodierender Kosten und Preise teilweise Ängste in Sachen persönlicher Finanzen produziert, wirken sich bisweilen negativ auf kleine, inhabergeführte Geschäfte aus.

Uwe Mattutat macht sich Sorgen um die Zukunft seines Geschäftes für Druckerzubehör. (Foto: vh)

Altenkirchen. An diesem sonnigen Freitagnachmittag hat Uwe Mattutat sein Ladenlokal über Stunden für sich allein. Kein Kunde betritt das Geschäft in der Altenkirchener Bahnhofstraße. Viele Menschen hasten vorbei, ohne auch nur einen Blick auf die Auslagen im Schaufenster zu werfen – geschweige denn zu signalisieren, dass sie Bedarf an Druckerzubehör in jeglicher Form haben. Wen wundert es, dass der 57-Jährige ziemlich frustriert ist. „Ich stelle mir inzwischen die Frage nach der Wirtschaftlichkeit, die nach dem Umsatzeinbruch unumgänglich ist“, sagt er und ergänzt: „Irgendwann wird nach dem Minus von über 50 Prozent der Punkt gekommen sein, dass ich sagen muss, es geht nicht mehr.“ Mattutat weiß, wovon er spricht. Er kennt sich in seinem Metier aus. Das Kaufverhalten habe sich verändert, analysiert er die Situation. Seit Februar 2006 ist Mattutat auf dem Markt, sprich in Altenkirchen mit seiner Firma präsent. Zuerst war er mit einem Partner (der sich 2008 einer anderen beruflichen Zukunft zuwandte) in der Kirchstraße aktiv, seit dem 1. Januar 2013 betreibt er allein „P-ink“ gegenüber des Gebäudes, in dem schon viele Jahre die Post(bank)filiale nicht mehr vertreten ist.

Belebung im Herbst und Winter?
Dabei schien alles auf einem einigermaßen akzeptablen Weg zu sein. Die Folgen der Komplettschließungen zu Hochzeiten der Infektionswellen waren so lala überstanden, die Kontrolle von Impfausweisen von potentiellen Kunden, die das Refugium des Einzelkämpfers Mattutat betreten wollten, hinter dem Pflug, als Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine begann. Seit diesen Tagen verzeichne er einen weiteren Umsatzeinbruch. Auf der anderen Seite belasten ihn natürlich die steigenden Energiepreise, „da bin ich froh, wenn die Sonne hier hereinscheint und die Heizung nicht mit voller Leistung laufen muss“. Ob das Geschäft wieder anziehe, so wie eigentlich immer im Herbst und Winter gegenüber den Sommermonaten, bezweifelt er. Auf dem Markt sei ein Preiskampf entbrannt, der Online-Handel mache auch ihm schwer zu schaffen. „Amazon und Co. werden immer stärker“, stellt er, wie viele andere zuvor bereits, lapidar fest, „bestellen und nach Hause liefern lassen. Fertig! Da kann ich nicht mithalten.“ Selbst im weltweiten Netz unterwegs zu sein, hat er nach geraumer Zeit wieder aufgegeben, weil es sich nicht gerechnet habe. Hardware (komplette Drucker) hat Mattutat schon seit längerer Zeit aus dem Sortiment verbannt. Die verkaufte Menge sei zu gering gewesen. Zudem ist die Zahl der Abgabestellen für leere (und damit wieder zu füllende) Patronen deutlich zurückgegangen. In Spitzenzeiten waren es vier. Dicht gemacht werden mussten Annahmepunkte in Weyerbusch, Betzdorf und Westerburg, lediglich der in St. Katharinen (Kreis Neuwied) ist noch existent – mit rückläufigen Zahlen, wie könnte es auch anders sein.



Start in kleinem Kabuff
Eine „Farce“ nennt Mattutat die vom Staat bereitgestellten Hilfen. Er habe seine zurückzahlen müssen, „weil die mir nicht zustand“. Wenigstens sein Vermieter habe die schwierige Lage verstanden und ihm unter die Arme gegriffen. Der gelernte Bürokaufmann, in Duisburg geboren, muss jedoch nicht nur die steigenden Kosten rund um sein Ladenlokal verkraften, auch Ausgaben für den Sprit schlagen mit immer höheren Werten zu Buche. Und das läppert sich ebenfalls, denn die Pendelei zwischen seinem Wohnort bei Asbach und seinem „Dienstsitz“ macht sich monetär ebenfalls immer stärker bemerkbar. So bleibt ihm derweil, da er viel Zeit hat, oft nur der Blick zurück. Nicht im Zorn, sondern eher mit Wehmut: „Wäre es wie bis ins Jahr 2020 gelaufen, wäre es gegangen.“ Und hin und wieder kommen Erinnerungen hoch an die erste Station seines beruflichen Werdegangs: „Da haben wir in einem kleinen Kabuff Patronen nachgefüllt.“

Noch abwarten
Im Hauruck-Verfahren entscheiden, wie seine berufliche Zukunft aussieht, möchte Mattuat nicht. „Den September und Oktober einmal abwarten“, gibt er seine Devise aus und verbindet damit die Hoffnung, dass wenigstens die „alten Zeiten“ teilweise zurückkehren. Dass seine grundsätzliche Auffassung, „der stationäre Handel hat viele Nachteile gegenüber dem Online-Handel“, eines Besseren belehrt wird, glaubt Mattutat nicht. Trotz enormer Konkurrenz macht er nicht mobil gegen das Treiben unter www. …“. „Ich bin nicht gegen diese Form des Geschäftemachens“, betont er, obwohl sie ihm so viel Schwierigkeiten bereitet. So bleibt für Mattutat zunächst einmal nur das Prinzip Hoffnung: dass die altbekannte Herbst-Winter-Erholung einsetzt und die Laufkundschaft also wieder vermehrt mit „seinen“ Produkten das Ladenlokal verlässt, dass die wenigen noch verbliebenen Großkunden bei der Stange bleiben, ja deren Zahl womöglich zunimmt. Und wenn nicht? So recht hat sich Mattutat noch keine Gedanken gemacht, wie es sich anfühlen würde, das Geschäft „ad acta“ zu legen. „P-ink“ soll nämlich weiterhin Anlaufstelle für Druckerzubehör mit all seinen Facetten bleiben. (vh)


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